Bargteheide/Lübeck. Sven S. wollte den Prozess unterbrechen. Doch der Richter verhandelt weiter. Zeugen berichten grausige Details der Tat.

Es ist ein verstörendes Bild. Sven S. betritt den Saal, lacht und freut sich, seine Familie zu sehen. Er winkt ihr sogar zu. So, als begegne er ihr gerade zufällig in einer Fußgängerzone. Doch die Familie trifft im Landgericht Lübeck aufeinander. Der 35-Jährige wird in Handschellen in den Raum geführt, trägt die in der JVA Lübeck vorgeschriebe grüne Kleidung.

Mit versteinerter Miene beobachtet die Mutter der getöteten Svea T. diesen selbstsicheren Auftritt des Mannes. Er ist angeklagt, seine Ex-Freundin im August vergangenen Jahres in Bargteheide erschossen zu haben. Mitte Februar begann das Verfahren gegen den Bodybuilder. Am Freitag wollte er erstmals selbst Angaben zur Tat machen. Doch zu einer Aussage von S. kam es nicht. Stattdessen forderte er einen anderen Anwalt, protestierte sogar, als der Richter den Prozess daraufhin nicht aussetzte.

Zeugin sieht Sven S. nach Tat schnellen Schritt weglaufen

„Ich habe im Treppenhaus eine Frauenstimme gehört, so als ob eine Frau telefoniert. Sie hat gekichert“, erinnert sich eine Nachbarin von Sven S. Die Zeugin mit den kurzen roten Haaren fügt hinzu: „Das Haus ist sehr hellhörig. Man hört alles.“ Auch wie Svea T. die Tür aufschließt und Sekunden später einen grellen Schrei von sich gibt.

Es folgte ein kurzer Wortwechsel. Dann knallt es mehrmals. „Als ich aus dem Fenster sah, ging Sven S. schnellen Schrittes weg“, erinnert sich die Frau. Die Situation kommt ihr unheimlich vor. Sie geht ins Treppenhaus und hört ein Stöhnen aus der Wohnung von S.. „So, als ob jemand hinter der Tür liegt.“

Zuvor häufige Einsätze wegen häuslicher Gewalt

Wenig später sieht die Zeugin Polizisten mit Maschinenpistolen vor dem Haus. „Ich habe dann bei der Polizei angerufen und gesagt, dass S. weg ist und jemand in der Wohnung stöhnt.“ Doch es kommt niemand zur Hilfe. Die Frau ruft noch zwei weitere Male bei der Polizei an und wartet eine halbe Stunde auf die Beamten. „Aus dem Stöhnen wurde irgendwann ein Röcheln, dann wurde es irgendwann totenstill.“ Es sind Worte, die der Mutter der Verstorbenen Tränen in die Augen schießen lassen. Ihr Mann nimmt ihre Hand, versucht sie zu trösten. Sven S. sitzt indes regungslos auf der Anklagebank. Eine Polizisten, die als Erste die Wohnung betrat, bestätigt, dass Svea T. hinter der Tür lag. Die Polizei konnte die Frau sofort identifizieren. Häufiger hatte es bei dem Paar Einsätze wegen häuslicher Gewalt gegeben. T. soll sich deswegen getrennt haben. Am Tattag lockte S. sie in seine Wohnung. Der Prozess wird fortgesetzt.