Bargteheide. Ermittler werteten rund 20.000 Nachrichten aus. Bodybuilder erschoss Bargteheiderin, weil sie sich von ihm trennte. Prozess im Februar.

Rund fünf Monate nach dem Mord an der 28 Jahre alten Svea T. in Bargteheide hat die Staatsanwaltschaft Lübeck jetzt Details der Bluttat bekanntgegeben. Sven S. soll seine Ex-Freundin in den Hinterhalt gelockt und erschossen haben. Dies geht aus der Auswertung von Handy-Nachrichten zwischen Täter und Opfer hervor.

20.000 WhatsApp-Mitteilungen und andere Nachrichten haben Polizei und Staatsanwaltschaft gelesen und konnten so laut Ulla Hingst, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lübeck, Einblicke in die Beziehung von Opfer und Täter bekommen. Ferner gibt die schriftliche Kommunikation auch Aufschluss darüber, wie es zu der Tat am Freitag, 12. August 2016, gekommen ist.

Die Auswertung untermauert dabei die Mordanklage, die jetzt von der Staatsanwaltschaft Lübeck erhoben wurde. „Mordmerkmale sind Heimtücke und niedrige Beweggründe“, erklärt Ulla Hingst. Heimtücke, weil der 35 Jahre alte Sven S. die Frau unter falschen Vorwand in seine Wohnung gelockt hat. „Er hat dem Opfer gesagt, dass er im Urlaub sei und erst am 13. August wiederkomme. Dabei bat er Svea T. einen Tag vorher, Einkäufe für ihn zu erledigen und in die Wohnung zu bringen“, sagt Hingt. Die 28 Jahre alte Bargteheiderin, die einen Schlüssel zur Wohnung ihres Ex-Partners an der Alten Landstraße besaß, ging somit arglos in die Wohnung, wo sie plötzlich vor Sven S. stand. Dieser richtete eine Schusswaffe auf die junge Frau und drückte dreimal ab. Sie starb in der Wohnung.

Bevor S. flüchtete, rief er selbst den Notruf und gestand die Tat. Erst einen Tag später nahm ein Spezialeinsatzkommandeo der Polizei den Bodybuilder auf einem Campingplatz in Ammersbek fest. Seitdem sitzt der in Polizeikreisen als gewalttätig geltende Mann in Untersuchungshaft. Fünf Tage nach dem grausigen Verbrechen führte Sven S. die Polizei zu der Tatwaffe. Die Pistole hatte er auf seiner Flucht in einem Tümpel in Bargteheide entsorgt.

In der Kleinstadt herrschte nach dem Verbrechen Entsetzen. Freunde und Bekannte kamen zum Tatort und legten am Hauseingang Blumen und Kerzen nieder. Auf dem Erdbeerhof Glantz, wo Svea T. im Restaurant gearbeitet hatte, trauerten die Mitarbeiter um sie. Auch die Trauerfeier fand auf dem Hof von Enno Glantz statt. Bei den Pferden hatte die Springreiterin ihre Freizeit am liebsten verbracht.

Aus Angst hielt Svea T. Kontakt zu ihrem Mörder

Während der Trauer um die lebensfrohe Frau stellten sich viele die Frage, warum Svea T. in der Wohnung ihres Ex-Freundes war. Schließlich hatte sie sich mehr als ein halbes Jahr vor der Tat von ihm getrennt. Grund dafür soll unter anderem „häusliche Gewalt“ gewesen sein. Auch nach der Trennung soll S. seiner ehemaligen Partnerin gedroht und ihr nachgestellt haben. Die Übergriffe waren dabei so massiv, dass die junge Frau per Gericht eine einstweilige Verfügung gegen Sven S. erwirkte. Der mehrfach vorbestrafte Mann durfte sich ihr nicht nähern und auch keinen Kontakt zu ihr aufnehmen.

Doch warum gab es dann diesen regen Kurznachrichten-Verkehr? Ulla Hingst spricht von einem „inkonsistenten Verhalten“ des Opfers. Ferner kommen die Ermittler zu dem Schluss, dass die junge Frau aus Angst den Kontakt zu ihrem gewalttätigen Ex-Freund hielt. „Offenbar befürchtete sie unkontrollierte Reaktionen von S., sollte sie den Kontakt zu ihm abrupt abbrechen“, sagt die Oberstaatsanwältin. Sie verweist dabei auf die ausgewerteten Nachrichten zwischen Opfer und Täter.

Svea T. wusste offenbar, zu was der Bodybuilder mit dem kahl geschorenen Kopf in der Lage war. Nach der Trennung bedrohte und tyrannisierte er nicht nur sie, sondern auch ihre Familie. So hatte jemand einige Wochen nach der Trennung das Pferd der Mutter schwer verletzt. Der Täter drang in den Stahl ein und fügt dem Tier Schnittverletzungen am Hals zu. Zeugen sahen einen glatzköpfigen Mann flüchten. Laut Hingst wurde in diesem Fall gegen S. ermittelt, allerdings konnte ihm die Tat nicht nachgewiesen werden. Doch die Familie des Opfers sowie andere Pferdehalter, die ihre Tiere ebenfalls in dem Pferdestall in der Nähe von Bargteheide untergebracht haben, sind sich sicher, dass es Sven S. war, der die Trennung von Svea T. nicht akzeptieren wollte.

Auch die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass S. die Entscheidung der jungen Frau, die Beziehung zu beenden, nicht akzeptieren wollte. „Wir sehen hier ein selbstsüchtiges Motiv“, sagt Ulla Hingst. Damit begründe sie das zweite Mordmerkmal „niedrige Beweggründe“. Denn Sven S. habe mit der Tat seinen Besitz- und Machtanspruch an Svea T. deutlich gemacht, die er nur noch als Objekt angesehen habe.

Welche Vorstrafen Sven S. genau hat, wollte Ulla Hingst auf Nachfrage nicht sagen und verweist auf die Persönlichkeitsrechte. Schließlich sei S. noch nicht rechtskräftig verurteilt. Die Hauptverhandlung gegen den Bargteheider soll Anfang Februar vor dem Landgericht in Lübeck eröffnet werden.