Reinbek. Malte Harlapp aus Reinbek will für die Grünen in den Kieler Landtag einziehen. Am 11. Januar wird er als Direktkandidat nominiert.
Zum Termin mit dem Hamburger Abendblatt vor dem Reinbeker Schloss erscheint Malte Harlapp drei Minuten zu spät. Das hatte er eine Viertelstunde zuvor schon via Handy mitgeteilt – der Bus war ausgefallen. Dieser junge Mann ist gewissenhaft. Das schätzen auch seine Stormarner Parteikollegen an ihm – und noch viel mehr. Der 20 Jahre alte Reinbeker ist ein Hoffnungsträger der Grünen. Für sie will er in den Landtag einziehen und damit auch Berufspolitiker werden. Zumindest für eine Legislaturperiode. Das sind fünf Jahre.
Dafür muss er aber noch mehrere Hürden überwinden. Dass er die erste packt, ist nur eine Formalie. Denn auf der Mitgliederversammlung des Kreisverbands der Grünen im Glinder Bürgerhaus am 11. Januar, wo drei Direktkandidaten für die Landtagswahl am 7. Mai 2017 nominiert werden, hat Harlapp, der den Wahlkreis Stormarn-Süd (Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf) in Kiel vertreten will, keinen Mitbewerber. Also kann er sich jetzt schon intensiv darüber Gedanken machen, wie er die Menschen überzeugen will, damit sie ihm in vier Monaten ihre Stimme geben. Seine Konkurrenten aus den Reihen der großen Parteien sind der Jurist Lukas Kilian (CDU) sowie der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat.
Und wie stehen die Chancen dann, einen Tag nach seinem 21. Geburtstag? „Mit Wahrscheinlichkeiten will ich mich gar nicht groß beschäftigen. Einfach antreten und machen“, sagt Harlapp. Der Jungpolitiker hat klare Vorstellungen, wie und wo er punkten kann. Auf Seminaren hat er gelernt, Themen zu setzen. „Ich werde im Wahlkampf viele Schulen und Jugendzentren besuchen, aber auch in Altersheimen und auf Märkten präsent sein.“
Harlapp bezeichnet sich als Bildungs- und Sozialpolitiker, Themen wie 100-Prozent-Unterricht, Inklusion und Betreuung in Kindertagesstätten sind ihm wichtig. Aber auch die Bereiche Verbraucherschutz und Umwelt wird der Reinbeker im Wahlkampf vermehrt ansprechen – klassische Themen der Grünen.
Als Kreisschülersprecher 30.000 Stormarner vertreten
Schon jetzt kümmert er sich um Termine an Schulen, wo er sich und sein Programm präsentieren will. Diesbezüglich stimmt er sich mit Christdemokrat Kilian und Sozialdemokrat Habersaat ab, auch mit der FDP und Politikern der Linken hat Harlapp Kontakt. Geplant sind mehrere Diskussionsrunden mit den Direktkandidaten der Parteien im Wahlkreis Stormarn-Süd.
Womöglich spielt es dem Reinbeker in die Karten, dass im Mai erstmals 16-Jährige bei einer Landtagswahl in Schleswig-Holstein ihre Stimme abgeben dürfen. Harlapp war bis vergangenes Jahr selbst noch Schüler, ist aus dieser Zeit vielen Jungen und Mädchen als Kreisschülersprecher bekannt. In dieser Funktion vertrat er 30.000 junge Stormarner. Harlapp sagt: „Ich besuche demnächst Bildungseinrichtungen und will die Leute animieren, zur Wahl zu gehen.“ Ziel sei es, die Demokratie zu stärken. Wahlbeteiligungen um die 50 Prozent seien für ihn zu wenig.
Wenn man dem jungen Mann bei seinen Ausführungen zuhört, wird sofort klar, dass Politik seine Leidenschaft ist. Warum? „Die Möglichkeit, gestalten zu können und etwas zu bewegen, ist eine tolle Sache“, erklärt der Reinbeker.
Eines ist ihm ganz wichtig bei der Landtagswahl, und plötzlich wird seine Stimme energischer: die Alternative für Deutschland (AfD) klein zu halten. „Ich werde dafür kämpfen, dass sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert“, sagt Harlapp. Um viele Menschen mit seinen politischen Ansinnen zu erreichen, ist er auch in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram aktiv.
Sich für andere einzusetzen, Dinge, die er für wichtig erachtet, als Sprachrohr voranzutreiben – das beherzigt Harlapp schon seit Jahren. Zum Beispiel als Schülersprecher der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule in Glinde und später an der Beruflichen Schule Ahrensburg (BSA), wo er die Fachhochschulreife erlangt hat.
Einen Teil des Gehalts würde Harlapp spenden
An der Bildungseinrichtung in der Schlossstadt setzte er sich unter anderem für das Projekt Deutsch als Zweitsprache (DAZ) ein. Dabei bekommen junge schulpflichtige Asylsuchende Deutsch als zusätzliches Unterrichtsfach angeboten. Das Vorhaben wurde verwirklicht.
Für Harlapp steht seit Jahresbeginn Bundesfreiwilligendienst an der Gertrud-Lege-Grundschule in Reinbek auf dem Programm, später möchte er studieren, wahrscheinlich auf Lehramt. Er sagt: „Ich habe nicht nur einen Plan, es gibt drei oder vier Wege.“ Führt einer den Reinbeker, der 2015 den Grünen beitrat und in seiner Heimatstadt Bürgerliches Mitglied im Sozial- und Schulausschuss ist, in den Landtag? Per Direktmandat ist das noch keinem Grünen in Schleswig-Holstein geglückt.
Günther Herder-Alpen, Fraktionsvorsitzender der Reinbeker Grünen, beschreibt den Nachwuchspolitiker so: „Die Argumente für seine Anliegen sind gut. Er ist lernbereit, hat sich in viele Dinge hineingearbeitet.“ Harlapp habe sehr viel Potenzial. Ein Landtagsabgeordneter in Kiel verdient übrigens 8035 Euro brutto im Monat. Harlapp sagt, er würde einen Teil davon für soziale Einrichtungen spenden.