Bad Oldesloe. Mehr bezahlbarer Wohnraum: Kommunen sollen bis Ende Januar signalisieren, ob sie sich an einer kommunalen Gesellschaft beteiligen.

„Das Ziel ist mehr bezahlbarer Wohnraum in Stormarn“, sagt Landrat Henning Görtz. Um das zu schaffen, gebe es verschiedene Wege. Einer davon ist die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft. Das Thema nimmt jetzt richtig Fahrt auf. Kreispolitiker beschäftigen sich damit seit Monaten (wir berichteten), bildeten eine interfraktionelle Arbeitsgruppe. Gespräche mit der Sparkasse Holstein verliefen positiv. Sie käme als Investor in Betracht (wir berichteten). Allerdings müssen auch die Kommunen mitmachen. Sie könnten Flächen zur Verfügung stellen. Die Bürgermeister der Städte und Gemeinden haben jetzt Post von der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe bekommen, die einen Fragebogen beinhaltet. Bis Ende Januar sollen sie signalisieren, ob sie dabei sind.

Der Fragenkatalog verlangt acht Antworten. Der zentrale Punkt ist die Nummer fünf. „Gibt es bei Ihnen eine politische Mehrheit für eine Beteiligung an einer kreisweiten Gesellschaft, die öffentlich geförderten/bezahlbaren Wohnungsbau für Sie betreibt?“, heißt es dort. Auch wird nach baureifen Grundstücken für mehrgeschossigen Wohnungsbau sowie nach aktuellen Planungen gefragt.

Hohe Nachfrage nach Sozialwohnungen

Laut einer Studie des Bremer Planungsbüros Baumgart & Partner benötigt Stormarn bis 2030 rund 15.000 neue Wohnungen, vor allem „bezahlbare“. Womöglich fehlen noch mehr Einheiten. Denn der Kreis wächst schneller als bislang vorhergesagt. Auch weil die Not jetzt schon groß ist – insbesondere im Süden wie zum Beispiel Reinbek und Glinde besteht eine hohe Nachfrage nach Sozialwohnungen, die nicht befriedigt werden kann –, haben sich Kreispolitiker der Sache angenommen.

Landrat Görtz ist Mitglied der Arbeitsgruppe, die sich wieder am 11. Januar trifft. Er sagt: „Wir ermitteln jetzt die konkreten Bedarfe in den Kommunen, können dann ein Geschäftsmodell mit einer Größenordnung entwickeln.“ Bis zum kommenden Sommer werde entschieden, was genau passiere und welche Rolle der Kreis dabei spiele. Womöglich stellt sich heraus, dass eine Wohnungsgesellschaft nicht zu verwirklichen ist. Denn über allem steht die Frage der Finanzierung. Auf Sicht benötigt die Gesellschaft rund 1000 Wohnungen, um wirtschaftlich bestehen zu können. Ob bei einem Projekt dieser Dimension ein Investor ausreicht?

Bündnis ohne Gesellschaftsgründung

In der Wohnungsbauwirtschaft wird die Gründung einer Gesellschaft auf Kreisebene kritisch gesehen. Marcel Sonntag, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Neue Lübecker, sagte jüngst dem Abendblatt: „Stormarn benötigt ein Wohnungsbündnis mit freien Unternehmen und Genossenschaften, ohne eine Gesellschaft zu gründen.“ Diese Variante hält auch Görtz für möglich. Stormarns Landrat: „Der Kreis könnte als Koordinator fungieren, zwischen Kommunen und Unternehmen vermitteln.“ Wichtig sei, dass Stormarn in Sachen bezahlbarer Wohnraum vorankomme.

In Barsbüttel hat die Verwaltung den Fragebogen schon ausgefüllt. Hinter der Nummer fünf steht ein Ja. Allerdings mit dem Hinweis, dass sich die Gesellschaft wirtschaftlich selbst trägt und nicht den Gemeindehaushalt belastet. Die Kommune könnte Grundstücke miteinbringen. Ob der Bogen auch so an die Kreisverwaltung zurückgeht, entscheidet der Planungsausschuss am 12. Januar. CDU-Politiker Wolfgang Böckmann sagt: „Vom Grundsatz her ist ein Beitritt mehrheitsfähig. CDU und SPD ziehen da an einem Strang.“