Glinde. Die Politiker wollen das Konzept für die Glinder Gemeinschaftsschulen beschleunigen – gegen erbitterten Widerstand vieler Eltern.
Glindes Politiker wollen ein Zeichen pro Schulfusion setzen: Die drei Fraktionen von SPD, CDU und Grünen werden heute Abend im Kulturausschuss gemeinsam den Termin festlegen, an dem die beiden Glinder Gemeinschaftsschulen fusionieren sollen. Nach dem Willen der Politik, soll das im Schuljahr 2018/19 geschehen.
Ziel: Die Sönke-Nissen-Schule - bisher ohne Oberstufe - soll durch das Oberstufenprofilkonzept der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld aufgewertet werden. Die Wiesenfelder müssen deshalb vom Holstenkamp in das Schulzentrum am Oher Weg ziehen und mit der dortigen Sönke-Nissen-Schule eine große Gemeinschaftsschule mit rund 1500 Schülern und einem Schulleiter bilden. Das Gymnasium zieht dafür aus dem Schulzentrum in die gerade erweiterten Räume nach Wiesenfeld.
In Sönke-Nissen-Schule werden 100 Flüchtlinge integriert
Die Politiker rechnen heute Abend erneut mit hitzigen Diskussionen, denn gegen die Fusion gibt es erbitterten Widerstand. Eine Mediation brachte die Schulen Anfang des Jahres zwar an einen Tisch, aber die Arbeit am Konzept stockt. Mit dem Termin wollen die Politiker nun „sanften Druck ausüben“, so CDU-Fraktionschef Dr. Rainer Neumann. SPD-Chef Frank Lauterbach betont: „Es geht darum, die sozial gerechte Schullandschaft in Glinde zu erhalten und zu verbessern.“
Hintergrund: Bisher entscheiden sich nur rund 30 Kinder pro Jahr für die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule. Erst durch die Ablehnung an anderen weiterführenden Schulen kommen etwa 60 Schüler pro Jahrgang zusammen. Eine Zahl, die ab dann weiter jährlich durch Abgänger anderer Schulen bis auf 90 pro Jahrgang wächst. Dadurch gebe es zu Beginn des Schuljahres in den Klassen immer wieder neue Rangkämpfe, während in Wiesenfeld vier fünfte Klassen starten würden, die zusammenbleiben dürften, sagt Petra Grüner (Grüne). Auch müsse die Sönke-Nissen-Schule als DAZ-Zentrum bisher allein rund 100 Flüchtlingskinder integrieren, die hier Deutsch als Zweitsprache lernen, so Grüner.
Widerstand bei Eltern der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld
Dieses „Zwei-Klassen-System“ wollen die Politiker schon seit einem Jahr beenden. Doch während Gymnasium und Sönke-Nissen-Schule die Fusion befürworten, gibt es an der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld Widerstand: Schüler, Eltern und Lehrer fühlen sich zum einen um die Früchte der Aufbauarbeit für ihr Konzept betrogen. Außerdem ist das Schulgelände am Holstenkamp seit Jahren Dauerbaustelle, weil dort aufgrund der wachsenden Schülerzahlen kräftig ausgebaut wird. Gerade mal ein Jahr werden die Wiesenfelder ihren maßgeschneiderten Neubau nur genießen dürfen, ehe sie ausziehen müssen.
Zudem punktet die Schule bei Eltern auch durch ihre bisherige Überschaubarkeit. Kritikern einer großen Gemeinschaftsschule hält Johannes Ratzek (SPD) indes entgegen: „Wentorf hat 1200 Schüler, das Reinbeker Gymnasium 1300, das funktioniert auch.“
Schulfusion kostet mehr als 16 Millionen Euro
In den sozialen Medien läuft die Diskussion auf Hochtouren: Auf Facebook ruft die Gruppe „GEMS Glinde-Fusions Irrsinn“ die Eltern auf, im heutigen Kulturausschuss Präsenz zu zeigen. Administrator Dariush Pasdar schreibt dort, was viele in Wiesenfeld fürchten: Die politisch gewollte Stärkung des Schulstandortes Glinde werde in einer jahrzehntelangen Dauerbaustelle erfolgen, da die Stadt die notwendigen Umbaumaßnahmen aus Geldmangel auf mehrere Jahre verteilen muss. Pasdar: „Also sollen wir von einer Baustelle in die nächste ziehen.“
In der Tat gibt es Anlass zu dieser Sorge, denn das beauftragte Architekturbüro schätzte die Kosten für die Schulfusion im September auf mehr als 16 Millionen Euro. Sie werden aber nicht nur durch das Zusammengehen der beiden Schulen ausgelöst. Vieles, was in die Gesamtkosten einfloss, wünschen sich die Schulen seit Jahren, etwa die Sanierung der Biologieräume am Schulzentrum. Darin sei aber auch vieles enthalten „was wir nicht angehen werden in den nächsten Jahren, etwa eine neue Sporthalle in Wiesenfeld für 5,7 Millionen Euro“, sagt Wolf Tank, Fraktionschef der Grünen. Allerdings entdeckte eine Gutachterin gerade Asbest und andere Schadstoffe in den Schulen. Die Kosten für die Beseitigung kommen noch dazu.
„Man muss die Chancen sehen“, meint SPD-Mann Lauterbach. „Da sind zwei Schulen mit sehr guten Konzepten. Wenn man Synergieeffekte hat, sollte man das nutzen und aus zwei Systemen ein besseres machen.“