Glinde. Ein Rückbau von Holstenkamp und Kaposvar-Spange ist zwar möglich – bringt aber nicht nur Vorteile: Die Ampeln müssten dann weg.

Sie wollen ihre verkehrsberuhigten Straßen zurück: Der Wunsch vieler Glinder Bürger, am Holstenkamp und an der Kaposvar-Spange wieder Tempo-30-Zonen einzurichten, könnte doch noch in Erfüllung gehen. Bei einer Informationsveranstaltung im Großen Festsaal des Marcellin-Verbe-Hauses teilte die Verwaltung mit, dass eine Umstellung zurück zum Urzustand nicht ausgeschlossen sei. „Bevor man der Maßnahme zustimmt, müssen wir uns gründlich mit den rechtlichen Folgen auseinandersetzen und das gesamte Spektrum erfassen“, sagte Glindes Bürgermeister Rainhard Zug.

Der Kreis hatte Tempo 50 angeordnet

Seit einer Woche dürfen Autofahrer auf 500 Metern der zwei Kilometer langen Strecke mit Tempo 50 fahren. Vor den an beiden Straßen gelegenen Kitas, Schulen sowie dem Hort Löwenzahn gilt werktags zwischen 7 bis 17 Uhr weiterhin Tempo 30. Wie berichtet, forderte die Verkehrsaufsicht des Kreises die Stadt dazu auf, die Anordnung unverzüglich umzusetzen. Grund: Die Behörde befürchtete ein Verkehrschaos, nachdem Unbekannte die noch mit Müllsäcken verhüllten neuen Schilder nachts freigelegt hatten.

Mittlerweile wurden die alten, auf Tempo-30-Zonen hinweisenden Schilder entfernt. „Indem die Anordnung umgesetzt wurde, haben wir die erste von drei Stufen erreicht“, sagt Zug.

In der sogenannten Stufe 2 soll nachgebessert werden: So beantragte die Verwaltung in einem Schreiben vom 4. Juli bei der Kreisverkehrsaufsicht, an der Kaposvar-Spange einen Zebrastreifen einzurichten. Bremsschwellen sollen für zusätzliche Entschleunigungen sorgen. In den Tempo-30-Bereichen sollen die Geschwindigkeitsbeschränkungen länger gelten, als bis 17 Uhr.

„Wir müssen uns gründlich mit den rechtlichen Folgen auseinandersetzen“, sagt Rainhard Zug
„Wir müssen uns gründlich mit den rechtlichen Folgen auseinandersetzen“, sagt Rainhard Zug © Claas Greite | Claas Greite,Claas Greite

Ebenso soll der Kindergarten Wilde Wiese miteinbezogen werden. Momentan liegt die Betreuungseinrichtung noch außerhalb des Tempo-30-Bereichs, weil sie nur rückläufig an den Holstenkamp grenzt. Der Haupteingang befindet sich an der Straße Schönhorst. Deshalb argumentiert der Kreis: „Über den Haupteingang ist die Wilde Wiese grundsätzlich über eine verkehrsberuhigte Straße zu erreichen“, sagt Dirk Willhoeft von der in Bad Oldesloe ansässigen Verkehrsaufsicht. „Eltern müssen dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder sicher ankommen.“ Auch die Einrichtung eines Zebrastreifens an der Kaposvar-Spange sieht Willhoeft kritisch. Er sagt. „Bei zu wenig Fußgängern könnte ein Zebrastreifen sogar zu größeren Gefahren führen, weil Autofahrer die Verkehrsregelung womöglich nicht mehr Ernst nehmen und weniger beachten würden.“ Eine Verkehrszählung soll weiteren Aufschluss geben. Doch während der sogenannten Erprobungsphase, die bis zu den Herbstferien andauern soll, bleiben die jetzigen Regelungen unverändert bestehen.

Das macht Katrin Jarck, Schulelternbeiratsvorsitzende der Grundschule Wiesenfeld wütend. Sie sagt: „Nach wochenlangem Engagement für einen sicheren Schulweg unserer Kinder ist das ein Tiefschlag.“ Auch Anwohnerin Martina Reuter findet: „Bei so viel Bürokratie fehlt die menschliche Seite.“

Mit Plakaten fordert die Glinder CDU Autofahrer nun dazu auf, freiwillig Tempo 30 zu fahren. „Wir wollen damit die Menschen sensibilisieren und hoffen, dass dadurch zumindest nicht mehr gerast wird“, sagt Lukas Kilian, Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender des Verkehrsausschusses.

Was eine dauerhafte Rückführung zur Tempo-30-Zone kosten würde, will die Verwaltung in Stufe 3 prüfen. Seit 1997 ist bekannt, dass der Holstenkamp nicht den gesetzlichen Richtlinien für eine Tempo-30-Zone entspricht. Bislang wurde dies vom Kreis toleriert. Durch den Bau der Kaposvar-Spange veränderte sich zudem der Charakter der Straße von einer Anlieger- zu einer Durchgangsstraße. Eine Verkehrszählung im Jahr 2013 ergab, dass durch den Holstenkamp pro Tag rund 3200 Autos fahren. An der Kaposvar-Spange sind es etwa 3500.

„Die Stadt hatte zwei Alternativen: Entweder weisen Schilder auf die neuen Verkehrsregelungen hin, oder die Straße wird entsprechend einer Tempo-30-Zone umgebaut“, sagt Detlef Klages von der Glinder Verwaltung. Eine Rückführung bringe nicht nur Vorteile, wie Glindes Verwaltungschef weiß. „Um der Straßenverkehrsordnung zu entsprechen, müssten in einer Tempo-30-Zone die zwei Ampeln am Holstenkamp wieder abgebaut werden“, sagt Zug. „Und auch Radfahrer müssten auf der Straße fahren.“