Reinbek. Feuerwehr soll an der Klosterbergerstraße bleiben. Das wollen einige Kommunalpolitiker, die den Grandplatz am Mühlenredder ablehnen.

Das Thema Neubau einer Feuerwache beschäftigt Reinbeks Kommunalpolitiker auch während der Sommerpause. Hinter verschlossenen Türen diskutieren sie über Möglichkeiten, wie es weitergehen soll. Denn alle wollen eine Lösung finden. Das aktuelle Gebäude in der Klosterbergenstraße ist nicht mehr zeitgemäß. „Es geht darum, wirtschaftlich das Vernünftigste unter allen Sicherheitsaspekten hinzubekommen“, sagt der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer. Dass der Komplex auf dem Grandplatz am Mühlenredder entsteht, wie im Jahr 2014 beschlossen, wird immer unwahrscheinlicher. Neben dem Wunsch einiger Entscheidungsträger, den Standort Kampsredder noch einmal zu untersuchen, kommt jetzt wieder eine Variante ins Spiel, über die schon vor Jahren gesprochen wurde: ein Neubau an der Klosterbergenstraße in kleinem Umfang inklusive Sanierung des alten Hauses.

„Die Wache am jetzigen Standort kann ertüchtigt werden. Das wäre meine 1-A-Lösung“, sagt Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Forum 21 und Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. Er lehnt den Mühlenredder inzwischen genauso wie die Mehrheit der Stadtverordneten ab. Weil die Sache laut Dierking dort zehn oder sogar 10,5 Millionen Euro kostet. Neben dem Gebäude für rund sieben Millionen Euro sollte die TSV Reinbek als Ausgleich einen Kunstrasenplatz für rund eine Million Euro bekommen. Auch die Straße müsste umgebaut werden.

Reinbek hat aktuell 25 Millionen Euro Schulden

Für Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU) ist das ebenfalls zu viel Geld. Er sagt: „Wenn das so weitergeht, hat die Stadt 2019 40 Millionen Euro Schulden.“ Derzeit steht Reinbek mit rund 25 Millionen in der Kreide und hat zahlreiche Projekte vor der Brust, die viel Geld verschlingen werden. So soll ab 2018 die Gemeinschaftsschule im Schulzentrum am Mühlenredder auf Vordermann gebracht werden. Für Sanierung und Ausbau sind nach ersten Schätzungen bis zu acht Millionen Euro fällig.

Deshalb plädiert auch Lohmann, der während der sitzungsfreien Zeit an Geheimgesprächen teilgenommen hat, dafür, an der Klosterbergenstraße zu erweitern. „Weil das nicht einmal die Hälfte vom Neubau am Mühlenredder kostet“, sagt der Politiker. Er schlägt vor, das benachbarte Grundstück zu kaufen und dort ein Gebäude mit drei Stellplätzen für zu schwere sowie zu große Fahrzeuge zu schaffen, die nicht in die jetzige Wache passen. Auch in diese muss laut Lohmann noch investiert werden. Der Maschinenbauingenieur hat das benachbarte Grundstück bereits unter die Lupe genommen und eigene Zeichnungen erstellt. Er sagt: „Es sind 25 Stellplätze für die Privatautos der Feuerwehrleute möglich.“

Momentan ist Sicherheit der Helfer nicht gewährleistet

Die Wache an der Klosterbergenstraße wurde 1967 fertigstellt, hatte damals 532 Quadratmeter Nutz- und 273 Quadratmeter Wohnfläche. 1994 wurde sie erweitert – 1217 Quadratmeter Nutz- sowie 177 Wohnfläche sind es nun. Inzwischen ist dort die

Die Brennpunkte der Reinbeker Feuerwache

© HA | L. Schmidt
Zu eng: Die Feuerwehrleute dürfen mit ihren privaten Autos im Halteverbot gegenüber der Wache stehen. Gefährlich wird es, wenn die schweren Fahrzeuge ausrücken, weitere Helfer ankommen und Anwohner die Straße passieren
Zu eng: Die Feuerwehrleute dürfen mit ihren privaten Autos im Halteverbot gegenüber der Wache stehen. Gefährlich wird es, wenn die schweren Fahrzeuge ausrücken, weitere Helfer ankommen und Anwohner die Straße passieren © HA | Joachim Stanisch
. Die Sachen hängen direkt nebeneinander. Das soll nicht seinDie
. Die Sachen hängen direkt nebeneinander. Das soll nicht seinDie © HA | René Soukup
Zu schwer und zu hoch: Einige Feuerwehrwagen passen nicht in die Fahrzeughalle. Dort dürfen nur Autos mit maximal zwölf Tonnen Gewicht parken. Ein Löschfahrzeug steht deswegen in der Waschhalle
Zu schwer und zu hoch: Einige Feuerwehrwagen passen nicht in die Fahrzeughalle. Dort dürfen nur Autos mit maximal zwölf Tonnen Gewicht parken. Ein Löschfahrzeug steht deswegen in der Waschhalle © HA | Joachim Stanisch
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aber nicht mehr gewährleistet.

Gravierende Mängel gibt es in der Fahrzeughalle, wo zum Beispiel nicht nur der Abstand zwischen den Fahrzeugen zu klein ist, sondern auch der zwischen Autos und Pfeilern. Es besteht erhöhte Verletzungsgefahr. Zudem wird von der Stadt geduldet, dass die Kameraden ob der fehlenden Stellplätze mit ihren privaten Autos gegenüber der Wache im Halteverbot stehen. Bei Einsätzen kreuzen die ausrückenden Fahrzeuge jedoch den Querverkehr und die eigenen Kollegen, die gerade ankommen. Der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK) sind die Sicherheitsmängel bekannt. Sie fordert seit Langem eine Lösung.

Vor zwei Jahren vermittelte der damalige Landrat Plöger

Lohmann sagt, es scheine in der Politik die Bereitschaft zu geben, darüber nachzudenken, den Standort Klosterbergenstraße auf Vordermann zu bringen. „Und es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Feuerwehrleute diese Lösung für die beste halten.“ Konkreter wird es am 13. September im Bau- und Planungsausschuss. Dann steht der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan auf dem Grandplatz am Mühlenredder auf der Agenda – wie bereits im Juli. Damals wurde das Thema von der Tagesordnung gestrichen. „Die Vorlage wird auch jetzt keine Mehrheit bekommen“, sagt Grünen-Fraktionschef Günther Herder-Alpen.

Über eine neue Wache wird in Reinbek seit Jahren gestritten. Erst hatte die Politik mit Mehrheit der Stimmen von CDU, SPD und Grünen den Bau auf dem Gelände des Betriebshofes beschlossen, obwohl durch Probefahrten bereits nachgewiesen worden war, dass dort und auch anderswo – mit Ausnahme des Mühlenredders – die Hilfsfrist nicht einzuhalten ist. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. Die Fachaufsichtsbehörde des Kreises lehnte das Vorhaben ab. Einige Politiker bezweifeln jedoch die Ergebnisse der Probefahrten. Im Februar 2014 vermittelte der damalige Landrat Klaus Plöger auf einem Friedensgipfel in Bad Oldesloe zwischen allen Beteiligten. Schließlich wurde der Mühlenredder ausgesucht, der nun aber nicht mehr gewollt ist.

Bauamtsleiter hält von Neubau an altem Standort nicht viel

„Ich kann mir vorstellen, dass es einen Antrag geben wird, Alternativstandorte zu finden, verbunden mit dem Auftrag an die Verwaltung, Maßnahmen auszuloten, um die Hilfsfrist einzuhalten“, sagt Herder-Alpen. Er denke dabei zum Beispiel daran, durch Parkverbote auf Straßen oder Sonderzufahrten den Feuerwehrfahrzeugen ein schnelleres Vorankommen in Reinbek zu ermöglichen.

Sollte sich die Politik für den Neubau an der Klosterbergenstraße entscheiden, wäre das hinfällig. Von dort ist das Einhalten der Hilfsfrist garantiert. Und was sagen die Feuerwehrleute zu dieser Variante? Ortswehrführer Andreas Wollny: „Erst würde ich das Konzept sehen wollen und wissen, wie sich die Forderungen der Feuerwehrunfallkasse damit vereinbaren lassen.“

Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel hält nicht viel von einer neuen Wache am alten Standort. Die Verwaltung habe dort bereits vor zehn und fünf Jahren alles geprüft. „Die Klosterbergenstraße ist nicht mehr für eine Wache zu nutzen“, sagt er.