Reinbek. Der Streit um den Standort der Reinbeker Feuerwache ist wieder entfacht. Feuerwehrleute zeigen, weshalb sie ein neues Gebäude brauchen.
„Uns läuft die Zeit davon. Es sind Zustände hier, die heute nicht mehr gehen“, sagt Reinbeks Wehrführer Andreas Wollny über die Feuerwache in der Klosterbergenstraße. Das wissen auch Reinbeks Politiker. Sie beschlossen 2014 nach jahrelangem Streit einen Neubau auf dem Grandplatz am Mühlenredder. Denn nur dort ist die Hilfsfrist einzuhalten: Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. Inzwischen lehnt die Mehrheit der Stadtverordneten den Standort aber ab und würde dem Bebauungsplan nicht zustimmen. Den Politikern ist das Projekt zu teuer. Sie rechnen mit mehr als zehn Millionen Euro Kosten. Wie es weitergeht, ist völlig offen – eine rasche Lösung ist nicht in Sicht. Die Feuerwehrleute schlagen Alarm, denn im jetzigen Gebäude ist ihre Sicherheit gefährdet. Im Abendblatt zeigen sie die Brennpunkte der Wache.
Gravierende Mängel gibt es in der Fahrzeughalle. Nicht nur der Abstand zwischen den Fahrzeugen ist zu klein, sondern auch der zwischen Autos und Pfeilern. „Verletzungen sind programmiert“, sagt der 40 Jahre alte Wollny. Und das, obwohl alle Helfer sehr vorsichtig seien. Zudem sind die Tordurchfahrten zu schmal.
Drehleiter touchiert Garagentor
Vom Boden bis zum Deckenträger in der Einfahrt beträgt der Abstand nur 3,35 Meter. Deswegen ist beim Rangieren mit dem Drehleiterfahrzeug Präzision gefragt. Das gelingt in der Hektik nicht immer. Davon zeugen mehrere Beulen in einem der Hallentore. Zum Vergleich: In der im Februar 2014 fertiggestellten Wache in der Nachbarkommune Glinde, die zu den modernsten in Norddeutschland zählt, ist der Einfahrtsbereich rund fünf Meter hoch.
Hinzu kommt, dass die Statik der Reinbeker Wache keine schweren Fahrzeuge zulässt. Die Traglast der Decke ist auf 12 Tonnen festgeschrieben. „Rüstfahrzeuge der heutigen Generation sind aber 16,5 Tonnen schwer“, sagt Pressesprecher Joachim Stanisch. Ein solches benötigen die Reinbeker demnächst. In der Halle steht eines mit 33 Jahren auf dem Buckel. Laut Wollny ist es dauernd in der Werkstatt, zuletzt hätten bei einem Einsatz auf der Kreisstraße 80 die Bremsen versagt. „Nur der Routine des Fahrers ist es zu verdanken, dass nichts Schlimmes passiert ist“, sagt der Wehrführer.
Spindfächer viel zu klein
Eng ist es auch eine Etage tiefer im Keller des Gebäudes. Hier haben die meisten der 80 Feuerwehrleute, die im vergangenen Jahr zu 230 Einsätzen ausgerückt sind, ihren Spind. Die Fächer sind so klein, dass Freizeit- und Einsatzkleidung direkt nebeneinander hängen. Laut Wollny ist bei Neubauten eine strikte Trennung vorgeschrieben. Er selbst hat seinen Spind wegen Platzmangels genauso wie seine zwei Stellvertreter und ein Gruppenführer direkt hinter den schweren Fahrzeugen in der Halle. Wollny: „Das ist eigentlich nicht erlaubt.“
Genauso schlimm ist die Parkplatzsituation. Die Stadt duldet zwar, dass die Feuerwehrleute ob der fehlenden Stellplätze mit ihren privaten Autos gegenüber der Wache im Halteverbot stehen. „Bei Einsätzen kreuzen die ausrückenden Fahrzeuge jedoch den Querverkehr und die eigenen Kameraden, die gerade ankommen“, sagt Stanisch. Weil die Wache zu klein ist, sind unter anderem Ölbindemittel und die Notfallausstattung für Bahnunfälle in einem Gebäude gegenüber eingelagert. Werden diese Materialien benötigt, muss für das Beladen der Feuerwehrfahrzeuge die Straße gesperrt werden. „Dann nutzen einige Autos einfach den Fußweg und gefährden uns“, sagt Wollny.
Gruppe soll nicht getrennt werden
Das Wort Mühlenredder nimmt er nicht mehr in den Mund, sagt stattdessen: „Wir wünschen uns ein neues Haus in zentraler Lage.“ Druck auf die Politik werde er nicht ausüben. Sollte sich Reinbek für den Bau an einem anderen Standort als auf dem Grandplatz entscheiden, zum Beispiel am Kampsredder, der von einigen Entscheidungsträgern bevorzugt wird, müsste wegen der Hilfsfrist ein zweites Feuerwehrhaus entstehen oder jenes in der Klosterbergenstraße erhalten bleiben – mit weniger Fahrzeugen als jetzt. Von dieser Variante hält Reinbeks Wehrführer nichts. Wollny sagt: „Es ist kaum vorstellbar, dass wir die Truppe trennen. Das will hier auch keiner.“