Hoisdorf. Die Vernehmungen der Beteiligten bei der Polizei sind noch nicht beendet. Die Obduktion ergab keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.
Die Staatsanwaltschaft Lübeck führt im Fall des vor gut drei Wochen am Hoisdorfer Jugendheim Lichtensee ertrunkenen Zweijährigen ein Todes-Ermittlungsverfahren. „Wir prüfen, inwieweit Fremdverschulden in Betracht kommt“, sagt Ulla Hingst, Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde. Im Kern geht es darum, ob sich ein Fahrlässigkeitsvorwurf erhärtet.
„Es wird sorgfältig aufgearbeitet, was genau passiert ist“, sagt Hingst, „und wie die Verantwortlichkeiten waren.“ Erst am Ende der Ermittlungen stehe fest, ob es zum Prozess kommt oder nicht. Die Vernehmungen der Beteiligten bei der Polizei sind noch nicht beendet. Die Obduktion ergab keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.
Die Hamburger waren die einzigen Gäste
Der kleine Junge war am Montag, 18. Juli, mittags mit einer Hamburger Kita-Gruppe nach Hoisdorf gekommen. Sieben Betreuer und 19 Kinder im Alter von ein bis sieben Jahren wollten sich im Grünen erholen. Die Hamburger waren die einzigen Gäste in dem 60-Betten-Haus des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost.
Nach den bisherigen Erkenntnissen spielten die Kinder am Nachmittag auf dem Fußballfeld, das direkt an den See grenzt. Als auffiel, dass der Zweijährige verschwunden war, wurde um 17.39 Uhr die Polizei informiert.
Die Reanimation blieb erfolglos
Da die Beamten den Jungen nicht finden konnten, alarmierten sie um 18.18 Uhr die Freiwilligen Feuerwehren in Hoisdorf, Oetjendorf, Siek und Meilsdorf, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit ihrem Boot und die Suchhundestaffel des Kreises. Mehr als 60 Helfer durchkämmten das Gelände. Aber erst gegen 20.10 Uhr entdeckten sie den leblosen Körper im flachen Wasser. Der Notarzt konnte das Kind nicht mehr reanimieren. Ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich um die am Abend in Hoisdorf eingetroffenen Eltern, Betreuer und Kinder.
Im Jugendheim Lichtensee übernachten kirchliche Gäste wie Konfirmanden, aber auch Schulklassen und Kita-Gruppen. In den 1950er-Jahren betrieb die Kirche ein Zeltlager, nach und nach wurde das Haus ausgebaut. Im Vorjahr gab’s 7400 Übernachtungen.