Trittau. Nach fünf Tagen sind die Zelte der Kinderstadt wieder abgebaut. Veranstalter ziehen positive Bilanz. Miteinander nicht immer einfach.
260 Kinder, 200 Betreuer, 60 Großzelte, 33 Tonnen Material und jede Menge Programm: „Es war aufregend, spannend und anstrengend“, sagte Amira und drehte am Sonnabendmorgen den eisernen Stadtschlüssel im fiktiven Schloss zu „Stormini 2016“ um. Damit ist das Planspiel des Kreisjugendrings (KJR) Stormarn auf dem Gelände der Hahnheideschule beendet. Die 13-jährige Gymnasiastin aus Ahrensburg war Bürgermeisterin von Stormini. Seit 2008 gibt es die Kinderstadt in der ersten Woche der Sommerferien in einer Stormarner Kommune. So war fünf Tage lang das 60.000 Quadratmeter große Gelände in Trittau für Neun- bis 13-Jährige aus Stormarn eine eigene Welt. Ausgestattet mit Parlament, Agentur für Arbeit, Finanzamt, Krankenkasse und vielem mehr erlebten die Kinder den Kreislauf von Arbeit, Geldverkehr und Konsum ebenso wie die Regeln einer Demokratie.
Das Grundgesetz von Stormini basierte auf den UN-Kinderrechten, deren Umsetzung laut Ansgar Büter-Menke, KJR-Projektleiter, nicht immer selbstverständlich war: „Zwei Kinder wurden beispielsweise beleidigt, eines im Wahlkampf als Bürgermeisterkandidatin und das andere aufgrund seiner Religionszugehörigkeit.“ Wie jedoch die Kinderstadt damit umgegangen sei und dabei an das Grundrecht appellierte, seelisch und körperlich unversehrt zu bleiben, war eines von Büter-Menkes persönlichen Highlights. „Kinder lernen hier über ihren Schatten zu springen. Sie üben sich in Verantwortung und Engagement. Besonders gefreut hat mich, dass 25 der 13-Jährigen verkündeten, sich im nächsten Jahr als Teamer zu bewerben“, sagt der Projektleiter. Auch Amira will 2017 auf die Betreuerseite wechseln.
Bürgermeister Oliver Mesch lobt das Stormini-Projekt
Als Bürgermeisterin hatte sie erstmals in Stormini das Patentamt für Produktideen eingeführt. Mit dem „Zaunguckerkissen“ und einer Kragenpolsterung für Betreuer-Westen kreierte sie gleich zwei begehrte Artikel für die Näherei, eine von 33 Arbeitgebern in Stormini. „Impulse zu setzen und Entwicklungen vorzugeben, gehört zu den Aufgaben eines Bürgermeisters“, sagte Oliver Mesch, Bürgermeister von Trittau, als er sich am Freitag mit seiner Amtskollegin in der Kinderstadt traf. Seine liebste Aufgabe sei es in der vergangenen Woche gewesen, Partnerstadt von Stormini zu sein. „Jeder Besuch hier gibt mir Schwung mit für meinen Job in der Trittauer Verwaltung“, sagte Mesch, der seit August 2014 im Amt ist. „Was der Kreisjugendring hier macht, ist eine Meisterleistung – logistisch wie inhaltlich“, sagt Mesch, der genauso wie Amira täglich mit dem Parlament über Anträge von Bürgern entscheiden muss. Dabei stellte die 13-Jährige fest: „Manchmal muss man Entscheidungen vertreten, für die man nichts kann.“ Aber der Bürgermeister sei nun mal derjenige, der für alles geradestehen müsse, sind sich beide Verwaltungschefs einig. Umso glücklicher war Amira, als sie ihr Wahlversprechen am Freitagnachmittag dank günstiger Wetterlage einhalten konnte: eine Wasserschlacht.
Dies jedoch erst nach Feierabend. Denn jeder kann in Stormini einen Beruf wählen. Besonders begehrt waren dieses Jahr die Berufe des Pferdewirts, Apothekers und Sozialassistenten. Bezahlt wurden sie in der stadteigenen Währung Stormark. Davon spendeten sie insgesamt 10.771 Stormark für ein schulisches Hilfsprojekt in Tansania und Unicef. Dank realer Geldspenden der Bürgerstiftung Stormarn und der Kreishandwerkerschaft kamen so je 500 Euro für die Empfänger zusammen. Dies freut KJR-Geschäftsführer Uwe Sommer, genauso, dass „alles ausgesprochen gut funktioniert hat.“
Stormini kommt das nächste Jahr nach Reinbek
2017 hält Stormini erstmals in Reinbek Einzug. Bürgermeister Björn Warmer hat sich bereits bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren den Besuch der Kinderstadt gewünscht. Der Campus zwischen Gertrud-Legeschule, Begegnungsstätte und Sportplatz in Neuschönningstedt ist ein geeigneter Standort.
Die 30.000 Quadratmeter große Fläche ist jedoch kleiner als üblich, sodass die Teilnehmerzahl eventuell reduziert werden muss.
100 Plätze sind mindestens für Kinder aus Reinbek reserviert, weil die Stadt Gastgeber ist.
Die zweiwöchige Anmeldefrist beginnt am 1. Februar 2017. Weitere Infos gibt im Internet auf www.stormini.de.