In der Serie „Liebeserklärung erfahren Sie, warum Stormarner ihre Heimat lieben. Isabella Sauer hat Kinder in Stormini gefragt.

„Stormini ist toll, weil Erwachsene hier nichts vorschreiben“

Mads übt gerade die Anmoderation für die nächste Sendung von Stormarn-TV. Heute ist der Zehnjährige nämlich als Reporter auf dem Gelände des Schul- und Sportzentrums in Trittau unterwegs, wo Stormini dieses Jahr aufgebaut ist. Auf die Frage, was Mads besonders an Stormini liebe, antwortet er blitzschnell: „Hier leben keine Erwachsenen, die einem vorschreiben, was wir tun sollen.“

Das ist Stormini

Im Jahr 2007 wurde Stormini erstmals in der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn erwähnt. Damals wurde das erste Planspiel vom 21. bis 26. Juli 2008 am Jugendtreff Hagen in Ahrensburg und auf dem angrenzenden Sportplatz angekündigt. Dieses Jahr ist die Kinderstadt in Trittau am Schul- und Sportzentrum aufgebaut. Die Kinderstadt schließt an diesem Sonnabend ihre Pforten.

261 Kinder, 50 Teamer, 65 Zeltbetreuer, 35 Logistiker und zwölf Kernteamer wohnen in Stormini. 140 Teilnehmer sind weiblich, 121 männlich. Die Kinder sind neun bis 13 Jahre alt. Die durchschnittliche Wohnungsgröße (ein Zehn-Personen-Zelt) beträgt 30 Quadratmeter. Stormini ist die einzige Kommune in Stormarn, die jedes Jahr ihren Standort wechselt.

Bürgermeisterin ist die 13 Jahre alte Amira aus Ahrensburg. Sie hat die Wahl, an der 239 Bürger teilgenommen haben, mit 29,2 Prozent der Stimmen gewonnen. Amira ist zum vierten Mal in der Kinderstadt dabei und wohnt im Stadtteil-Zelt „Die Sabbeltanten“. Im Parlament sitzen 28 Storminis.

51 Arbeitsstätten gibt es in der Stadt. Darunter ein Koch-Studio, eine Schmuck-Werkstatt, eine Krankenkasse, eine Schneiderei, eine Massagepraxis sowie das Finanzamt. Auch gibt es sechs Außenarbeitsplätze wie zum Beispiel die Försterei, einen Zoohandel und ein Bestattungsunternehmen. Nach jedem Arbeitstag erhalten die Bürger die sogenannte Stormark. Den Lohn können sie für Freizeitaktivitäten ausgeben. isa

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Somit könne er arbeiten, was er wolle, seine Freizeit selbst gestalten. Kurze Denkpause. Dann fällt ihm doch eine Kleinigkeit ein, die er vermisst. Der gebürtige Trittauer sagt: „Ohne Eltern vor Ort bekomme ich natürlich auch kein Taschengeld.“ Dafür sei der Ansporn, täglich zu arbeiten, noch viel größer. Dann lacht er verschmitzt und sagt: „Und es macht mehr Spaß als zur Schule zu gehen.“

„Die Bürger von Stormini sind total motiviert, etwas zu lernen“

Jeden Morgen ist hier bei der Agentur für Arbeit die Hölle los. Dann kommen die Kinder vorbei und suchen sich einen Arbeitgeber aus. Manchmal gibt es für einen Bürger aber keinen passenden Job. Was passiert dann? Buket (l., 19), die im wahren Leben eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe macht, sagt:

Stormini-Bürger seien alles andere als faul finden Buket (l.) und Laura
Stormini-Bürger seien alles andere als faul finden Buket (l.) und Laura © HA | Isabella Sauer

„Dann bekommen die Bürger Arbeitslosengeld und nehmen zum Beispiel beim Bewerbungstraining teil. Teamerin Laura (17) sagt: „Und bei solchen Seminaren sind die Kinder total motiviert, nicht so wie manche wahren Arbeitslosen.“ Stormini-Bürger seien einfach alles andere als faul.

„In Stormini leben viel mehr Freunde von mir“

Als Designerin wollte Julia immer schon einmal arbeiten. Gut, dass sie diese Gelegenheit nun in Stormini bekommt. „Die Stadt ist toll, einfach aufregend. Hier gibt es so viele verschiedene Geschäfte und Berufszweige.“ Julia ist 13 Jahre alt und zum zweiten Mal nach Stormini gezogen.

In Stormini kann Julia (13) als Designerin arbeiten
In Stormini kann Julia (13) als Designerin arbeiten © HA | Isabella Sauer

Der Grund dafür sei einfach zu erklären. Sie sagt: „In meinem Heimatdorf Grönwohld wohnen viel weniger Freunde als in Stormini.“ Hier leben „alle auf einem Haufen“. Die Schülerin stempelt fleißig weiter auf einem T-Shirt herum. Dann sagt sie: „Ich liebe kreatives Arbeiten, oft bastele ich mit meiner Oma zusammen.“

„Es ist toll, dass wir politisch mitmischen dürfen“

Es riecht nach frisch gebackenem Kuchen. In der Zuckerbäckerei von Stormini wird gerade frischer Teig für bunte Cake-Pops angerührt. Manche Kuchen-Lutscher sind schon fertig und werden aus dem Ofen geholt. Mitten drin im Geschehen ist die neun Jahre alte Lynn. Sie leckt den Teig vom Löffel ab und sagt: „In Stormini können die Kinder sogar politisch mitmischen.“

In Lynns Heimatdorf dürfen nur Erwachsene mitmachen
In Lynns Heimatdorf dürfen nur Erwachsene mitmachen © HA | Isabella Sauer

Das finde sie großartig, denn in ihrem Heimatdorf dürfen nur Erwachsene in der Politik mitmachen. Außerdem findet Lynn es sehr aufregend, dass sie in einem riesigen Zelt schläft. Die Grönwohlderin sagt: „Wir sind mit zehn Personen in einem Zelt untergebracht und schlafen auf Feldbetten.“ Da hätten sogar schon welche vom Militär drauf geschlafen, fügt sie hinzu. „Stormini ist ein großes Abenteuer für mich“, sagt sie und backt weiter.

„Die Bewohner sind alle sehr hilfsbereit“

Adrian ist total vertieft in seine Arbeit in der Fahrradwerkstatt. Fleißig putzt der Elfjährige die ölige Radkette mit einem Lappen ab. Während er die Pedale dreht, sagt er: „Mir gefällt an Stormini besonders gut, dass alle Bürger so freundlich und hilfsbereit sind.“

Adrian (11) ist zum ersten Mal bei Stormini dabei
Adrian (11) ist zum ersten Mal bei Stormini dabei © HA | Isabella Sauer

Dann putzt er konzen­triert weiter. Er lächelt in sich hinein, denkt an etwas und sagt: „Ich bin zum ersten Mal in die Stadt gezogen und bin jetzt schon traurig, dass es nur so eine kurze Zeit war.“ Der gebürtige Oldesloer ist sich sicher, dass er im nächsten Jahr wieder für ein paar Tage in die Kinderstadt ziehen möchte. Dann seien die Bürger dort hoffentlich wieder genauso nett und hilfsbereit.

„Stormini ist meine zweite Heimat“

Zwar hat Jonas (16) die Altersgrenze für Stormini-Teilnehmer überschritten, doch als Teamer mischt er kräftig mit. Seine Aufgabe ist es, die Arbeitgeber zu unterstützen. Heute hilft er bei den Webbloggern aus. Jonas sagt: „Warum ich Stormini liebe?“ Nach wenigen Minuten antwortet er mit ernster Stimme: „Ich bin seit dem ersten Stormini mit dabei und fühle mich in dieser Stadt einfach wohl.“

Jonas (16) trifft jedes Jahr bekannte Gesichter wieder
Jonas (16) trifft jedes Jahr bekannte Gesichter wieder © HA | Isabella Sauer

All die Menschen hier vor Ort seien quasi seine zweite Familie. Die Stadt selbst seine zweite Heimat. Er sagt: „Jedes Jahr treffe ich in Stormini Freunde, die ich dann manchmal ein Jahr lang nicht gesehen habe.“ Die Vorfreude auf ein Wiedersehen sei immer riesig.

„Wir lieben hier die vielen Freizeitmöglichkeiten

Am Morgen haben Judith und Moya fleißig Brombeeren gepflückt. Sie arbeiten heute als Marmeladen-Herstellerinnen. Die zehnjährige Judith sagt: „Nach der Arbeit werde ich erst einmal meine Stormark zählen, und dann entscheide ich, was ich in meiner Freizeit machen möchte.“

Judith (links) und Moya stellen Marmelade aus selbst gepflückten Brombeeren her
Judith (links) und Moya stellen Marmelade aus selbst gepflückten Brombeeren her © HA | Isabella Sauer

Während Freundin Moya die Marmelade im riesigen Topf umrührt, sagt sie: „Vielleicht sollten wir ein Ticket für die Hüpfburg kaufen. Oder wir gehen zum Bogenschießen.“ Fest steht für die beiden Mädchen aus Bargfeld-Stegen aber allemal: „In Stormini gibt es viele tolle Freizeitmöglichkeiten.“