Ahrensburg. Telekom will Sendemast im Ahrensburger Westen bauen. Das stört viele Anlieger, Kleingärtner und Politiker. Manche wollen wegziehen.

Die Pläne der Telekom zum Bau eines Funkturms im Ahrensburger Westen erhalten schon in der Anfangsphase einen Dämpfer. Zum einen empören sich Anlieger und Kleingärtner über das Projekt, sorgen sich um gesundheitliche Folgen der Strahlung sowie um den Wert ihrer Grundstücke. Zum anderen erteilt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises dem zunächst angedachten Standort auf einem städtischen Grundstück am Wulfsdorfer Weg eine Absage, da es sich bei dem Wald- und Wiesenstück um ein schützenswertes Biotop handele. Die Telekom lässt nicht locker. Heinz Baade vom Ahrensburger Bauamt sagt auf Anfrage des Abendblattes: „Die Suche nach einem ortsnahen Alternativstandort geht weiter.“ Zu diesem Zweck habe die Telekom die Gesellschaft für AkquisitionsService Wolff-Stark GbR aus Berlin beauftragt.

Auch in Kreisen der Stadtverordneten regt sich Unmut darüber, dass die Telekom überhaupt ein neues Funkturmprojekt in Angriff nimmt. „Eine Sauerei ist das, ich fühle mich hinter’s Licht geführt“, sagt zum Beispiel Peter Egan (WAB). Grund für Egans Ärger: Die Mobilfunkanbieter hatten Ende 2015 den Anschein erweckt, der Bau weiterer Funktürme in der Schlossstadt sei unwahrscheinlich. „Es hat jedoch nie jemand gesagt, dass es vollkommen ausgeschlossen ist“, sagt Baade. Trotzdem habe die Zusicherung Egan zufolge bewirkt, dass CDU und WAB keine Mehrheit dafür erhielten, den Bau neuer Funktürme im Außenbereich Ahrensburgs einzuschränken. Heinz Baade: „Die Kosten für eine Festschreibung im Flächennutzungsplan wären immens.“

Funkturm soll für schnelleres Internet sorgen

Reinald Drews (68) stört sich an der Optik des Funkmastens
Reinald Drews (68) stört sich an der Optik des Funkmastens © HA | Anna Parrisius

„40 Meter hoch soll der Turm werden?“ Bastienne Hartwig (53), Anwohnerin Am Neuen Teich, ist entrüstet. Sie sagt: „Das stört jeden Spaziergang.“ Verbessern soll der Funkturm die Versorgung der Anwohner mit LTE und UMTS, also mit mobilen Daten und Telefonie. Hartwig findet das nicht sinnvoll: „Zu Hause habe ich WLAN. Bei Spaziergängen brauche ich kein mobiles Internet“, sagt sie. Radfahrer Horazio Holzmann (44) aus Wohldorf-Ohlstedt ist anderer Meinung: „Es wäre toll, wenn Google Maps hier besser funktionieren würde.“ Ihn störte, wie auch Reinald Drews (68), der nahe des Bredenbeker Teichs mit dem Hund spazieren geht, nur die Optik eines Funkturms. „Aber daran gewöhnt man sich schnell, wie bei den Windrädern“, sagt Drews, der in Stadtmitte wohnt.

Vielen Anliegern hingegen bereitet Sorge, dass ein Funkturm direkt vor ihrer Haustür entstehen soll. „Genau das hätten wir verhindern können“, sagt Egan von der WAB. „Vor einem halben Jahr hätten wir festlegen können, dass Funktürme nur noch in Gebieten gebaut werden, in denen sich Menschen nicht Tag und Nacht aufhalten – zum Beispiel in Gewerbegebieten.“ Nadine Kappelle (36), Mutter dreier Kinder im Alter zwischen zwei und drei Jahren, fürchtet die Wertminderung ihres Grundstücks. Gesundheitsberaterin Petra Unger (38) denke sogar darüber nach, wegzuziehen. Sie wohnt mit ihrer neunjährigen Tochter und Ehemann Steffen (42) am Rande Ahrensburgs. Im Kleingärtnerverein schräg gegenüber des Bredenbeker Teichs nutzen sie regelmäßig einen Garten. „Strahlung in hohen Frequenzen beschleunigt den Puls, man schläft schlecht”, sagt Unger.

Petra Unger (38) und Steffen Unger (42)
Petra Unger (38) und Steffen Unger (42) © HA | Anna Parrisius



Einige Anwohner sind bei dem Thema zwiegespalten

Gut eineinhalb Kilometer südlich ist auch Claudia Dierkes besorgt. Die ehemalige Angestellte für Mobilfunkakquise, die im sozialökologischen Dorfprojekt Allmende Wulfsdorf wohnt, will ständige Strahlung vermeiden – in ihrem Zuhause und in freier Natur. Ihr Nachbar Bernhard Nietka (55) ist zwiegespalten. „Ich nutze mein Smartphone ständig. Ob die Strahlung gesundheitliche Schädigungen hervorruft, ist ja gar nicht bewiesen.“

Claudia Dierkes (46)
Claudia Dierkes (46) © HA | Anna Parrisius

Politiker äußern ähnliche Einwände. „Die gesundheitlichen Befürchtungen sind irrational“, sagt Harmut Möller (SPD), Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. „Paradox ist, dass die meisten Leute überall Empfang haben wollen, auf Jagd nach Pokémon gehen. Die einzige Lösung des Problems wäre eine weniger intensive Nutzung von Smartphones. Und das ist kaum umsetzbar.”

Einzige Handlungsoption bleibt eine Bürgerinitiative

Tobias Koch äußert sich lösungsorientierter. „Ich teile nicht alle Sorgen der Bürger, ein Interessenausgleich wäre mir aber lieb“, sagt der CDU-Fraktionschef. Allerdings bleibt hierfür wenig Handlungsspielraum. „Findet die Telekom ein Grundstück, das sie pachten oder kaufen kann, darf die Politik einen Funkturmbau nur noch absegnen“, sagt Hartmut Möller (SPD). Und das im gesamten Außenbereich Ahrensburgs, da eine Festschreibung bestimmter Flächen für Funktürme bisher versäumt wurde. Die Konzession hat die Telekom hierfür vom Bund.

Einzige Handlungsoption bleibt also eine Bürgerinitiative. Vorbild hierfür wäre die Ahrensburger Initiative im Waldgut Hagen vor etwa eineinhalb Jahren. Auf Druck von Anwohnern verlegte die Telekom den Bau eines Funkturms am Starweg um einige Hundert Meter nach Ahrensfelde, weiter weg vom Wohngebiet. Der Funkturm befindet sich zurzeit im Bau. Claudia Dierkes, Ehepaar Unger und weitere Anlieger erwägen solche Schritte. Georg Buschmann: „Mir geht es um meine Kinder, Enkel und Urenkel.“