Bad Oldesloe. Hoffnung für leukämiekranken Notarzt Thorsten Salamon: Genetischer Zwilling kommt als Stammzellenspender infrage.

Die Chancen standen sehr schlecht für Thorsten Salamon. Nur wenige Monate Lebenszeit gaben ihm die Ärzte, nachdem eine besonders seltene Form der myeloischen Neoplasie diagnostiziert wurde. Der an Leukämie erkrankte Notarzt braucht unbedingt einen Stammzellenspender, um zu überleben. Der ist jetzt gefunden. Mit Blick auf die Wahrscheinlichkeit ist es ein Wunder.

Kann Thorsten Salamon also bald wieder seinem Beruf nachgehen und als Notarzt Leben retten? In ungezählten Einsätzen hatte er Menschen Hilfe geleistet. Dann kam der Tag, an dem sich das Blatt wendete und der Lebensretter selbst zum Patienten wurde. Im November erhielt der Familienvater die Schock-Diagnose Blutkrebs, nachdem er aufgrund eines Leistenbruchs in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.

Eine neue Blutuntersuchung hat eine Abnahme der Krebszellen ergeben

Bei der obligatorischen Blutuntersuchung entdeckten die Ärzte die Krebszellen. Der Tag änderte das Leben des 53-Jährigen – und das seiner Familie – schlagartig. Noch dazu schien es eine besonders aggressive Art der Leukämie zu sein, Therapien schlugen nicht an, die Chemo brachte zunächst keine Besserung. Jetzt gibt es gleich zwei gute Nachrichten: Zunächst ergab eine Blutuntersuchung durch ein Labor in München nach einer erneuten Knochenmark-Punktion eine deutliche Abnahme der gefährlichen Krebszellen. Das heißt, dass die derzeitige Behandlung der Krankheit durch Medikamente fortgesetzt werden kann.

Noch entscheidender ist aber die zweite Neuigkeit: Die Suche nach einem dringend benötigten Stammzellenspender war erfolgreich. Jetzt hat Thorsten Salamon eine reelle Chance, die tückische Krankheit zu besiegen.

Christian Brandt vom ASB sagt: „Der ganze Kreis Stormarn hat mit angepackt, das war überwältigend.“
Christian Brandt vom ASB sagt: „Der ganze Kreis Stormarn hat mit angepackt, das war überwältigend.“ © HA | Finn Fischer

Sowohl ihm als auch seiner Frau und den vier Kindern fielen gleich mehrere Steine vom Herzen. Seiner Familie hat die gute Nachricht und die Option auf eine Stammzellen-Transplantation viele Ängste genommen. Auch die große Anteilnahme von so vielen Menschen aus der Region hat ihm Kraft gegeben. Viele Menschen ließen sich testen, um zu helfen. „Bei der Arbeit bin ich häufig mit dem furchtbaren Krankheitsverlauf konfrontiert. Da wollte ich hier meinen Teil beitragen“, sagt zum Beispiel die Oldesloer Fachkrankenschwester Anke Püttjer, die sich bei einer Typisierung Blut abnehmen ließ.

In Bad Oldesloe und Büchen ließen sich 2000 Menschen typisieren

Das Schicksal des Mannes, der in seiner Tätigkeit als Notarzt tausende Leben – auch im Kreis Stormarn – gerettet hatte, bewegte ebenso viele Menschen und auch Kollegen anderer Rettungsorganisationen. In und um Hamburg wurde zu mehreren Typisierungsaktionen aufgerufen. Allein in Bad Oldesloe und Büchen ließen sich 2000 Menschen auf eine mögliche Übereinstimmung testen.

„Wir haben es uns natürlich so sehr gewünscht, dass irgendwann diese Nachricht kommt, aber sehr wahrscheinlich war es nicht“, sagt Christian Brandt vom Arbeiter Samariter Bund (ASB), der die Typisierungsaktion in der Grundschule West in Bad Oldesloe vor etwa einem Monat gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspendedatei (DKMS), der Freiwilligen Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THW) und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) initiierte. Hier wurden an einem Nachmittag 1330 Menschen typisiert. Christian Brandt: „Der ganze Kreis Stormarn hat mit angepackt, das war überwältigend.“

Auch Kreiswehrführer Olaf Klaus ist glücklich über die positiven Neuigkeiten: „Dass das große Engagement der Organisationen und der Menschen im Kreis jetzt offenbar zum unmittelbaren Erfolg geführt hat, ist großartig.“

Der potenzielle Spender hat sich bereits mehrere Tests unterzogen

Doch trotz der großen Euphorie: Gesund ist Thorsten Salamon noch nicht. Zunächst wird nun die medikamentöse Behandlung weitergeführt. Der potenzielle Spender, dessen Herkunft nicht genannt wird, hat sich bereits mehreren Tests unterzogen. Doch der genetische Zwilling verpflichtet sich noch nicht für die Abgabe einer Stammzellenspende.

Bei dieser wird in den meisten Fällen lediglich ein halber Liter Blut entnommen, mit dem das des Patienten nach einer Chemotherapie ersetzt wird. In etwa 20 Prozent der Fälle ist die Entnahme von Knochenmark nötig.

Wie viel Glück Thorsten Salamon hat, zeigt die Statistik: Nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt einen nicht verwandten Spender. Die Wahrscheinlichkeit, einen außerhalb der eigenen Familie zu finden, liegt bei eins zu 20.000 bis eins zu mehreren Millionen. Unter Umständen findet sich auch unter mehreren Millionen niemand.