Bad Oldesloe. 1330 Menschen wollen in Bad Oldesloe dem an Leukämie erkrankten Notarzt Thorsten Salamon helfen. Wir erklären wie das gehen kann.

„Innerhalb von drei Stunden haben sich bereits 800 Menschen registrieren lassen“, sagt Benjamin Lieb von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). „Wenn wir in den vierstelligen Bereich kommen, ist das hervorragend. Alles andere ist Bonus.“ Es ist Sonnabend, 13 Uhr in Bad Oldesloe – noch zwei Stunden bis zum Ende der großen Typisierung in der Turnhalle der Grundschule West. Noch 530 weitere Blutproben sollen in diesen zwei Stunden abgenommen werden. Endergebnis: 1330 potenzielle Stammzellenspender aus Bad Oldesloe. Zur Finanzierung – jeder Test kostet die DKMS 40 Euro – sind allein während der Aktion 12.250 Euro gesammelt worden.

Über Wochen hatten die Veranstalter aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks (THW) und des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) mit allen Mitteln geworben – und der aktuelle Fall bewegte die Menschen: Es geht um den an Leukämie erkrankten Thorsten Salamon, 53. Der Hamburger Notarzt rettete im Dienst Tausenden Menschen das Leben, auch im Kreis Stormarn. Viele Mitarbeiter der hiesigen Rettungsdienste kennen den Familienvater. Ein gewöhnlicher Leistenbruch brachte den Lebensretter ins Krankenhaus. Heraus kam er mit der Diagnose Blutkrebs. Nur eine Knochenmarkspende kann ihm das Leben retten. Und mit jeder Typisierung steigt die Chance, einen passenden Spender zu finden.

„Ich habe von der Aktion durch eine Freundin erfahren. Wir sind gemeinsam hier“, sagt Natascha Zilesch. „Wir möchten einfach versuchen zu helfen.“ Wie der 18-Jährigen geht es vielen Oldesloern. Fachkrankenschwester Anke Püttjer: „Bei der Arbeit bin ich häufig mit dem furchtbaren Krankheitsverlauf konfrontiert. Da will ich hier meinen Teil beitragen.“

Eine Helferin nimmt Natascha Zilesch, 18, aus Bad Oldesloe Blut ab
Eine Helferin nimmt Natascha Zilesch, 18, aus Bad Oldesloe Blut ab © HA | Finn Fischer

Zwischen fünf und 15 Minuten dauert jede Typisierung. Helfer begrüßen die potenziellen Spender schon am Eingang, unterstützten beim Ausfüllen der Formulare und lotsten die Menschen weiter zur Blutabnahme. Jeder kann bei so einer Aktion helfen. Das Abendblatt erklärt, wie es geht.

Was ist Leukämie?

Leukämie, im Volksmund auch Blutkrebs genannt, ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks – also des blutbildenden Systems. Bei diesen Krankheiten wird die normale Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung von entarteten weißen Blutzellen gestört. Wegen dieser Krebszellen kann das Blut seine lebensnotwendigen Aufgaben nicht mehr ausführen, zum Beispiel Infektionen bekämpfen, Sauerstoff transportieren oder Blutungen stoppen.

So wird Leukämie behandelt

Eine akute Leukämie wird sofort mit einer intensiven Chemotherapie behandelt, um einen möglichst großen Teil der Krebszellen zu zerstören. Kommt es trotz einer Chemo- und Strahlenbehandlung zu einem erneuten Ausbruch – wie im Fall Thorsten Salamon – bleibt in der Regel nur noch die komplette Zerstörung des Knochenmarks als Ursprungsstätte der Erkrankung. Anschließend müssen dem Patienten intakte Blutstammzellen von einem Spender übertragen werden.

Die Suche nach einem Spender

Nur ein Drittel der Leukämiepatienten finden einen geeigneten Spender innerhalb der Familie. Gibt es keinen Treffer, kommen Organisationen wie die Deutsche Knochenmarkspenderdatei ins Spiel. Die Wahrscheinlichkeit, außerhalb der Familie einen passenden Spender zu finden, liegt bei 1 zu 20.000 bis 1 zu mehreren Millionen.

Voraussetzungen für eine Typisierung

Grundsätzlich kann sich jeder gesunde Mensch in einem Alter zwischen 17 und 55 Jahren typisieren lassen, sich also als potenzieller Spender zur Verfügung stellen. Bei den meisten DKMS-Aktionen erfolgt die Typisierung mit einem einfachen Wattestäbchen-Abstrich in der Mundhöhle, bei akuten Fällen wie in Bad Oldesloe – um schneller testen zu können – durch die Abnahme von Blut. Mit der Teilnahme verpflichtet sich der potenzielle Spender im Falle einer Übereinstimmung noch nicht für eine Stammzellenspende. Bei dieser wird in den meisten Fällen ausschließlich ein halber Liter Blut entnommen, mit dem das des Patienten nach einer Chemotherapie ersetzt wird. In etwa 20 Prozent der Fälle ist die Entnahme von Knochenmark nötig.

Weitere Informationen unter www.dkms.de.