Trittau . Für das Blaue Haus gibt es etwa doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze. Initiative setzt sich für zusätzliche Hortplätze ein.

„Im schlimmsten Fall muss ich meinen Job aufgeben. Dann können wir uns das Haus nicht mehr leisten und müssen aus Trittau wegziehen.“ Existenz- und Zukunftsangst klingen aus den Worten von Steffi Deraix. Der „schlimmste Fall“ bedeutet für die junge Mutter, dass sie in ihrer Heimatgemeinde keinen Hortplatz für ihre Töchter bekommt, der eine qualifizierte Betreuung nach Schulschluss garantiert. Denn die Betreuungseinrichtung Blaues Haus, die am Schulzen­trum liegt, ist überfüllt. Schon 63 Neuanmeldungen liegen für das Schuljahr 2016/17 vor, rund 30 mehr Anträge, als es Plätze gibt.

Die Eltern fürchten, den Streit um den Schulverband ausbaden zu müssen

Schon 2015 standen 31 Familien vor diesem Problem. Kurz vor den Sommerferien hatten sie für ihre künftigen Erstklässler eine Ablehnung bekommen. „Nun droht das gleiche Desaster“, sagt Steffi Deraix. Die 32-Jährige wohnt mit ihrem Mann und den Töchtern Amélie, 5, und Annabelle, 2, seit 2013 im Neubaugebiet Furtbektal. „Als Annabelle geboren war, wurde unsere Wohnung in Glinde zu klein. Wir haben uns bewusst für einen Hauskauf in Trittau entschieden“, sagt sie. Die gute Infrastruktur sei ausschlaggebend gewesen, die schöne Umgebung und die Nähe zu den Arbeitsstätten der Eltern in Hamburg.

Gleich nach dem Umzug bewarben sich die Deraixs um einen Hortplatz im Blauen Haus. Steffi Deraix: „Die Einrichtung ist beliebt und wir wollten auf Nummer Sicher gehen.“ So ging es auch Stefanie Grützmann. Die 46-jährige Trittauerin bewarb sich ebenfalls früh um einen Platz für ihren heute fünf Jahre alten Sohn Paul. „Wenn es so läuft wie 2015, erfahren wir erst zwei Monate vor Schulbeginn, ob unsere Anträge abgelehnt werden. Das ist zu kurzfristig, um sich um Alternativen zu kümmern“, sagt die berufstätige Mutter. Die Frauen haben sich nun mit anderen Müttern und Vätern zusammengeschlossen. „Wir lassen uns das nicht bieten und fordern den Schulverband auf, eine schnelle Lösung zu finden.“

Die besorgten
Die besorgten © HA | Verena Künstner

Der Schulverband Trittau ist Träger des Blauen Hauses. 15 Gemeinden gehören dem Verband an, dessen Vorsteherin Ute Welter-Agatz ist. Die SPD-Politikerin hat eine besondere Beziehung zum Blauen Haus, sie hat es 1993 mit anderen Eltern gegründet. Sie sei schockiert gewesen, als die Verbandsvertreter Ende 2015 einen notwendigen Erweiterungsbau ablehnten. Allein die Gemeinde Trittau stimmte für den Neubau. Dabei war die Lösung fast schon in trockenen Tüchern: Trittau sollte ein Spielfeld am Sportplatz für den Bau zur Verfügung stellen. Im Gegenzug wäre das Spielfeld auf ein Grundstück des Schulverbandes an den Tennisplätzen verlegt worden. Die durch den Grundstückstausch entstehenden Kosten sollte der Schulverband tragen. Doch die erhöhten sich kurzfristig um 10.000 Euro auf 1,13 Millionen. Das brachte wohl für die meisten Schulverbandsvertreter das Fass zum Überlaufen. Am 7. Dezember 2015 stimmten sie gegen den Bau. Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch sagt: „Ich sehe den Schulverband in der Verpflichtung. Alle Schulverbandsgemeinden, die gegen die Bereitstellung der Mittel gestimmt haben, sollten ihre Entscheidung im Interesse der Kinder und Eltern noch einmal überprüfen.“ Dafür spreche auch die Satzungsänderung, wonach die laufenden Kosten des Blauen Hauses nur noch auf jene Gemeinden umgelegt werden, deren Kinder die Einrichtung nutzen.

Da 80 Prozent der Kinder aus Tritt­au kommen, würde die Gemeinde am Rand der Hahnheide auch am meisten bezahlen. Bürgermeister Mesch: „Diese Lösung ist angemessen und gerecht.“ Außerdem ruft er die Trittauer Politik auf, über folgende Alternative nachzudenken: „Es sollte ernsthaft geprüft werden, ob der Bau eines neuen Gebäudes für das Blaue Haus durch die Gemeinde Trittau getätigt werden könnte, die Gemeinde das Gebäude an den Schulverband vermietet.“

Am Donnerstag steht ein Gespräch mit Bürgermeister Oliver Mesch an

Steffi Deraix will nicht abwarten, was passiert. Mit ihrer Freundin und Kollegin Catherine Gläser, 29 Jahre alt und ebenfalls zweifache Mutter, hat sie eine Unterschriftenaktion initiiert. Sie wollen erreichen, dass Eltern bis spätestens Ende Februar Klarheit darüber haben, ob ihre Kinder im Blauen Haus angenommen oder abgelehnt werden. „Wir wollen nicht tatenlos sein“, so die beiden Frauen, die die Unterschriftenliste am Dienstag mit vielen weiteren Unterstützern dem Arbeitsausschuss des Schulverbands übergeben haben. Am Donnerstag steht ein Gespräch mit Bürgermeister Oliver Mesch an.

„Dieses Engagement ist vorbildlich“, sagt Schulverbandsvorsteherin Ute Welter-Agatz. Auch sie habe zu den Anfangszeiten des Blauen Hauses viel Öffentlichkeitsarbeit durch solche Aktionen leisten müssen. Mit Erfolg. „Vor allem die Eltern, die in Gemeinden wohnen, deren Vertreter gegen einen Neubau gestimmt haben, sollten ihren Bürgermeistern klar machen, wie dringend ihr Anliegen ist.“ Wer sich mit den Eltern in Verbindung setzen möchte, erreicht diese per Email unter eltern.fuer.kinder.trittau@gmail.com.