Trittau. Zu viele Kinder im Hort Blaues Haus in Trittau: Eltern von 31 Erstklässlern erhielten eine Absage für das kommende Schuljahr.
Kurz vor den Sommerferien kam die Ablehnung: Für 31 Erstklässler, die für den Kinderhort Blaues Haus in Trittau angemeldet waren, wird es im kommenden Schuljahr keinen Betreuungsplatz geben. Für die Eltern war es ein Schock. Sie sind auf die Kinderbetreuung angewiesen, weil in ihren Familien meist beide Elternteile berufstätig sind. „Ich arbeite in Hamburg bei einer Bank. Mein Kind hat um zwölf Uhr Schulschluss. Wie soll das denn gehen?“, sagt Mareike Berndt.
Gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern besuchte Berndt am Montagabend die Sitzung der Schulverbandsversammlung des Schulverbandes Trittau. Der Schulverband als Träger des Blauen Hauses sucht nun nach einer kurzfristigen Lösung, um die 31 Kinder doch noch unterzubringen. Die Verbandsmitglieder aus 15 Gemeinden beschlossen, den Stellenplan für das Blaue Haus um knapp zwei Vollzeitstellen zu erhöhen.
Schulverband sucht drei Erzieher und Räume für 31 zusätzliche Kinder
Allerdings: Erzieher sind derzeit Mangelware, bundesweit. Bereits jetzt ist eine freie Stelle im Blauen Haus nicht besetzt, weil keine Fachkraft gefunden werden konnte. Um einen Hortplatz für alle Kinder zu ermöglichen, müssten bis zum neuen Schuljahr also drei Betreuer gefunden werden. „Die Stellenausschreibungen laufen“, sagte Schulverbandsvorsteherin Ute Welter-Agatz (SPD). Zudem sei eine Berufsschule für Erzieher angeschrieben worden. „Wir hoffen auf viele Bewerbungen von Erziehern, die ihre Ausbildung gerade beendet haben.“
Zusätzlich zum Personal müssen allerdings auch Räumlichkeiten gefunden werden. So zog Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch den Gastraum des Sportlerheims in Erwägung. In seinen Anfängen habe das Blaue Haus genau dort die ersten Kinder betreut. Bei der Leiterin des Kinderhorts, Frauke Hansen, stieß der Vorschlag allerdings nicht auf Begeisterung: „Ich habe vor 21 Jahren in diesen Räumen angefangen und weiß, was es bedeutet: Es riecht ständig nach Rauch und Alkohol. Das Gestühl ist nicht kindgerecht. Und es ist nur ein einziger Raum für 30 Kinder – die müssen da Hausaufgaben machen. Das sehe ich als nicht machbar an“, so Hansen.
Seit vier Jahren platzt der Kinderhort Blaues Haus fast aus allen Nähten
Karsten Lindemann-Eggers, Bürgermeister der Gemeinde Großensee, die ebenfalls Mitglied im Schulverband ist, sprach von der Möglichkeit, übergangsweise Räume in der Mühlau-Schule zu nutzen. Doch auch hier hat die Kinderhort-Leiterin „große Bauchschmerzen“ bei der Überlegung, Kinder in Klassenräumen unterzubringen. „Seit vier Jahren schon reicht der Standort Blaues Haus nicht mehr aus“, beklagt Hansen.
31 Kinder seien jetzt auf der Warteliste. „Fürs nächste Schuljahr sind jetzt schon 45 Kinder angemeldet. Es wurden uns immer neue Räume zur Verfügung gestellt, und die Kinder mussten sich jedes Jahr umgewöhnen.“ Erst seien es Räume in der Hahnheide-Schule gewesen, dann in der Mühlau-Schule. „Dann kamen die Container, und jetzt sind wir mit einem Standort im Gymnasium“, so die Hort-Leiterin. Dies alles seien nur beengte Notunterkünfte. Kinder bräuchten jedoch vier bis fünf Stunden Auslauf täglich. „Und da kann ich sie nicht in einen Klassenraum sperren.“ Als dauerhafte Lösung fordert sie daher den Bau eines zweiten Blauen Hauses, der ab dem Schuljahr 2016/2017 für sieben Gruppen zur Verfügung stehen soll.
Derzeit ist der Hort, in den rund 200 Kinder gehen, an drei Standorten auf dem Gelände des Schulverbands verteilt: Zum einen im ursprünglichen „Blauen Haus“, das durch seine blau gestrichene Außenfassade erkennbar ist. Des weiteren gibt es drei Gruppenräume in Containern daneben, zwei weitere Gruppen sind in der Hahnheide-Schule untergebracht. Ein neues, zweites Blaues Haus könnte auf dem kleinen Fußballplatz am Schulgelände, dem sogenannten B-Platz, entstehen. „Die Gemeinde wäre bereit, diese Fläche zur Verfügung zu stellen“, sagte Trittaus Bürgermeister Mesch.
„Auch die anderen Horte und Kitas sind jetzt schon voll.“
Den Eltern der 31 Wartelisten-Kinder hilft dies im Moment nicht weiter. „Es ist zu kurzfristig. Auch die anderen Horte und Kitas sind jetzt schon voll“, sagt Nicole Mocinek, die als Friseurin selbständigist ist. Auch Nicole Balin ist ratlos. „Ich habe hier keine Familie, auf die ich zurückgreifen könnte. Im Prinzip kann ich meinen Job an den Nagel hängen.“ Gerade für Familien, die Kredite für ein Haus abzubezahlen hätten, sei dies keine einfache Situation.
Einen Anspruch auf Betreuung für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr haben die Eltern nicht. Schulverbandsvorsteherin Ute Welter-Agatz zeigt sich jedoch zuversichtlich. Ihre Ideen will sie demnächst dem Arbeitsausschuss des Schulverbands präsentieren.