Bad Oldesloe. Stormarner Sparkassen-Kulturstiftung digitalisiert ihre Bestände. Sammlung wächst um weitere Werke aus Norddeutschland.

Ungefähr 240 Werke zeitgenössischer Kunst hat die Sparkassen-Kulturstiftung seit den 90er-Jahren gesammelt: Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Fotografien, abstrakt oder konkret, mathematisch, plakativ, poetisch, bunt oder schwarz-weiß – die Liste könnte noch um einige Zeilen verlängert werden.

Eine ebenso spannende wie abwechslungsreiche Sammlung also, die seit einigen Jahren über eine laufende Ausstellung in der Hauptfiliale des Geldinstituts in Bad Oldesloe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Und die jetzt den logischen, man könnte auch sagen: zeitgenössischen Schritt ins digitale Zeitalter geht.

Bilder sind jetzt über das Internet aufgerufen werden

Etwa ein Jahr hat die Inventarisierung gedauert. „Wir wollten die Sammlung über die laufende Ausstellung in Bad Oldesloe hinaus der Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Katharina Schlüter, die als promovierte Kunsthistorikerin seit Anfang 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin für die Stiftung arbeitet. Auf der Internet-Plattform (www.museen-nord.de) kann also fortan eine Auswahl von 54 Werken per Mausklick von der ganzen Welt aus abgerufen werden.

Neben dem erleichterten Zugang habe die Inventarisierung aber auch einen praktischen Nutzen für die Stiftung selbst, die jetzt über ein gut aufgearbeitetes Abbildungsverzeichnis ihrer Sammlung verfügt, sagt Schlüter. Auch könnten sich zukünftig leichter Kooperationen innerhalb des Plattform.-Verbunds bilden, bei dem 304 Galerien, Museen und andere kulturelle Einrichtungen aus Schleswig-Holstein und Hamburg verzeichnet sind.

Werke von vier Künstlern eingekauft

Neben dem Schritt ins Internet galt es für Katharina Schlüter und Martin Lüdiger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein, dann noch eine weitere Neuerung zu enthüllen. Elf neue Werke kamen in den letzten zwei Jahren zu der Sammlung hinzu, die jetzt einen besonderen Platz in Bad Oldesloe gefunden haben: Im Unterschied zu der laufenden Ausstellung von knapp 100 Werken auf der Galerie, die nur unter Aufsicht zugänglich ist, befinden sich die neuen Kunstwerke direkt im Kundenbereich.

Vier der neu gehängten Bilder sind von Lily Wittenburg, die als Stipendiatin der Stiftung ein Jahr in Trittau gelebt und gearbeitet hat. Die 1984 geborene Künstlerin interessiert sich in ihren experimentellen Werken für Effekte, die entstehen, wenn Linien aufeinanderstoßen oder Flüssigkeiten miteinander reagieren. Vor Wittenburg hatte die in Rumänien geborene Künstlerin Casandra Popescu die Chance, dank des Stipendiums der Stiftung, konzentriert an ihren Werken zu arbeiten. Eine Zeichnung, zwei Fotografien und eine Skulptur hat die Stiftung von Popescu für ihre Sammlung gekauft. Die Werke verbinden auf unterschiedliche Weise physikalische und mathematische Impulse mit Alltäglichem.

Ein weiteres Bild kommt von dem auf Usedom arbeitenden Künstler Oskar Manigk, der 2014 „Begegnungen“ in der Galerie im Marstall in Ahrensburg ausgestellt hatte. Der 1934 in Berlin geborene Künstler hatte dort in farbenfrohen, expressiven Malereien fiktive Begegnungen bekannter Persönlichkeiten im Bild festgehalten. Das ausgerechnet Amy Winehouse auf dem gekauften Bild „Selbstbetrachtung“ gemeinsam mit einem Künstler abgebildet ist, verwundert angesichts des fortgeschrittenen Alters Manigks dann aber doch ein weinig. „Er hat gern beim Malen ihre Musik gehört“, sagt Katharina Schlüter.

Auch Monika Michalko, von der zwei Bilder für die Sammlung eingekauft werden konnten, war Anfang des Jahres mit „Nur nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“ im Ahrensburger Marstall zu Gast. Ihre Werke kennzeichnet ornamentale Bildsprache aus, die in farbigen Gestalten und Formen mit Öl auf Karton gebracht werden.

Stiftung fördert junge regionale Künstler

„Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Förderung junger Künstler“, sagt Katharina Schlüter, „außerdem konzentrieren wir uns auf Kunst aus dem norddeutschen Raum.“ Damit soll die regionale Entwicklung abgebildet werden, sollen auch unterschiedliche künstlerische Perspektiven auf Norddeutschland gezeigt werden. Schwerpunkte in der Sammlung bilden mithin also auch Werke von Stipendiaten und Künstlern, die von der Stiftung gefördert wurden oder werden.

Die Sammlung erzählt so auch immer die Geschichte der eigenen Stiftungsarbeit. „Man kann hier die eigene Historie ablesen“, sagt Martin Lüdiger, der sich in Sachen Kunst zwar einerseits auf die Expertise seiner promovierten Mitarbeiterin verlässt, andererseits aber auch gern selbst über die Werke ins Gespräch kommt und darüber hinaus, mit einem Augenzwinkern, auch gern den praktischen Nutzen der Kunst in der Hauptfiliale betont.

So kam die Skulptur „Arschgesicht“ des Künstlers Jan Thomas zur Demonstration unterschiedlicher Perspektiven zum Einsatz. Sie zeigt einen Neandertaler, der statt eines Hinterteils eine Teufelsfratze hat. Man stelle eine Gruppe dorthin, die andere dort. Was sehen Sie? Einen Neandertaler. Und Sie? Einen Teufel. Man lerne: Kommunikation ist wichtig.