Ahrensburg. Kirchengemeinde hat Verein Heimat Grundstück und Gebäude an der St. Johanneskirche verkauft. Im Februar sollen Flüchtlinge einziehen.

Spinnenetze hängen in den Ecken, eine Staubschicht liegt auf den Möbeln und Fensterbänken. Und in den Räumen des ehemaligen Gemeindehauses und Pastorats der St. Johanneskirche in Ahrensburg riecht es in etwa so wie in einer Garage. Kein Wunder nach mehr als zwei Jahren Leerstand. Im Februar schon sollen die Gebäude wieder wohnlich und etwa 40 Flüchtlingen ein Zuhause sein. Möglich macht das der Verein Heimat, der die Gebäude von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ahrensburg gekauft und damit auch ein schwieriges Kapitel für Stadt und Kirche beendet hat.

Jürgen Wahl, Vorsitzender des Vereins, der seit 1949 bezahlbare Wohnungen für Senioren baut und vermietet, steht am Donnerstagmittag im Eingangsflur des Gemeindehauses. Seit 25 Stunden ist sein Verein zu diesem Zeitpunkt Eigentümer des Grundstücks an der Rudolf-Kinau-Straße mit den knapp 600 Quadratmeter großen Gebäuden. An Wahl laufen die Mitarbeiter einer Entsorgerfirma vorbei, die Unbrauchbares aus dem Haus tragen. „Und morgen kommt der Experte, der nach einem Entseuchungskonzept beginnt, den Schimmel zu entfernen.“ Wahl und seine Mitstreiter geben Gas.

150.000 Euro investiert der Verein Heimat in die Gebäude

In den nächsten Monaten sollen zusätzliche Wände in das Gemeindehaus eingezogen werden, um insgesamt etwa 25 Zimmer zu schaffen. Die Toiletten werden zu Badezimmern mit Duschen und WCs umgerüstet, die beiden Küchen hergerichtet. Wahl: „In den unterschiedlich großen Zimmern können Einzelpersonen leben oder auch Familien.“

150.000 Euro wird der Verein laut Wahl in etwa in die Sanierung investieren. Hinzu kommt der Kaufpreis, der „relativ günstig war“, dessen genaue Höhe er aber nicht nennen möchte. Wenn die Räume bezugsfertig sind, wird wieder etwas Geld in die Kasse des gemeinnützigen Vereins gespült werden. „Wir werden die Räume an die Stadt vermieten.“ Etwa fünf bis sechs Jahre lang, so Wahl. Danach, das heißt sobald die Flüchtlingswelle abgeebbt ist, hat der Verein eigene Pläne mit den Gebäuden: Abriss und Neubau.

Kirche ist mit ihrem Käufer sehr zufrieden

Wahl: „Wir wollen auf dem Grundstück Wohnungen für Senioren bauen.“ Es ist das Kerngeschäft des Vereins. 39 sozial geförderte Wohnungen für ältere Ahrensburger wurden an der Straße Fannyhöh geschaffen, 21 kommen ab dem Frühjahr hinzu. 40 weitere Wohnungen sollen an der Kastanienallee gebaut werden (wir berichteten).

Die Kirche ist auch deswegen mit ihrem Käufer ziemlich zufrieden. Ursula Wegmann, Vorsitzende des Beauftragtengremiums, das zurzeit mangels eines Kirchengemeinderats die Gemeinde leitet, sagt: „Wir freuen uns, dass wir mit dem Verein Heimat einen kompetenten und sozial denkenden Käufer gefunden haben.“ Mit der geplanten Nutzung bleibe das Grundstück einer Arbeit erhalten, die die Menschen mit ihrer Bedürftigkeit und ihren Nöten im Blick hat.

370 Flüchtlinge leben in Ahrensburg, viele weitere werden noch kommen

Zufrieden ist auch Bürgermeister Michael Sarach. Die Stadt hatte den Verein bei den Verhandlungen mit der Kirche begleitet, die im September ihren Anfang genommen hatten. Sarach sagt: „Wir begrüßen den Vertragsabschluss. Es ist ein guter Standort, und der Bedarf an Unterbringungen für Flüchtlinge ist wirklich groß.“ Derzeit leben 370 Flüchtlinge in Ahrensburg. Knapp 400 sollen es Ende des Jahres sein, und „wir müssen davon ausgehen, dass es 2016 so weitergeht“ , sagt Sarach. Er sagt auch, dass es ab dem Frühjahr eng werde, wenn keine neuen Unterkünfte entstünden.

Mit den Unterschriften unter dem Kaufvertrag, die ab Mittwoch, 12 Uhr, trockneten, haben die Kirche und der Verein Heimat der Stadt nicht nur Zeit und Raum verschafft, sie haben einen Schlussstrich unter eine unschöne Episode zwischen Stadt und Kirche gezogen. Ab Herbst 2013 hatten beide Parteien um das Grundstück verhandelt. Wenige Monate zuvor hatte die Kirche aus Kostengründen das Gemeindehaus geschlossen, zudem die Schließung der St. Johanneskirche forciert.

Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen scheiterte die Vertragsunterzeichnung in letzter Sekunde im Mai 2014 – mit Fronten, die sicherlich als überaus verhärtet bezeichnet werden dürften. Es folgte ein Jahr Stillstand im Gebäude, Schweigen zwischen den ehemaligen Verhandlungspartnern. Bis die Kirche der Stadt erneut Gebäude und Grundstück anbot, für die Unterbringung der Flüchtlinge. Und auch die St. Johanneskirche selbst sei Bestandteil des Angebots gewesen. Doch statt selbst erneut als Kaufinteressent aufzutreten, bat die Stadtverwaltung den Verein Heimat an diese Stelle zu treten.

Hier gelangen Sie zu einem Kommentar zum Thema.