Ahrensburg. An der Kastanienallee soll geförderter Wohnraum entstehen. Der Bedarf ist groß. Rund 300 Suchende stehen auf Wartelisten.

Eine Wiese vor der Haustür, der Blick schweift über das Auetal zum Ahrensburger Schloss. Wenige Schritte sind es bis in die Innenstadt, ein Fußweg von weniger als 15 Minuten zum Bahnhof. Ohne Frage, das Areal der Stadt an der Kastanienallee ist ein Filetgrundstück – und seit Jahren reserviert für den Bau sozial geförderter Wohnungen. Nun geht die Planung voran.

Cathrin Weidler, Stadtplanerin des Hamburger Büros der WRS Architekten und Stadtplaner, zeigt, was auf dem Grundstück möglich ist. Das sind sieben Mehrfamilienhäuser mit insgesamt etwa 100 Wohnungen, darunter unter anderem ein Hochhaus mit sechs Stockwerken. Macht alles in allem 6250 Quadratmeter Wohnfläche für Menschen, die sich keine hohen Mieten leisten können. Eine Grünfläche von 2000 Quadratmetern soll um die Häuser erhalten bleiben.

Mindestens 300 sozial geförderte Wohnungen fehlen

Weidler sagt: „Da das Grundstück an der Bahntrasse liegt, werden drei Laubenganghäuser nebeneinander gebaut.“ Als eine Art Lärmschutzriegel sollen diese Gebäude fungieren, deren Eingang wiederum auf der von der Bahnstrecke abgewandten Seite liegt. Der Bedarf an sozial gefördertem Wohnraum sei in Ahrensburg hoch, sagt Brigitte Sharp, stellvertretende Fachdienstleiterin für Soziale Hilfe und Wohnungsangelegenheiten im Rathaus. Sie hat eine Liste, auf der sich Menschen eingetragen haben, die eine sozial geförderte Wohnung suchen. Sharp sagt: „Etwa 230 Anmeldungen gibt es derzeit.“ Auch der Verein Heimat, der seit 1949 in Ahrensburg günstige Wohnungen für Rentner und neuerdings auch für Flüchtlinge baut, hat eine solche Liste. Jürgen Wahl ist seit zehn Jahren der Vorsitzende des Vereins. Er sagt zum Abendblatt: „Auf unserer Liste stehen etwa 70 Rentner.“

Der Verein Heimat hat bereits vor zehn Jahren sein Interesse an dem Grundstück an der Kastanienallee bei der Stadt angemeldet und soll auch jetzt den Zuschlag bekommen. Mehrere Gespräche habe es bereits zwischen dem Rathaus und dem Verein gegeben, der Wohnungen baut und vermietet. In den vergangenen Jahren hat der Verein auf diese Weise 39 Wohnungen an der Straße Fannyhöh geschaffen. Wahl: „Im April beginnen wir mit einem weiteren Bau von 21 Wohnungen, ebenfalls an der Fannyhöh.“ Danach seien die Grundstücke, die dem Verein gehören, allesamt bebaut. Oder, wie Wahl es formuliert: „Das Grundstück-Kontinent ist aufgebraucht.“

An der Kastanienallee wolle der Verein etwa 40 Wohnungen bauen, so Wahl. Etwa 60 Wohnungen baut ein Investor, mit dem sich der Verein gemeinsam beworben hat. Auch Wahl ist der Meinung, dass die Wohnungen dringend benötigt werden. Er sagt: „Es gibt einen so großen Bedarf, weil über Jahre zu wenig öffentliche geförderte Wohnungen gebaut worden sind.“

5,80 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter

Laut Brigitte Sharp gibt es vor allem im Stadtteil Gartenholz diesen günstigen Wohnraum, auf den nur Menschen mit Wohnberechtigungsbescheinigung, den sogenannten Paragraf-5-Schein, Anspruch haben. Die Miete für dieser Wohnungen ist festgelegt auf 5,80 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten. Zum Vergleich: Die Durchschnittsmiete bei Neuvermietung in Ahrensburg beträgt 8,90 Euro kalt. Wer Anspruch auf eine sozial geförderte Wohnung hat, bemisst sich an der gesetzlich festgelegten Einkommensgrenze.

Ein Beispiel: Bei einer Einzelperson in Schleswig-Holstein ist es 14.400 Euro verfügbares Einkommen im Jahr nach Abzug der Steuern. Die Baugenossenschaft Neue Lübecker sowie zwei Hausverwaltungen vermieten die sozial geförderten Wohnungen im Gartenholz. Sie melden auch der Stadt, wenn Bewohner ausgezogen sind, damit Interessenten von der Warteliste nachrücken können.

Wann die neuen Wohnungen an der Kastanienallee in das Angebot aufgenommen werden, ist noch unklar. Fest steht allerdings, dass Anfang 2017 der vorhabensbezogene Bebauungsplan aufgestellt werden soll.