Ahrensburg. Die Sanierung des Schlosses ist jetzt vollendet. Am kommenden Sonntag wird der frisch renovierte südöstliche Trakt wiedereröffnet.
Tatjana Ceynowa weiß, dass hinter dem schönen Schein böse Überraschungen lauern können. „In einem Raum fragten wir uns, warum ausgerechnet hier eine Stofftapete verwendet worden war“, erzählt die Museumsleiterin des Schlosses Ahrensburg. Die Antwort offenbarte sich dahinter: Der Putz bröselte, das nackte Mauerwerk war sichtbar. Offensichtlich wurde hier ein Problem kaschiert, das damals technisch nicht befriedigend gelöst werden konnte. In einem anderen Raum wurden gut 70 Jahre alte elektrische Leitungen entdeckt, deren Stoffummantelung bei einem Kabelschwelbrand wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hätte.
Und dann war da noch der markante Riss in einer Decke im ersten Obergeschoss, der bei genauerer Untersuchung auf einen so großen Schaden verwies, dass der Erhalt der Decke sehr fraglich war. Bei genauerer Untersuchung erwies sich ein schwerer eiserner Ofen als Ursache, der ausgerechnet dorthin gestellt worden war, wo er auf einem Deckenbalken ruhte, den er über die Jahrzehnte immer tiefer gedrückt hatte. Die Ursachenforschung führte zur Problemlösung: Der Ofen wurde um sein Innenleben erleichtert, bis er ein akzeptables Gewicht hatte. Ein Stuckateur „nähte“ die Decke, so dass sie erhalten werden konnte.
Ahrensburgs Wahrzeichen ist jetzt in einem Zustand, der besser denn je sein dürfte
Von all diesen Nöten, Malaisen und Reparaturen werden die ersten Besucher der frisch renovierten Räume im Schloss am kommenden Sonntag nichts ahnen. Und sie können sich auch sicher sein, dass hinter all dem schönen Sein, das sie erwartet, keine bösen Überraschungen mehr lauern. Denn der südöstliche Teil des Schlosses war der letzte Teil der mehrjährigen Komplettsanierung. Ahrensburgs Wahrzeichen ist jetzt in einem Zustand, der besser denn je sein dürfte. Dahinter steckt eine logistische Meisterleistung. „Das ist eine Punktlandung“, sagt Tatjana Ceynowa. Beim Rundgang fallen ihr noch immer Details auf, die noch gerichtet werden sollen, bevor die ersten Gäste kommen. Doch es ist unübersehbar, wie glücklich sie mit dem Ergebnis ist: mit den ausgeklügelten Farbkonzepten, die mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt wurden, und mit den Feinarbeiten der Restauratoren, Stuckateure, Maler und Tischler.
Es fällt Tatjana Ceynowa schwer, sich an den Zustand des Schlosses zu erinnern, als sie 2004 als Museumsleiterin und Geschäftsführerin der 2002 gegründeten Stiftung Schloss Ahrensburg antrat. „Es war in einem Zustand, der meinen Ehrgeiz weckte“, sagt sie. Dass sich großer Aufwand lohnen würde, war ihr klar: „Das Schloss ist einzigartig schön: ein wohlproportionierter, aber auch kühner Bau mit seinen überlängten Türmen – viel eleganter als das Schloss in Glücksburg. Ich freue mich, dass man das alles jetzt wieder sieht.“
1585 wurde das Schloss im Renaissancestil erbaut. Die „extrem mächtige und reiche Familie Rantzau“ (Ceynowa) bewohnte es bis 1759. Als Heinrich Carl von Schimmelmann das Gebäude danach erwarb, gab es innen erhebliche Umbauten: Rokoko-Elemente in der Gestaltung des Deckenstucks, der technisch höchst anspruchsvolle Einbau eines Treppenhauses im Westflügel, danach eine teilweise frühklassizistische Gestaltung, etwa im Speisezimmer. Die Familie Schimmelmann bewohnte das Schloss bis in die 1920er-Jahre, als sie es aus finanziellen Gründen verkaufen musste.
Die Sanierung des Gebäudes kostete insgesamt 4,054 Millionen Euro
Keine Frage, dass die Quellen des Wohlstands beider Familien höchst zweifelhaft waren. Gründervater Schimmelmann verdiente viel Geld durch Sklavenhandel, die Rantzaus, so sagt Ceynowa, gingen lange Zeit besonders hart mit ihren Leibeigenen um. Auch das ist Teil der Geschichte des Schlosses, dem zugute kam, dass es etwa 350 Jahre im Besitz von nur zwei Familien war, also durch Kontinuität in einem guten Zustand war, als es im 20. Jahrhundert öffentliches Eigentum und schließlich eine Stiftung wurde. Seit 1955 ist das Schloss ein Museum.
2009 begann mit der Fassadensanierung das große Modernisierungsprogramm. 2010 folgte der Westflügel mit dem aufwendigen Bau einer Treppe ins Kellergewölbe, 2011/12 die Sanierung der Räume im Westflügel. 2014 wurden der zum Teil verlandete äußere Schlossgraben entschlammt und der Park saniert. Den Abschluss bildeten die jetzt vollendete Restaurierung mit Brandschutz, Elektrik, Einbruchsicherung und energetischer Sanierung.
Der letzte Abschnitt kostete 1,174 Millionen Euro. Insgesamt wurden 4,054 Millionen Euro aufgewendet. Die Entschlammung des Schlossgrabens kostete knapp 597.000 Euro, die Sanierung des Parks 284.000 Euro. Das Geld warb die Schloss-Stiftung vor allem beim Bund, Land und Kreis sowie bei der Stadt Ahrensburg und bei der Kulturstiftung der Sparkasse Holstein ein.