Ahrensburg. 60 Teilnehmer diskutieren in Arbeitsgruppen, wie die Stadt Ahrensburg in den nächsten 15 Jahren attraktiver werden könnte.

Dass sich die Arbeitsgruppe 5 bei der Bürgerwerkstatt zum Innenstadtkonzept in besten Händen befand, war nach der charmanten Vorstellung ihrer Leiterin unstrittig: „Mein Name ist Maja Fischer. Ich bin Stadtplanerin und Architektin. Sie erkennen an meinem Vornamen, dass ich durch meinen Vornamen eine Verbindung zu Waldemar Bonsels und damit auch zur Welt Ahrensburgs habe.“

Maja Fischer, die zum Team des Bremer Büros BPW baumgart + partner gehört, das die Vorplanung zum Innenstadtkonzept leitet, kennt Ahrensburg und seine historische Struktur inzwischen recht gut. Aber auch sie konnte noch von den Praktikern lernen, die sich in ihrer AG versammelt hatten: Bürger der Stadt, die Vorschläge zum Themenbereich „Historisches Erbe, Baukultur, Identifikation“ in die Diskussion einbringen wollten.

Maja Fischer moderiert den Workshop zur Ahrensburger Baukultur. Ihr Eindruck: „Das war eine sehr angeregte, oft auch konträre Diskussion. Interessant, dass weniger mit Parzellen und einzelnen Objekten als mit Leitlinien und einer entsprechenden Gestaltungssatzung argumentiert wurde
Maja Fischer moderiert den Workshop zur Ahrensburger Baukultur. Ihr Eindruck: „Das war eine sehr angeregte, oft auch konträre Diskussion. Interessant, dass weniger mit Parzellen und einzelnen Objekten als mit Leitlinien und einer entsprechenden Gestaltungssatzung argumentiert wurde © Lutz Wendler | Lutz Wendler

Ungefähr 60 Ahrensburger waren der Einladung zur insgesamt vierstündigen Bürgerwerkstatt im Peter-Rantzau-Haus gefolgt. Keine repräsentative Gruppe, aber eine Auswahl engagierter Menschen, die ein Zeichen setzte, indem sie einen Sonnabendnachmittag in kommunikativer Runde freiwillig darüber nachdachte, wie ihre Stadt attraktiver werden kann.

„Dank der Förderung durch das Programm ,Städtebaulicher Denkmalschutz’ der Städtebauförderung des Bundes und der Länder haben wir die einmalige Chance, unsere Stadt in den nächsten 15 Jahren prächtig weiterzuentwickeln. Ich hoffe, dass Sie heute viele Ideen einbringen, von denen wir alle profitieren“, sagte Bürgermeister Michael Sarach bei der Begrüßung. Chefplaner Frank Schlegelmilch unterstrich, wie wichtig Bürgerplaner für den Entwurf des künftigen Ahrensburg seien, gewissermaßen als Horizonterwartung: „Bereits die erste Bürgerveranstaltung vor zwei Monaten im Marstall hat uns dazu bewogen, unsere Planung zu erweitern.“ Damals sei deutlich geworden, dass die Ahrensburger das Innenstadtgebiet nicht schon kurz hinter dem Rondeel enden lassen, sondern auch auf das Bahnhofsareal erweitert sehen wollten.

Neben der AG 5 boten die Planer vier weitere Arbeitsgemeinschaften an: Die erste AG beschäftigte sich mit Stadtplätzen und Freiräumen, die zweite mit Verkehrsräumen und Barrierefreiheit, die dritte mit Wohnen, die vierte mit dem Erlebnis Innenstadt, also Einzelhandel, Kultur und Freizeit.

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Bestes Beispiel dafür, wie kundig und leidenschaftlich die Bürger über ihre Stadt sprachen, war die Debatte in der AG von Maja Fischer. Da war zunächst das Bedauern über den baulichen Zustand der Stadt: „Ich trauere dem alten Stadtbild nach“, sagte eine Teilnehmerin. Lakonischer Kommentar eines Nachbarn: „Was weg ist, kriegen wir nicht wieder.“ Schon bald stellte sich die Frage nach der Identität, also dem, was Ahrensburg ausmacht. Alle waren sich darin einig, dass die barocke Stadtstruktur als Leitlinie betont werden müsse und dass es entsprechende Bauvorschriften, ein Wegeleitsystem und ansprechende Infotafeln geben sollte, um zunächst einmal den Ahrensburgern das historische Erbe ihrer Stadt nahezubringen, aber auch den Gästen zu zeigen, wo es langgeht.

Als primäres Ziel wurde die Aufwertung des historischen Kerns am Alten Markt genannt, aber auch die Anbindung an Schloss und Gutshof-Areal. Dort sollte der Alte Speicher erhalten werden, damit nicht noch mehr alte Substanz verloren gehe. Parallel dazu müsse endlich der Innenstadtverkehr deutlich reduziert werden.

Metta Braake und ihr Sohn Hannes finden die Bürgerwerkstatt „äußerst lebendig“. Die Künstlerin und Goldschmiedin, die unter anderem den Schmuck-Werkstall beim Gutshofquartier betreibt, sagt: „Die Beiträge ergänzen sich, das verdichtet Themen. Daraus kann einiges hervorgehen“
Metta Braake und ihr Sohn Hannes finden die Bürgerwerkstatt „äußerst lebendig“. Die Künstlerin und Goldschmiedin, die unter anderem den Schmuck-Werkstall beim Gutshofquartier betreibt, sagt: „Die Beiträge ergänzen sich, das verdichtet Themen. Daraus kann einiges hervorgehen“ © Lutz Wendler | Lutz Wendler

Für Planerin Claudia Dappen war das überraschendste Ergebnis der Werkstatt, dass gleich mehrere Gruppen für weitgehende Befreiung vom Autoverkehr plädierten. Am meisten Dissens habe es über den Rathausplatz gegeben: Einige hätten für Teilbebauung zum Beispiel für die Volkshochschule, andere für Beibehaltung der Freifläche mit weniger Parkplätzen argumentiert. Alle Ergebnisse wurden protokolliert und sollen im weiteren Planungsprozess abgewogen werden.