Ahrensburg. Bank-Geheimnis: In unserer Serie stellen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute: Der Ahrensburger Poltiker Thomas Bellizzi.

Dass sich Thomas Bellizzi in seiner Heimatstadt Ahrensburg und Bad Oldesloe politisch engagiert, dabei seit zwölf Jahren selten ein Blatt vor den Mund nimmt, ist ein ziemlicher Zufall. Gründe und Gelegenheiten, irgendwo anders in der Welt zu landen, dort Politik zu machen und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen, hatte der 33-Jährige in seinem Leben reichlich.

Geboren wurde er knapp 7750 Kilometer von Ahrensburg entfernt. Das war in Miami. Bellizzis Eltern, eine Deutsche und ein Italiener, hatten sich in Venezuela kennengelernt und waren schließlich mit den ersten beiden Kindern – ein Junge und ein Mädchen – nach Florida gezogen. „Ich habe bis heute einen deutschen und einen amerikanischen Pass“, sagt Thomas Bellizzi und findet das recht praktisch: „Damit sichert man sich fast weltweit unkomplizierte Einreisen.“

Als Bellizzi acht Jahre alt war, ging es vom südlichsten Zipfel der USA ins norddeutsche Ahrensburg. Dort musste er kleine Junge erst mal „richtig“ Deutsch lernen. „Wir hatten zu Hause vor allem Spanisch gesprochen“, erzählt er – mittlerweile mit durch und durch norddeutschem Zungenschlag. Er ging zunächst zur Stormarnschule und machte sein Abitur schließlich an der Gesamtschule, der heutigen Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule. Dass Deutsch nicht seine erste Sprache ist, das könnten Leute beim genauen Hinsehen schon bemerken, findet er. „Manchmal an meiner Zeichensetzung, wenn ich unter Stress gerate.“

Der Weg des deutsch-amerikanischen Halbitalieners in die Kommunalpolitik – den Stormarner Kreistag und die Stadtverordnetenversammlung in Ahrensburg – kann als zielstrebig beschrieben werden. Als Teenager beschloss Bellizzi mit seinen Freunden, dass die Jugendlichen in Ahrensburg eine Skateranlage brauchten. „Im Rathaus hat man uns gesagt, wenigstens einer von uns müsste im Kinder- und Jugendbeirat sein, um den Vorschlag voranzubringen“, sagt Bellizzi. „Das habe ich dann übernommen.“ Dann sei er irgendwie „hängengeblieben“ im Beirat. Die Skateranlage wurde schließlich neben dem Jugendtreff 42 gebaut. Auf den Erfolg des Kinder- und Jugendbeirats ist Bellizzi ganz offensichtlich noch heute stolz.

Die Arbeit im Kinder- und Jugendbeirat reichte bald aber nicht mehr. Bellizzi: „Ich wollte mitbestimmen und nicht nur Anträge stellen.“ Er bewarb sich 2003 für ein Kreistagsmandat. Ein Jahr zuvor war er in die FDP eingetreten, auch weil die Parteikollegen ihn dort „ernst genommen haben“ – trotz seiner erst 20 Jahre. Er bekam das Mandat. „Mein Schulleiter gratulierte mir zur Wahl und legte die Aufgaben für die Englisch-Abiklausur auf den Tisch“, erzählt er.

Seit 2008 ist er zudem Stadtverordneter in Ahrensburg und Chef seiner „kleinen, aber feinen“ Fraktion. Dabei wollte Bellizzi eigentlich nach dem Abitur in den Süden. „Ich hatte mich für ein Studium in Konstanz entschieden.“ Im Flugzeug auf dem Weg in die USA zum Besuch seiner Schwester in North Carolina kam er mit dem Sitznachbarn ins Plaudern. Der Manager der Unternehmensberatung McKinsey empfahl ihm ein duales Studium in der öffentlichen Verwaltung in Hamburg – und Bellizzi gefiel die Idee ziemlich gut.

So bewarb er sich bei der Hansestadt, wurde Beamter und Student. Im Rathaus arbeitete er unter den CDU-Bürgermeistern Ole von Beust und Christoph Alhaus („ein sehr netter und interessierter Chef“). Nebenbei jobbte der junge Verwaltungsexperte als Discjockey auf dem Kiez. Vornehmlich in den Clubs am Hans-Albers-Platz, wo es die Feierwütigsten der Feierwütigen hinzieht. „Mein Chef sagte immer: Versauf das Geld nicht, spare lieber.“

Bellizzi hat gespart und sich bei den Wilden Rosen, einem alternativen Wohnprojekt in Ahrensburg, eine Eigentumswohnung gekauft. Der FPD-Mann sagt über sich, er behalte halt gern seine Finanzen im Auge. Seine Frau Dörthe nennt ihn „sehr sparsam“. Sie ist neben der Politik der Grund, warum er nie ganz aus Ahrensburg weggegangen ist.

Trotz der Arbeit in Bonn und Berlin blieb er aktiv in der Stormarner Politik

2010 lernte Bellizzi seine heutige Frau kennen – in der damaligen Disco an der Großen Straße, die die Ahrensburger nur „Keller“ nennen. „Zeitgleich hatte ich eine Zusage für den Job beim Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Bonn bekommen.“ Der Diplom-Verwaltungswirt hatte sich dort auch beworben, weil er für die Entwicklungshilfeprojekte in Asien oder Afrika hätte arbeiten können.

Bellizzi: „Dörthe sagte nur ,Mach’, als ich ihr davon erzählte.“ Und Bellizzi machte. Er ging nach Bonn, strich aber Asien und Afrika von der Agenda. Er blieb ein Jahr am Rhein, wechselte dann nach Berlin. Nicht wegen der Karriere, sondern wegen Dörthe und der Politik. Seine Begründung hört sich so an: „Die Bahnanbindung nach Ahrensburg ist von Berlin aus besser als von Bonn. Schade eigentlich, als Stadt hat mir Bonn wirklich gut gefallen.“ Seit einer Woche sind Zugverbindungen von und nach Ahrensburg Thomas Bellizzi allerdings weitgehend egal.

Das liegt daran, dass er nun das Auto nimmt, um zu seinem neuen Arbeitsplatz zu kommen: das Rathaus von Schwarzenbek im Kreis Herzogtum Lauenburg. Dort gibt es für den neuen Fachbereichsleiter für Öffentliche Sicherheit und Soziales trotzdem ziemlich internationale Aufgaben – unter anderem die Aufnahme und Unterbringung der Kriegsflüchtlinge.