Ahrensburg. Bank-Geheimnisse In unserer Serie stellen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank vor: Der italienische Gastronom Ezio Nori
Ezio Nori hat viele Eigenschaften, die ihn als guten Jazzmusiker qualifizieren: Er spielt hervorragend Klavier, ist offen für neue Themen und Ideen und kann improvisieren. Außerdem liebt er Jazz. Der Wahl-Ahrensburger ist zwar kein professioneller Jazzmusiker geworden, aber er hat seine Talente genutzt, als wäre er einer.
Weil er offen für neue Themen und Ideen war, kam er auf verschlungenen Wegen von Italien nach Deutschland und landete schließlich in Ahrensburg, wo er den Eispavillon an der Hagener Allee und das Ristorante Casa Rossa eröffnet hat. Außerdem betreibt er das Eiscafé Noris Bar in Hamburg-Volksdorf. Vorgesehen war das alles nicht, sagt er, aber ein Jazzer kann eben improvisieren.
Wer sich mit Ezio Nori unterhält, kommt schnell zu seinem Lieblingsthema: „Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Eine Leidenschaft, die ich aber nicht zu meinem Job machen wollte, denn es geht mir um den Spaß dabei“, sagt er und erzählt, dass er ursprünglich Musiker werden sollte, den Unterricht für Begabte am Konservatorim in Rom aber nach dem frühen Tod des Vaters abbrach. „Mein Vater war Tenor, meine Mutter Sopran. Er hat als professioneller Sänger gearbeitet. Das Haus meiner Eltern war ein Treffpunkt für Freunde, von denen viele auch Musiker waren.“
Ezio Nori wuchs mit klassischer Musik auf, mit Opern, Belcanto und Symphonik, doch er hörte als Kind auch schon Count Basie und Duke Ellington. All das prägte ihn, weniger in seinen Vorlieben als in der Schulung des Gehörs und in einer undogmatischen Einstellung zu unterschiedlichen Stilrichtungen. Ezio Nori beschreibt diese grundsätzliche Offenheit mit einem leicht abgewandelten Zitat von Leonard Bernstein: „Für mich gibt es nicht die Unterscheidung zwischen ernsthafter und unterhaltender Musik, sondern nur die zwischen guter und schlechter.“
Der Vater starb im Alter von 39 Jahren, am Tag nach einem Auftritt in Lugano. Ezio Nori war damals gerade einmal zwölf Jahre alt. „Er hat ein ungesundes Leben geführt. Die meisten Musiker arbeiten nachts. Sie haben oft Stress vor dem Auftritt und auf der Bühne, dann essen sie mitten in der Nacht noch etwas, und an Schlaf ist danach nicht zu denken.“ Eine Erinnerung an seinen Vater ist dessen alter, in Hamburg hergestellter Steinway-Flügel, den Nori wieder in den Norden transportieren ließ und auf dem er noch immer spielt.
Nori brach sein Studium ab und entschied sich für eine Ausbildung in der Konditore i
Ezio Nori stammt aus der umbrischen 36.000-Einwohner-Stadt Spoleto. Er wuchs in der Landeshauptstadt Rom auf. Später studierte er Betriebswirtschaftslehre, brach aber ab und machte dann eine Ausbildung in der großväterlichen Konditorei mit eigener Kaffeerösterei (Caffé Nori) an der Via Tuscolana. Danach gaben die Zufälle des Lebens die Richtung vor, und der Musiker Nori reagierte intuitiv darauf. Ehefrau Almuth, die aus Bremerhaven stammt, lernte er Ende der 70er-Jahre in Brüssel kennen. Sie folgte ihm nach Rom, wo er sich um die Rösterei kümmerte.
Anfang der 80er-Jahre wollte Ezio Nori das Geschäft nach Deutschland erweitern und den Caffé Nori auf der Hamburger Messe Internorga vermarkten. Doch Deutschland war zu dieser Zeit noch kein Espresso-Land, und die Initiative kam zu früh, um lohnend zu sein. Stattdessen bekam Nori ein Jobangebot als Repräsentant einer italienischen Firma, die natürliche Vorprodukte für Konditoreien und Eiscafés herstellte.
Das junge Ehepaar Nori zog zunächst in die Nähe von Bremen. Doch nach drei Jahren und der Geburt zweier Kinder waren sich die Eltern einig, dass der Vater zu viel unterwegs sei und ein fester Familienmittelpunkt gefunden werden musste. Es folgte der Umzug nach Hamburg und ein neuer mobiler Job in der Speiseeis-Branche. Bevor die Noris nach einigen Jahren in Hamburg endgültig dort verwurzelt waren, sorgte ein Angebot des Kunden und Freundes Livotto für den Wechsel in die Schlossstadt Ahrensburg. Ezio Nori übernahm mit Mitte 30 sein erstes eigenes Geschäft, das Eiscafé gegenüber vom Rathaus.
Aus dem ersten, das er längst an einen ehemaligen Mitarbeiter verkauft hat, wurden zeitweilig vier – nicht weil Signore Nori das angestrebt hätte, sondern weil ihm Läden angeboten wurden, die damals als schwer vermietbar galten. 1994 der Pavillon und 2007 das Casa Rossa. Nori überlegte nicht lange, griff die Idee auf und formte zwei Lokale, für die er rasch einen sozusagen unverwechselbaren Sound fand.
„Italiener und Deutsche essen in etwa das Gleiche, aber ihre Essgewohnheiten sind verschieden“, sagt Nori. „In Italien nehmen sich die Menschen abends viel mehr Zeit fürs Essen.“ Sein Erfolgsrezept für das Ristorante Casa Rossa ist eine kleine Karte mit Fleisch, Fisch und Pasta – „leichte Gerichte, leichte Musik, gute Weine.“ Und er fügt hinzu: „Wichtig ist die Frische.“
17 Mitarbeiter beschäftigt der Italiener in seinen Ahrensburger Geschäften
Den mittlerweile über Ahrensburgs Grenzen hinaus bekannten Eispavillon hat er um einen gläsernen Anbau und ein Barsortiment erweitert, sodass sich der ganzjährige Betrieb lohnt. 17 Mitarbeiter beschäftigt Nori in Ahrensburg. Er selbst sieht sich als Repräsentant und Aushilfe, wenn nötig. Er ist zwar Leader, aber ein Teamplayer, der Eigenverantwortung fördert – wie in einem funktionierenden Jazz-Ensemble.
Längst fühlt sich Ezio Nori als Ahrensburger. Die Familie hat 1999 in Ahrensfelde ein Haus gebaut, der Freundeskreis ist groß, was bei einem so freundlichen Menschen wie Nori nicht überrascht. Heimweh nach Italien hat er nicht. Vielleicht ein wenig nach den Freunden in Spoleto und Rom und nach der Küche seiner Heimatregion, nach Gerichten mit in Deutschland kaum zu beschaffenden Zutaten wie dem Gemüse Puntarelle und Lokalen in Trastevere und Testaccio. Mindestens einmal im Jahr fahren die Noris nach Italien. Ansonsten hat Ezio Sky Italia abonniert, damit er Serie A-Fußball schauen kann. Auf die Frage, welcher der beiden römischen Klubs der Seine sei, AS Rom oder Lazio, folgt ein kurzer überraschter Blick und die schnelle Antwort: „Selbstverständlich für AS – die Roma und Francesco Totti.“ Ansonsten ist er Fan der deutschen Nationalmannschaft, über deren Weltmeistertitel in Brasilien er sich sehr gefreut hat. Bei direkten Duellen mit Italien aber halte er zur Squadra Azurra.
Noch mehr ins Schwärmen kommt Nori aber beim Thema Musik. Wenn er von den Bands seiner Jugend spricht, von Pink Floyd, Emerson, Lake & Palmer, Queen und Frank Zappa, von der Neuentdeckung des Jazz und dem Erweckungserlebnis durch das Album „A Kind of Blue“ von Miles Davis, von den vielen Großen, die er live gehört hat. Besonders glücklich war er darüber, dass auch die beiden zurzeit bekanntesten italienischen Jazzer, der Trompeter Enrico Rava und der Pianist Stefano Bollani, in Hamburg auftraten.
Leider ist der Raum im Casa Rossa zu klein, um die Musiker nach Ahrensburg zu holen, die er hier präsentieren möchte. Immerhin hat er die bekannten ortsansässigen Pianisten Gottfried Böttger und Axel Zwingenberger, die seine Freunde sind, zu Konzerten im kleinen Rahmen überreden können. Beim legendären Singer/Songwriter Paolo Conte ist ihm das noch nicht gelungen. Grundsätzlich abgeneigt sei der jedoch nicht gewesen, sagt Nori. Kein schlechter Ansatz, um improvisierend am Thema dranzubleiben.