Bargteheide. Städte und Gemeinde verspüren starken Siedlungsdruck. Doch für Geringsverdiener reicht das Angebot an bezahlbarem Wohnraum nicht aus.

Die Städte und Gemeinden in Stormarn müssen sich weiterhin einem starken Siedlungsdruck stellen. Dabei ist die Nachfrage nach öffentlich gefördertem Wohnraum besonders groß. Eine aktuelle Haushaltsprognose des Landes Schleswig-Holstein zeigt, dass Stormarn auch in den nächsten 15 Jahren kontinuierlich weiter wachsen wird. Gerechnet wird mit einer Zunahme von rund 11.100 Haushalten bis zum Jahr 2030.

Die Nähe Hamburg und Lübeck, die guten Verkehrsanbindungen auf Straße und Schiene sowie die soziale Infrastruktur machen Stormarn für Neubürger sehr attraktiv. All dies sind Gründe, die den Druck auf den Wohnungsmarkt erzeugen. Neben ständig steigender Nachfrage nach Grundstücken und Einfamilienhäusern nimmt auch der Bedarf an kleinen, für Geringverdiener bezahlbaren Wohnungen zu. Einer der Gründe dafür ist, dass es immer mehr kleine Haushalte gibt. Die Zahl mit vier und mehr Personen nimmt ab, dafür wächst die Gruppe der alleinstehenden Rentner. Seit Jahren bestimmt die Diskussion über geförderten Wohnraum immer wieder auch die politische Diskussion in Städten wie Ahrensburg und Reinbek oder Bargteheide.

Dort gibt es beispielsweise für 30 neue Wohnungen, die die Baugenossenschaft Neue Lübecker gerade auf dem Gelände Alter Sportplatz errichtet, schon jetzt mehr als 40 Bewerber. Und die Liste im Bargteheider Rathaus wird täglich länger. „Mehr als 100 Menschen suchen aktuell eine Sozialwohnung“, sagt Olga August. Sie ist Verwaltungsfachangestellte im Sozialamt der Stadt, in der zurzeit 16.300 Einwohner leben. Jedes Jahr kommen 200 bis 300 hinzu.

„Unsere Gebäude haben Solarthermie-Technik, Wohnraumbelüftung und Wärmerückgewinnung“ .Uwe Heimbrügge, Vorstand Neue Lübecker r
„Unsere Gebäude haben Solarthermie-Technik, Wohnraumbelüftung und Wärmerückgewinnung“ .Uwe Heimbrügge, Vorstand Neue Lübecker r © HA | Finn Fischer

Bis 2030 müssen laut einer Prognose des Kreises jährlich rund 1000 bis 1500 neue Wohneinheiten gebaut werden. Und das seien nur grobe Schätzungen, sagt Claus Christian Claussen. Er ist stellvertretender Bürgermeister von Bargteheide und sagt. „Das bedeutet allein für uns 100 Wohnungen pro Jahr im freien und geförderten Wohnungsbau.“ Darin sei der Bedarf für die Unterbringung von Flüchtlinge noch nicht einmal enthalten. Eine schwierige Situation, mit der man nach Claussens Ansicht nicht zufrieden sein könne. „Die 30 Wohnungen an der Straße Alter Sportplatz sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Gründe für den aufgelaufenen Bedarf nennt Claussen gleich mehrere. Bei den aktuellen Grundstückspreisen – die liegen derzeit nach Angaben des Internetportals immowelt bei 230 Euro pro Quadratmeter – werde es immer schwieriger, sozialen Wohnungsbau zu realisieren. Bedingt durch komplizierte Förderrichtlinien sei es in der Vergangenheit für die Stadt fast unmöglich gewesen, einen Investor für den Bau von gefördertem Wohnraum zu finden. So wurde im Wohngebiet An den Fischteichen anstelle von vier geplanten Wohnblocks nur einer errichtet.

Dass auf dem Gelände Alter Sportplatz nun gleich zwei neue Gebäudezeilen entstehen, lag an den guten Konditionen, die die Stadt beim Grundstücksverkauf gewährt hat. 378.000 Euro finanzielle Einbußen nahm Bargteheide dafür in Kauf. Das Geld wurde als indirekter Zuschuss im Haushalt ausgewiesen. Im Gegenzug dafür ließ sich die Stadt für 25 Jahre ein Benennungsrecht von der Neuen Lübecker zusichern. Doch wie oft Bargteheide so verfahren kann, mag zurzeit niemand zu beantworten.

Im Zuge des demografischen Wandels steigt der Bedarf an kleineren bezahlbaren Wohnungen. „Alle Interessenten besitzen einen Wohnberechtigungsschein. Olga August sagt: „Deren Einkommensverhältnisse wurden überprüft.“ Noch bis Februar kommenden Jahres können sich Bewerber auf die Liste für eine Wohnung setzen lassen. Dann startet das Vergabeverfahren der Neuen Lübecker. Die Stadt hat das Recht, pro Wohnung drei Bewerber vorzuschlagen.

Ein weiteres soziales Bargteheider Projekt ist das Stadtquartier Bornberg

Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sind zwischen 50 und 85 Quadratmeter groß, nach neuen energetischen Standards gebaut. „Mit Solarthermie-Technik auf den Hausdächern und einer kontrollierten Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung“, sagt Uwe Heimbrügge, Vorstandsmitglied der Neue Lübecker. 3,2 Millionen Euro kostet das Neubauprojekt. Die Mieten werden im ersten Förderweg 5,80 Euro pro Quadratmeter kosten, im zweiten sieben Euro. Beim zweiten Förderweg darf das Einkommen 20 Prozent höher sein als beim ersten. Bezugsfertig sollen die Häuser im Juni kommenden Jahres sein.

Ein weiteres soziales Bauprojekt ist das geplante Stadtquartier Am Bornberg. In dem Mehrgenerationsprojekt mit Inklusionsansatz sollen insgesamt 160 Wohneinheiten entstehen, von den 40 Prozent öffentlich gefördert sind. „Der politische Wille nach einem Vorhaben dieser Art ist in Bargteheide deutlich erkennbar“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung der Firma Semmelhaack. Das Elmshorner Unternehmen will in Bargteheide investieren, auch sozial. Ein Aufstellungsbeschluss ist bereits vorhanden. In Kürze soll es dazu bereits weitere terminliche Absprachen mit Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz geben.