Barsbüttel. Bank-Geheimnisse:In der Serie stellen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute: Musikschulleiterin Ute Martin aus Barsbüttel.

Pelle Kohrs

Musik verbindet Menschen – davon ist Ute Martin fest überzeugt. So sehr, dass sie vor 25 Jahren eine Musikschule in der Gemeinde Barsbüttel gründete. Dort lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene den Umgang mit Klavier, Trompete und vielen anderen Instrumenten. Dass die Schule einmal zu einer Barsbütteler Institution werden würde, hätte Ute Martin selbst nicht gedacht. „Die Anfangszeit war wirklich holprig“, sagt sie. „Ich hatte oft schlaflose Nächte.“

Dass sich Ute Martin für Musik jeglicher Art begeistert, stellt sie schon als kleines Kind fest. „Irgendwann merkten das auch meine Eltern“, erzählt sie dem Abendblatt. „Deswegen schickten sie mich zum Blockflötenunterricht.“ So lernte die gebürtige Hamburgerin den Umgang mit ihrem ersten Instrument. Gefallen habe ihr das aber nicht. „Es war einfach furchtbar“, sagt Martin und lacht dabei. „Blockflöte zu spielen habe ich gehasst.“ Trotzdem sei sie solange dran geblieben, bis ihre Eltern von ihrer Musik-Leidenschaft überzeugt waren. „Dann durfte ich mir endlich ein anderes Instrument aussuchen“, so Martin. „Und ich entschied mich für die klassische Gitarre.“

Familie und Freund rieten Ute Martin davon ab, eine Musikschule zu gründen

Als Ute Martin älter wurde, genügte es ihr nicht mehr, das Musizieren nur als Hobby zu betreiben. Sie beschloss, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, begann mit einem Musikstudium. In dieser Zeit kam ihr auch die Idee, eine eigene Schule zu gründen. „Damals gab ich Kindern Einzelunterricht in Gitarre“, sagt sie. „Und weil mir das so gut gefiel, malte ich mir in Gedanken immer ein Konzept für meine eigene Musikschule aus.“ Anfang der 90er-Jahre reifte die Entscheidung. Ute Martin beschloss, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Der Wille und die Motivation dafür waren allemal vorhanden. Was fehlte, war die Unterstützung durch Freunde und Familie. „Die rieten mir alle davon ab“, sagt Martin. „Sie bestanden darauf, dass man von einer Musikschule nicht leben könne.“ Heute weiß sie: Ihre Bekannten lagen falsch.

Im Jahr 1990 übernahm Martin, die heute verheiratet ist und drei Kinder hat, Räume in einem Barsbütteler Bürogebäude. „Damals gab es so ein Angebot in Barsbüttel noch nicht.“ Hier sollten also die ersten Kinder unterrichtet werden. Nur der Papierkram stand Ute Martin anfangs noch im Weg. Deswegen ging die damals junge Mutter ins Barsbütteler Rathaus, um ihre Schule anzumelden. Als Martin an diesen Moment zurückdenkt, fängt sie an zu lachen. Immer noch schmunzelnd sagt sie: „Ich war wirklich jung und naiv.“ Im Rathaus angekommen, schilderte sie einem Mitarbeiter ihr Vorhaben. „Da guckte der mich auf einmal ganz komisch an“, berichtet Martin. „Der sah völlig fertig aus. Ich habe ihn gefragt, ob es ihm nicht gut gehe, ob ihm vielleicht schlecht sei.“ Schließlich rückte der Mann mit der Sprache raus: „Er erzählte mir, dass das Gebäude in dem ich meine Schule starten wollte, auf einer ehemaligen Chemie-Deponie steht. Das ist wohl erst am Abend zuvor auf der Gemeindevertretersitzung bekannt geworden.“

Chemieabfälle und Kinder – das verträgt sich natürlich nicht gut, fand auch Martin. Sie nahm den Rückschlag hin und suchte sich einen neuen Ort für ihre Schule. Bereits nach einigen Monaten wurde sie fündig. Am Waldenburger Weg war ein kleines Haus frei. „Den Vermieter habe ich solange genervt, bis er Mitleid hatte“, sagt Martin und lächelt. Irgendwann habe er eingewilligt. „In dem Haus habe ich dann auch gleich gewohnt.“ Eine schwierige Zeit. Alleinerziehende Studentin, Musikerin – und dazu noch Schulden: Das sei alles ein bisschen viel auf einmal gewesen, erinnert sich Martin.

Ans Aufgeben habe sie aber nie gedacht. „Ich tat immer das, was sich für mich richtig anfühlte.“ In Bezug auf Musik habe sie schon immer „einen sturen Kopf bewiesen“. Das bekam auch ihr Gitarrenlehrer zu spüren. „Als ich einmal als Jugendliche zum Unterricht kam, spielte mein Lehrer gerade ein Stück“, erzählt Martin. „Es war Prélude Nr. 1 von Heitor Villa-Lobos. Ich fand es wunderschön, wollte es unbedingt lernen. Aber mein Lehrer sagte, dass es noch zu schwer für mich sei.“ Wochenlang übte Ute Martin das Stück. Mit Erfolg. Sie sagt: „Mein Lehrer hat irgendwann gemerkt, die meint es ernst, und hat mir dann schließlich doch geholfen.“

Dieser Wille, dieser Ehrgeiz zahlte sich schließlich auch bei ihrem Musikschul-Projekt aus. Im Jahr 1997 erkannte das Bildungsministerium Schleswig-Holstein ihre Institution in Barsbüttel als „ausbildungsbefähigt“ an. Für Ute Martin eine Bestätigung. „Von da an ging es endlich bergauf“, sagt sie. 2012 wurde Martin vom Norddeutschen Rundfunk für ihr musikalisch-soziales Engagement zur „Top-Schleswig-Holsteinerin“ gekürt.

Die Musikschule Barsbüttel hat heute Partnerschulen rund um den Globus

Heute kooperiert die Musikschule Barsbüttel mit Schulen und Grundschulen in der Umgebung, veranstaltet außerdem regelmäßigen kulturellen Austausch mit Partnerschulen rund um den Globus. „Vor Kurzem waren wir in Shanghai“, erzählt Martin. „Mit 40 Jugendlichen haben wir dort ein Musical aufgeführt. Eine tolle Erfahrung.“

Vor allem eines habe Martin in China beeindruckt: „Dort wird musizierenden Kindern und Jugendlichen eine weitaus höhere Anerkennung entgegen gebracht.“ Ein gutes Beispiel dafür schildert sei mit folgendem Erlebnis: „Als wir durch einen kleinen Ort fuhren, haben wir ein Schild gesehen mit der Aufschrift ,Bitte nicht hupen’.“ Der Grund dafür waren Vorbereitungen eines jugendlichen Musikers für einen musikalischen Wettbewerb. „Das wäre hierzulande natürlich albern.“ Eine bessere musikalische Förderung für Kinder in Deutschland wünsche sie sich aber trotzdem.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es inzwischen her, da ließ Ute Martin ihren Traum wahr werden. „Viele unserer ehemaligen Schüler haben Musik studiert“, sagt sie, deren Ehemann ebenfalls Musiker ist. „Es ist toll, wenn man Kinder und Jugendliche so sehr für etwas begeistern kann.“ Für die Zukunft wünsche sie sich vor allem eines: „Dass wir noch mehr junge Menschen für die Musik begeistern können.“ Und lächelnd fügt sie noch einmal hinzu: „Weil Musik Menschen verbindet.“

Musik besitzt die Fähigkeit Menschen miteinander zu verbinden – davon ist Ute Martin fest überzeugt. So sehr, dass sie vor 25 Jahren eine Musikschule in der Gemeinde Barsbüttel gründete. In ihr lernen Kinder und Jugendliche den Umgang mit Gitarre, Klavier, Trompete und vielen anderen Instrumenten. Dass die Schule einmal zu der etablierten Institution werden würde, die sie heute ist, hätte Martin nicht gedacht. „Die Anfangszeit war sehr schwer“, sagt sie. „Ich hatte oft schlaflose Nächte.“

Schon als kleines Kind stellte Ute Martin ihre Begeisterung für Musik fest. „Meine Eltern schickten mich deswegen zum Blockflötenunterricht“, erzählt sie. Dort lernte die gebürtige Hamburgerin den Umgang mit ihrem ersten Instrument. „Es war einfach furchtbar“, sagt Martin und lacht. Sie habe Blockflöte spielen gehasst, sei aber trotzdem dran geblieben. „Irgendwann durfte ich dann zwischen Querflöte und Gitarre wählen“, so Martin. „Ich habe mich für Gitarre entschieden.“

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Die Idee eine Musikschule zu gründen, kam Martin schon während ihres Musikstudiums, das sie mit 1,0 absolvierte. „Ich gab Kindern damals Einzelunterricht für Gitarre“, sagt sie. „In Gedanken malte ich mir immer ein Konzept für meine eigene Musikschule aus.“ Als Martin dann beschloss, ihre Pläne in die Tat umzusetzen, erhielt sie jedoch kaum Unterstützung. „Freunde und Familie rieten mir davon ab“, sagt die Ahrensburgerin. „Sie sagten, dass man von einer Musikschule nicht leben könne.“ Heute weiß die Mutter dreier Kinder: Ihre Bekannten irrten sich.

Im Jahr 1990 übernimmt Ute Martin Räumlichkeiten in einem Bürogebäude im Bodenholz. Hier sollten die ersten Kinder unterrichtet werden. Um ihre kleine Musikschule anzumelden, ging die damals frisch gewordene Mutter ins Barsbüttler Rathaus. Als Martin an diesen Moment zurückdenkt, fängt sie an zu lachen. Wie jemand, der schmunzelnd auf einen Fehler zurückblickt, sagt sie: „Ich war wirklich jung und naiv.“

Im Rathaus angekommen schilderte sie einem Mitarbeiter ihr Vorhaben. „Da guckte der mich auf einmal ganz komisch an“, erzählt Martin heute. „Der sah völlig fertig auf, ich habe ihn gefragt ob es ihm nicht gut ginge, ob ihm vielleicht schlecht sei.“ Schließlich rückte der Mann mit der Sprache raus: „Er erzählte mir, dass das Gebäude in dem ich meine Schule starten wollte, auf einer ehemaligen Chemie-Deponie steht“, sagt die Ahrensburgerin. „Das ist wohl erst am Abend zuvor auf der Gemeindevertretersitzung heraus gekommen.“

Chemieabfälle und Kinder – das verträgt sich nicht gut, fand auch Martin. Also suchte sie sich einen neuen Ort für ihre Schule. Nach einige Monaten wurde sie fündig: Im Waldenburger Weg war ein kleines Haus frei. „Den Vermieter habe ich solange genervt bis er Mitleid hatte“, sagt Martin und lächelt. Irgendwann habe er eingewilligt. „Das Haus diente mir auch als Wohnraum. Es war eine schwere Zeit.“ Alleinerziehende Studentin, Musikerin und noch dazu hohe Schulden – das sei alles ein bisschen viel auf einmal gewesen.

An aufgeben dachte Martin aber nie. „Ich tat immer das was ich wollte, es fühlte sich richtig an“, sagt sie. Was Musik angeht habe sie schon immer einen sturen Kopf bewiesen. Das bekam auch ihr Gitarrenlehrer zu spüren. „Als ich als Jugendliche zum Gitarrenunterricht kam, spielte mein Lehrer gerade ein Lied“, erzählt Martin. „Es war Prélude Nr. 1 von Heitor Villa-Lobos. Ich fand es wunderschön, wollte es unbedingt lernen, aber mein Lehrer sagte, dass es noch zu schwer für mich ist.“ Wochenlang verbrachte Martin damit das Stück zu üben. „Mein Lehrer hat irgendwann gemerkt ‘Okay, die meint das Ernst’ und mir dann schließlich doch geholfen.“

Dieser Wille, dieser Ehrgeiz zahlte sich auch bei ihrem Musikschulen-Projekt aus: Die Kultusbehörde Schleswig-Holstein erkannte im Jahr 1997 ihre Institution in Barsbüttel als ausbildungsbefähigt an. Ute Martin: „Von da an ging es endlich bergauf.“

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Heute kooperiert die Musikschule Barsbüttel mit Schulen in der Umgebung, veranstaltet außerdem regelmäßig kulturelle Austausche mit Partnerschulen rund um den Globus. „Vor kurzem waren wir in unserer Partnerschule in Shanghai“, erzählt Martin. „Mit insgesamt 40 Jugendlichen haben wir dort zweimal ein Musical aufgeführt, dass wir selbst geschrieben haben. Eine tolle Erfahrung.“

Vor allem eines habe Martin in China beeindruckt: „Dort wird Kindern und Jugendlichen, die musizieren eine weitaus höhere Anerkennung entgegen gebracht“, sagt sie. Ein, laut Martin, extremes Beispiel dafür, war folgendes Erlebnis: „Als wir durch eine kleinen Ort gefahren sind haben wir ein Schild gesehen auf dem ‘Bitte nicht hupen’ stand.“ Der Grund für das Lärmverbot waren Wettkampfvorbereitungen eines jugendlichen Musikers, so Martin. „So etwas wäre hierzulande natürlich albern.“ Eine bessere musikalische Förderung für Kinder in Deutschland wünsche sie sich aber trotzdem.

Über zwei Jahrzehnte ist es her, da machte Ute Martin ihren Traum zur Realität. Mit Erfolg. „Einige unserer ehemaligen Schüler studieren heute Musik an der Musikhochschule in Hamburg“, sagt Martin, die mit einem Musiker verheiratet ist. „Es ist toll, wenn man Kinder und Jugendliche so sehr für etwas begeistern kann.“ Im Jahr 2012 ist Martin für ihr musikalisch-soziales Engagement zur Top Schleswig-Holsteinerin gekürt worden. Für die Zukunft wünscht sich die Musikerin nur eines: „Dass wir noch mehr Menschen für die Musik begeistern können.“ Denn Martin weiß: „Musik verbindet.“