Bargteheide. Beim Tag der offenen Tür in einer Flüchtlingsunterkunft in Bargteheide loben Gäste die Arbeit und das Engagement der Stadt und Helfer.
Der Geruch neuer Holzmöbel strömt durch die frisch gestrichen Wohnungen. Noch wirkt vieles steril. Plötzlich ist zu hören, wie jemand Bettdecken aufschüttelt. Ulrike Meyborg steht in dem fünf Quadratmeter großen Schlafzimmer und bezieht die Decken eines Etagenbettes. In wenigen Tagen sollen hier die ersten Menschen in die acht Containerwohnungen an der Straße Am Krögen in Bargteheide einziehen. Rund 480.000 Euro hat die Stadt für die Unterkunft für bis zu 40 Menschen investiert.
Einige Bargteheider haben Angst
Damit sich die Anlieger im benachbarten Wohngebiet ein Bild von den Räumen machen können, hat die Stadt zum Tag der offenen Tür eingeladen. „Uns ist es wichtig, mit den Menschen, ins Gespräch zu kommen“, sagt Meyborg, die für die Integration der Flüchtlinge sowohl für die Stadt Bargteheide als auch für Bargteheide-Land zuständig ist. Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz sagt: „Wir möchten für mehr Transparenz sorgen, den Menschen die Angst nehmen.“ Denn einige Bürger hatten in jüngster Zeit immer wieder Sorgen geäußert. Zuletzt bei der Sitzung des Haupt- und Sozialausschusses. Etwa 80 Bargteheider kamen. Viele sagten, sie hätten Angst um ihre Kinder, vor steigender Kriminalität und davor, dass ihre Häuser an Wert verlören, wenn in der Nähe eine Flüchtlingsunterkunft entstehe.
„Diese Menschen sind vor dem Krieg geflohen. warum sollte ich Angst vor ihnen haben“, sagt Aurelie Stirnal, die auf der anderen Straßenseite gegenüber der Unterkunft wohnt. Die 33-Jährige ist zum Tag der offenen Tür gekommen, um herauszufinden, wo noch Hilfe gebraucht wird. „Hier werden dringend Handtücher und Töpfe benötigt“, sagt Stirnal. Sie lobt das Konzept der Stadt, Flüchtlinge an verschiedenen Orten unterzubringen, für jeden einen Paten zu suchen.
Stirnals Nachbarin Davina Topselvi ist bereits Patin. „Ich betreue einen Eritreer und möchte eine weitere Patenschaft übernehmen. Es bietet sich schließlich an, ich wohne in der Nähe“, sagt die 30 Jahre alte Studentin, die Islamwissenschaften studiert hat und arabisch spricht. Auch Volker Thews, 52, der zwei Straßen weiter wohnt, ist gekommen, um sich die Flüchtlingsunterkunft anzusehen. „Ich habe es mir in einem Container viel unkomfortabler vorgestellt“, sagt Thews, der sich die 40 und 50 Quadratmeter großen Wohnungen angeguckt hat. „Für vier oder sechs Personen ist das aber sehr klein, für längere Zeit dürfte das nicht einfach sein“, sagt er. Die Sorgen einiger Mitbürger könne Thews zwar nachvollziehen. „Deshalb gegen Flüchtlinge zu sein, jedoch nicht“, sagt er. Auch Jennifer Werner, 39, hat sich die neuen Räume für die Flüchtlinge angesehen. „Ich finde es gut, dass die Stadt uns so informiert und uns die Ängste nimmt“, sagt sie, als sie sich in dem Badezimmer einer Wohnung umschaut.
Die CDU-Politikerin Renate Hochgraeber und ihre Freundin Rita Thönnes (SPD) aus Ammersbek inspizieren indes die gemeinschaftliche Waschküche mit Waschmaschine und Trockner. „Ich möchte sicher sein, dass die Menschen eine gute Unterkunft bekommen“, sagt die Bargteheiderin Hochgraeber, die einmal in der Woche Flüchtlinge in Deutsch unterrichtet. „Die bösartigen Kommentare einiger Bürger kann ich nicht nachvollziehen. Sachliche Ängste schon“, sagt die Politikerin. Rita Thönnes will sich ein Bild davon machen, wie in Bargteheide die Integration funktioniert „und wo wir uns gegenseitig unterstützen könnten“, sagt sie zum Abendblatt.
Begeistert von den Wohnungen ist auch Arash Amiri aus Afghanistan. Er lebt seit einem Jahr in einem Container an der Alten Landstraße und wollte sich in der neuen Unterkunft umschauen. „Es gefällt mir hier in Bargteheide. Die Menschen sind alle sehr nett“, sagt Amiri, der schon etwas Deutsch sprechen kann und davon träumt, bald als Maler arbeiten zu können. Der 23-Jährige ist derzeit einer von rund 140 Flüchtlingen in Bargteheide. Bis Ende des Jahres sollen mehr als 200 in der Stadt leben. Dafür sind neue Unterkünfte geplant. Auch dort soll es einen Tag der offenen Tür geben soll.