Ahrensburg. Bürgermeister Michael Sarach sagt in seinem ersten Interview nach der Wiederwahl, wie er seine zweite Amtszeit gestalten will.

Zeit, seinen Wahlsieg zu feiern, hat Michael Sarach nicht. Ahrensburgs amtierender Bürgermeister, der sich am Sonntagabend in einer Stichwahl gegen seinen Herausforderer Christian Conring durchsetzte und am 1. Mai 2016 seine zweite Amtszeit beginnen wird, hatte am Vormittag danach bereits wieder Termine außerhalb. Nach der Rückkehr ins Amtszimmer eine rasche Gratulation seiner Sekretärin Margrit Fahle und ein „Toitoitoi“, dann stand bereits das erste Interview nach der Wahl an.

Hamburger Abendblatt: 5322 Ahrensburger haben Sie gewählt – nur knapp 20 Prozent der Wahlberechtigten. Wie erklären Sie die geringe Wahlbeteiligung?

Michael Sarach: Es ist bedauerlich, dass von diesem Wahlrecht so wenig Gebrauch gemacht wurde – gerade bei einer Wahl, die vor Ort bedeutsam ist. Der Bürgermeister ist eben nicht nur der Verwaltungschef, sondern auch der Repräsentant der Stadt. Und da hofft man natürlich, dass die Wahlbeteiligung entsprechend groß ausfällt, weil das dem Amtsinhaber den Rücken stärkt. Wenn 65 Prozent nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, kann das verschiedene Ursachen haben. Entweder sie sind nicht interessiert, zufrieden damit, wie es läuft, oder enttäuscht über die Art von Entscheidungsprozessen in der Stadt. Letztere wählen aus Protest nicht, vielleicht auch, weil sie sich einen gepflegteren Umgang miteinander wünschen.

Sie haben Ihre erste Amtszeit als Abarbeiten von Vorgänger-Projekten beschrieben und als Vorbereitung der Zukunft. Einige strategische Planungen liegen jetzt mehr oder minder fertig vor. Was soll wann wie umgesetzt werden?

Sarach: Der Flächennutzungsplan hat für mich außerordentliche Bedeutung, weil er das zentrale Gestaltungselement ist, mit dem die Stadt sich selbst einen Rahmen gibt. 2016 sollte er zum Abschluss gebracht werden. Daneben sollten wir rasch andere strategische Steuerungselemente wie das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, den Masterplan Verkehr, das Einzelhandels- und das Gewerbekonzept nutzen, um die Stadt in Verbindung mit dem Städtebauförderungsprogramm weiter zu entwickeln. Dabei müssen wir die Menschen einbinden.

Wie wollen Sie erreichen, dass Politik und Verwaltung künftig besser zusammenarbeiten?

Sarach: Während des Wahlkampfes ist deutlich geworden, dass die inhaltlichen Unterschiede gar nicht so groß sind. Es geht hier um das Wohl der Stadt, die Weiterentwicklung, also um ein trotz manchmal unterschiedlicher Auffassungen gemeinsames Ziel. Die Verwaltung kann dazu beitragen, dass es in ihrem Verhältnis zur Politik, aber auch zwischen den Fraktionen harmonischer zugeht. Es gibt hoffnungsvolle Signale. Ich habe den Eindruck, dass die Bereitschaft dazu in allen Fraktionen vorhanden ist.

Könnten fest installierte informelle ­Gesprächsrunden helfen?

Sarach: Ich bin kein Freund von institutionalisierten Treffen. Besser fände ich es, wenn wir uns von Fall zu Fall zusammensetzen – so wie das bei Themen wie dem St. Johannes-Gemeindehaus oder Flüchtlingsunterkünften funktioniert hat. Wenn wir früh miteinander reden, können wir rechtzeitig Stimmungen aufnehmen und einen gemeinsamen Nenner finden. Das war bei einigen älteren Themen leider nicht mehr möglich. Da war vieles schon so festgefahren, dass nichts mehr zu retten war.

Ein großes Thema im Wahlkampf war Unzufriedenheit mit der Verwaltung.

Sarach: Meine Erfahrung im Einwohnermeldewesen hat gezeigt, dass es oft kleine Veränderungen sind, die das Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgern spürbar verbessern. Da wurde der Unmut über eine unklare Regelung der Wartezeiten durch eine Aufrufanlage beseitigt. Was die grundsätzliche Kritik an den Strukturen betrifft, kann ich immer wieder nur darauf hinweisen, dass größere Eingriffe durch Beamten- und Tarifrecht stark eingeschränkt werden.

Dennoch ergaben sich durch die Pensionierung einzelner Mitarbeiter Möglichkeiten zur Verschlankung, die ich genutzt habe, etwa durch die Zusammenlegung von Fachbereichen und Fachdiensten. Wenn in den nächsten Jahren weitere Mitarbeiter ausscheiden, möchte ich aus 18 Fachdiensten 13 machen. Diese weitere Verschlankung der Strukturen wird jedoch erfordern, dass die einzelnen Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen.

Sie haben vor einem Dreivierteljahr eine hoch bezahlte Mitarbeiterin beauftragt, ein Stadtmarketing-Konzept zu entwickeln. Warum liegt das noch nicht vor?

Sarach: Nach zwei vergeblichen Anläufen für wirkungsvolles Stadtmarketing in Ahrensburg ist es wichtig, nicht überhastet zu handeln, um eine solide Konstruktion zu finden, die möglichst von allen Beteiligten getragen wird. In der Steuerungsgruppe sind deshalb neben Vertretern aus der Politik und der Verwaltung auch Kaufleute und Marketingexperten vertreten. Ein Konzept soll 2016 vorliegen. Ich persönlich finde, dass Stadtmarketing nicht Aufgabe einer hauptamtlichen Verwaltung sein sollte, weil die durch ihren gesetzlichen Handlungsrahmen nicht flexibel genug agieren könnte. Stattdessen ist vorstellbar, dass das Experten machen, die in einer GmbH oder einem Verein organisiert sein könnten. Wünschenswert wäre auch, dass in einer Stabsstelle die drei Bereiche Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung koordiniert würden. Wir müssen aber erstmal die Strukturen vorbereiten – danach können wir das am besten geeignete Personal dafür suchen.

Wie sollte Ahrensburg am 30. April 2022, am Ende Ihrer zweiten Amtszeit, aussehen?

Sarach: Ich wünsche mir Ahrensburg als einen Lebensraum, der allen Menschen gerecht wird, weitgehend barrierefrei, mit Radwegen quer durch die Stadt, die gefahrlos ebenso von Kindern wie Senioren benutzt würden. Ich wünsche mir ausreichend Gewerbeansiedlung, damit die Gewerbesteuerquellen sprudeln. Dass wir den Masterplan Verkehr Stück für Stück umsetzen, unter anderem mit dem Bau einer Nordtangente, mit der wir die Gewerbeflächen besser anbinden können. Dass wir unsere Schulden um weitere fünf Millionen tilgen und keine neuen Kredite aufnehmen müssen. Ich gehe davon aus, dass die ersten Erfolge der Städtebauförderung sichtbar werden: ein saniertes Rathaus, neue Aufenthalts- und Einkaufsqualität in der Hamburger Straße, eine innerstädtische Flaniermeile, die vom AOK-Kreisel bis zum Alten Markt reicht. Außerdem sollte Ahrensburg dann auch ein neues, schöneres Schwimmbad haben, das zeitgenössischen Ansprüchen gerecht wird und weniger defizitär zu betreiben ist als das heutige Badlantic.