Ahrensburg. Rennen um Bürgermeisteramt bleibt spannend. Enttäuschung über niedrige Wahlbeteiligung. Am 11. Oktober wird erneut abgestimmt.
Auch in Ahrensburg gilt: Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung. Der erste Wahlgang hat noch nicht die Entscheidung darüber gebracht, wer vom 1. Mai 2016 für die kommenden sechs Jahre Bürgermeister der Stadt sein wird. Keiner der drei Bewerber erreichte die dafür nötige absolute Mehrheit von mehr als 50 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen, sodass – wie schon bei der vorherigen Wahl vor exakt sechs Jahren – eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten am 11. Oktober entscheiden muss.
Amtsinhaber Michael Sarach, SPD, hat mit 46,1 Prozent die mit Abstand meisten Stimmen bekommen. Sein Konkurrent bei der Stichwahl wird Christian Conring, CDU, sein, für den sich 37,6 Prozent der Wähler entschieden. Herausforderer Jörg Hansen von den Grünen bekam 16,4 Prozent und ist damit aus dem Rennen. „Dass es am Ende keine 100 Prozent ergibt, liegt daran, dass die Ergebnisse gerundet werden“, sagte Wahlleiter Fabian Dorow.
Die Wahlbeteiligung lag nur bei 39,8 Prozent
Von den 26.947 Wahlberechtigten in Ahrensburg (2009: 26.006) gaben nur 39,8 Prozent ihre Stimme ab, eine enttäuschend niedrige Wahlbeteiligung (2009: 72,5 Prozent). Im Jahr 2009 standen vier Kandidaten zur Wahl. Michael Sarach war damals nach dem ersten Wahlgang knapp Zweitplatzierter hinter dem CDU-Kandidaten Jörn Schade, setzte sich jedoch bei der Stichwahl deutlich durch.
Der Erstplatzierte zeigte sich am Sonntagabend zufrieden mit dem Ausgang, aber erschreckt über die niedrige Wahlbeteiligung: „Ich dachte, dass es uns gelingt, viel mehr Wähler zu mobilisieren, weil es um Themen geht, die wichtig für die Entwicklung der Stadt sind. Ich hoffe, dass wir die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl deutlich steigern“, sagte Sarach. Auch Christian Conring freute sich, das Etappenziel erreicht zu haben: „Das ist ein gutes Ergebnis. Es war unser Ziel, in die Stichwahl zu kommen.“ Nun will er noch einmal die Ärmel hochkrempeln und „viele Gespräche führen“. Jörg Hansen dagegen war sichtlich enttäuscht: „Ich hatte schon mehr als 20 Prozent erwartet. Vielleicht war es noch zu früh für einen Grünen im Rathaus.“
Den Herausforderern war es nicht gelungen, sich ausreichend zu profilieren
Das aktuelle Ergebnis kommt nicht überraschend. Michael Sarach war mit einem Amtsinhaber-Bonus gestartet. Obwohl es Kritik an seiner Amtsführung und den Resultaten seiner ersten fünfeinhalb Jahre Amtszeit gab, war es den Herausforderern nicht gelungen, sich so zu profilieren, dass sie Sarach ernsthaft in Verlegenheit gebracht hätten. Insgesamt war es ein sehr fairer Wahlkampf dreier kompetenter und redlicher Kandidaten. Jeder der drei wäre als Bürgermeister vorstellbar. Bei den insgesamt sieben Podiumsdiskussionen im Wahlkampf hatte es zwar Dissens in einzelnen Fragen und unterschiedliche Schwerpunkte gegeben, doch im Großen und Ganzen waren die Drei nicht weit genug auseinander, um scharf konturierte Profile sichtbar zu machen. Keiner konnte eigene Themen setzen oder gar exklusiv für sich beanspruchen. Was zu einer gewissen Verwechselbarkeit beziehungsweise Austauschbarkeit der Standpunkte führte, von der vor allem Amtsinhaber Michael Sarach als „Platzhirsch“ profitiert haben dürfte. Bleibt abzuwarten, ob zur Stichwahl am 11. Oktober noch Wahlempfehlungen der anderen Parteien gegeben werden. Die Wählergemeinschaft in Ahrensburg für Bürgerbeteiligung (WAB) hatte sich für den Kandidaten Conring ausgesprochen. Ausschlaggebend für die WAB war dabei die Wirtschaftskompetenz des Bewerbers von der CDU, von der sich die Wählergemeinschaft größere finanzielle Stabilität im städtischen Haushalt verspricht. Offen ist, ob sich die Grünen nach dem Ausscheiden von Jörg Hansen zur Stichwahl neu positionieren und ein Votum für Michael Sarach oder Christian Conring abgeben.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie die beiden Kandidaten die kommenden zwei Wochen vor dem Stichwahlsonntag nutzen. Michael Sarach wird mit der Gelassenheit eines „Elder Statesman“ wie bisher darauf verweisen, dass er für das, was zuletzt nicht funktionierte, nicht verantwortlich zu machen sei, weil er das Erbe seiner Amtsvorgänger – inklusive problematischer Verwaltungsstrukturen – habe übernehmen müssen. Sein gestalterisches Werk, so Sarach, könne erst in einer zweiten Amtszeit beginnen, wenn zahlreiche von ihm vorbereitete Planwerke – vom Flächennutzungsplan bis zum Innenstadtkonzept – umgesetzt werden könnten.
Eine Chance für Conring liegt im Stimmpotenzial von Jörg Hansen
Christian Conring dagegen muss stärker als bisher das herausarbeiten, was seiner Meinung nach unter Sarach nicht funktioniert hat. Der CDU-Kandidat wirft dem Bürgermeister vor allem vor, dass der nicht die notwendige Führungsstärke im Rathaus demonstriert und sich zu wenig um die Gewerbesteuerzahler kümmere. Deshalb habe er keine erfolgreiche Gewerbeansiedelung betrieben und über die Jahre die finanzielle Lage der Stadt verschlechtert. Conring muss in kürzester Zeit versuchen, seine Kritik ins öffentliche Bewusstsein zu tragen. Seine Chance liegt eventuell in dem Stimmenpotenzial, das durch das Ausscheiden von Jörg Hansen frei wird. Sollte Christian Conring diejenigen, die unbedingt einen Wechsel wollen, für sich mobilisieren, könnte es für den aktuellen Bürgermeister und Favoriten am 11. Oktober doch noch eng werden.