Ahrensburg. Verwaltungschef holt bei Stichwahl 55,2 Prozent der Stimmen. In Zukunft wollen alle besser zusammenarbeiten.

Der alte Bürgermeister Ahrensburgs ist der neue. Amtsinhaber Michael Sarach, 62, der SPD-Kandidat, hat sich auch in der Stichwahl gegen seinen Herausforderer Christian Conring, 49, von der CDU behauptet. Auf Sarach entfielen 55,2 Prozent der abgegebenen Stimmen. In absoluten Zahlen: 5322. Das sind 1002 mehr, als Conring auf sich hat vereinen können. Am 27. September hatten Sarach 46,1, Conring 37,6 und der Grüne Jörg Hansen 16,4 Prozent bekommen. Die Wahlbeteiligung fiel mit 36,4 Prozent noch niedriger als vor zwei Wochen (39,8 Prozent) aus.

Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) sagte: „Mit 36,4 Prozent Wahlbeteiligung kann niemand zufrieden sein. Das ist eine Katastrophe. Aber andererseits ich bin auch etwas stolz über den Wahlkampf, der in Ahrensburg geführt wurde. Die Kandidaten sind fair und immer sachlich miteinander umgegangen.“

Sarach, der um 18 Uhr mit seiner Frau Sabine, seiner Tochter Maria Luisa, 19, und seinem Sohn Jan Frederik, 17, ins Rathausfoyer gekommen war, sagte 51 Minuten später, da das vorläufige amtliche Endergebnis feststand, er verspüre einfach nur Erleichterung. „Die vergangenen Wochen waren außerordentlich anstrengend. Neben dem Wahlkampf musste ich ja auch das, weshalb ich hier bin, noch ausfüllen: mein Amt.“ Vom Montag an werde er sich wieder ganz den Amtsgeschäften widmen können. Los geht’s mit einem Termin hei der Arbeitsgemeinschaft der Mittelstädte. Er hoffe nun auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Politik, auf ein neues Wir-Gefühl. „Ich will versuchen, den einen oder anderen noch mitzunehmen.“

Sarach und CDU-Fraktionschef Tobias Koch hinterfragen Wahlrecht

Enttäuscht ist Sarach von der niedrigen Wahlbeteiligung. Er sagte, man müsse sich Gedanken darüber machen, ob das Modell des hauptamtlichen Bürgermeisters in seiner jetzigen Form optimal sei. „Ich bin nicht dafür, die Direktwahl wieder abzuschaffen. Aber es könnte Sinn ergeben, dem Bürgermeister auch ein politisches Mandat zu geben.“ In einigen anderen Bundesländern wird das so gehandhabt. Dort ist der Verwaltungschef Vorsitzender des Hauptausschusses mit Stimmrecht.

Christian Conring mit seiner Frau Marianne und den Kindern Justus und Anne Sophie
Christian Conring mit seiner Frau Marianne und den Kindern Justus und Anne Sophie © HA | Lutz Wendler

Christian Conring konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. „Klar, dass ich enttäuscht bin, nachdem ich ein halbes Jahr lang darauf hingelebt habe und viel für diesen Tag getan habe. Ich akzeptiere die Entscheidung des Wählers. Ich finde aber auch, dass wir ein achtbares Ergebnis gegen den Amtsinhaber erzielt haben.“ Er nehme selbstverständlich auch weiter die Aufgaben in der Stadt wahr, die er begonnen habe: Stadtverordneter und Vorsitzender des Finanzausschusses. „Über meine berufliche Zukunft muss ich noch nachdenken. Ich werde vermutlich künftig selbstständig arbeiten.“ Ehefrau Marianne mit den Kindern Anne Sophie und Justus (der seinen Vater innig und lange umarmte) ergänzte: „Wir sind alle enttäuscht, denn wir haben auch als Familie viel Zeit für diese Kandidatur geopfert.“

CDU-Fraktionschef Tobias Koch sagte: „Wir hatten uns ein anderes Ergebnis gewünscht, um einen Neuanfang für Ahrensburg zu machen. Aber der Wähler hat anders entschieden.“ Aber: „Noch mal sechs Jahre Stillstand können wir uns nicht leisten. Deshalb sollten wir uns jetzt alle zusammenraufen, zum Wohle von Ahrensburg. Wir sollten angesichts der geringen Wahlbeteiligung auch analysieren, ob die Direktwahl wirklich das beste Verfahren ist, um den bestmöglichen Bürgermeister zu finden.“

Mit Conring ist CDU-Kandidat Nummer vier in Folge gescheitert

SPD-Vorsitzender Jochen Proske sagte: „Verwaltung und Politik müssen so zusammenarbeiten, dass sie das Wohl der Stadt im Blick haben, und da haben wir alle Nachholbedarf. Alle sollten trotz aller Differenzen häufiger versuchen, an einem Strang zu ziehen.“

Für den FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi kommt das Ergebnis „nicht überraschend“. „Herr Sarach hat seinen Amtsbonus, seine größere Bekanntheit in Stimmen umgewandelt. Dafür, dass er Amtsinhaber ist, aber auch nicht sehr deutlich.“ Ob Michael Sarach nun der richtige Bürgermeister sei, ließ Bellizzi offen. Auch die Politik sei gefordert: „Wir müssen gemeinsam die Probleme und Herausforderungen lösen.“

Am Ende bleibt der bemerkenswerte Umstand, dass sich in einer Stadt, in der die CDU grundsätzlich ein großes Wählerpotenzial hat, noch nie seit Einführung der Direktwahl ein christdemokratischer Bürgermeisterkandidat hat durchsetzen können – egal, ob er ein Auswärtiger oder ein Ahrensburger war, egal, ob er gegen einen Ahrensburger oder einen Auswärtigen antrat. Conring ist bereits der vierte, der gescheitert ist, nach dem Juristen Klaus-Michael Glaser aus Schwerin (1998), dem Journalisten Thomas Niemeyer aus dem Raum Osnabrück (2003) und dem Ahrensburger Polizeibeamten Jörn Schade (2009).