Bad Oldesloe. Stormarner Bürgermeister sprechen heute in Bad Oldesloe über das Thema Flüchtlinge. Landrat Klaus Plöger fordert Geld vom Land.
Die Zahl der Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten, die das zuständige Ministerium in Kiel dem Kreis zuweist, nimmt weiter zu. Anfang dieses Monats lebten in Stormarn rund 1450 Flüchtlinge, mindestens 1300 weitere werden bis Jahresende erwartet. Täglich kommen Hilfesuchende mit der Bahn aus dem Erstaufnahmelager Neumünster nach Bad Oldesloe, von wo aus sie auf die Kommunen verteilt werden. Und ein Ende ist nicht absehbar. Städte und Gemeinden fürchten, überfordert zu werden. Auch deshalb hat Landrat Klaus Plöger die hauptamtlichen Bürgermeister sowie die Amtsleiter heute zu einem Krisen-Gipfel geladen, der offiziell den Namen Regionalkonferenz Asyl trägt.
Stormarn fordert mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern
Bei dem Gespräch soll es vor allem um die aktuelle Lage gehen. Der Kreis will sich ein Bild davon machen, wie die Kommunen mit dem Thema umgehen. Wissen, wo und wie die Flüchtlinge leben sollen. „Die Rechtslage ist dabei ebenso Thema wie die Sprachkurse. Primär geht es aber darum, wie wir die Menschen unterbringen“, sagt Oliver Lövenforst, stellvertretender Fachbereichsleiter Soziales und Gesundheit bei der Stormarner Kreisverwaltung.
Sein oberster Chef sieht vor allem Bund und Länder in der Verantwortung, um der Lage Herr zu werden. Plöger sagt zum Abendblatt: „Die Kommunen brauchen von dieser Seite mehr Geld.“ Er erwarte, dass Berlin den Prozess endlich steuere. Ansonsten drohe die Stimmung in der Bevölkerung zu kippen, fürchtet der Landrat. „Seit dem Wochenende habe ich den Eindruck, dass die Regierung beginnt zu schauen, wie man es strukturiert.“
Wie ist die Lage in den Städten und Gemeinden, zum Beispiel in Stormarns größter Stadt?
Klaus Plögers Mitarbeiter machen derzeit zahlreiche Überstunden. Edith Ulferts, Fachbereichsleiterin Soziales und Gesundheit und zuständig für die Verteilung der Flüchtlinge: „Wir arbeiten an der Belastungsgrenze. Mehr geht fast nicht.“ Ulferts wird die heutige Gesprächsrunde mit den Bürgermeistern im Sitzungssaal leiten. Auch Angela Ruge, fachliche Koordinatorin der Ausländerbehörde, wird mit am Tisch sitzen. Fünf ihrer Kollegen beschäftigen sich derzeit mit dem Thema Asyl. Drei Mitarbeiter aus anderen Fachbereichen helfen abwechselnd, nehmen Daten von Flüchtlingen auf. Angela Ruge sagt: „Hier leisten alle Mehrarbeit.“
Wie ist die Lage in den Städten und Gemeinden, zum Beispiel in Stormarns größter Stadt? Nach Angaben von Bürgermeister Michael Sarach leben zurzeit 210 Flüchtlinge in Ahrensburg. In der Unterkunft am Reeshoop sind momentan 50 Asylbewerber untergebracht, die Kapazitäten werden gerade erweitert. Die Arbeiten zum Bau einer Unterkunft für maximal 30 Personen an der Straße Am Kamp/Ecke Ludwigslustring haben begonnen. Dort entsteht ein Gebäude mit sechs Wohnungen mit jeweils 50 Quadratmetern Fläche. In den Herbstferien beginnen laut Sarach die Umbauarbeiten an der Turnhalle der Fritz-Reuter-Schule. Etwa 30 Menschen sollen dort Platz finden. „Zusammen mit den 30 Plätzen im ehemaligen THW-Gebäude Am Weinberg kommen wir so einigermaßen hin“, sagt der Verwaltungschef. Bis Jahresende rechne er mit der Zuweisung von etwa 200 weiteren Menschen. Darauf und auf die Entwicklung in 2016 müsse sich die Stadt einstellen. Wie berichtet, verhandelt die Verwaltung bereits mit der Kirchengemeinde Ahrensburg über den Kauf des Grundstücks an der Rudolf-Kinau-Straße, auf dem die St. Johanneskirche sowie das Pastorat und das Gemeindehaus stehen. Zum Stand der Gespräche wolle sich Sarach nicht äußern, „da die Kirche um Vertraulichkeit gebeten hat“. Die Stadtverordneten seien aber über den aktuellen Stand informiert, die Fraktionen wurden um Beratung gebeten. „Klares Ziel“, so Sarach, „ist die schnellstmögliche Nutzung des Gemeindehauses für bis zu 30 Menschen.“
Trittaus Bürgermeister Mesch benötigt mehr Personal in der Verwaltung
In Trittau leben derzeit 97 Flüchtlinge, bis Jahresende rechnet Verwaltungschef Oliver Mesch mit bis zu 210. „Noch sind wir bei der Unterbringung gut dabei, aber es wird sehr, sehr eng“, sagt der Bürgermeister. Die Verwaltung werde mit dem vorhandenen Personal nicht auskommen, „wir müssen nachlegen.“ Seine Mitarbeiter leisteten zahlreiche Überstunden, die psychische Belastung sei groß. Mesch berichtet, dass das Amt Trittau einen Flüchtlingsbeauftragten einstellen will. Er sagt: „Die Entlastung der Kommunen ist wichtig.“ Ziel sei auch, eine Strategie innerhalb des Kreises zu entwickeln.