Glinde. Das 40-Millionen-Euro-Projekt findet im zweiten Anlauf Mehrheit. Komplex mit Wellnessbereich soll im Herbst 2017 eröffnen.
Das geplante Hotel mit Wellnessanlage der Premium-Klasse am Golf Gut Glinde hat die nächste Hürde genommen. Gegen den Widerstand der SPD segnete der Bauausschuss den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplans ab. Noch Anfang August hatte sich das Gremium vertagt, das 40-Millionen-Euro-Projekt stand auf der Kippe. Allein mit den Stimmen der CDU hätte es keine Mehrheit gegeben. Mit einem Ja und einer Enthaltung sorgten die Grünen jetzt dafür, dass die Planungen weitergehen. Mehr noch: Deren Fraktionschef Wolf Tank kündigte an, seine Fraktion werde auch in der Stadtvertretung mehrheitlich für den Bau stimmen. Damit scheint die Verabschiedung des B-Plans im Dezember dieses Jahres nur noch Formsache zu sein. Im Herbst 2017 soll der Golf-Tempel den Betrieb aufnehmen.
Sozialdemokraten ist der Eingriff in die Natur zu gewaltig
„Ich bin erleichtert, da steckt sehr viel Herzblut drin“, sagte Golfanlagen-Besitzer Jens Lessau. Der 52-Jährige darf seit November 2011 auf dem Areal zwar ein Hotel erstellen, allerdings benötigt das Wellness-Resort wegen der aufgelockerten Bauweise ein größeres Gebiet: Für den Komplex mit seinen rund 130 Zimmern und Suiten sind jetzt 10.000 Quadratmeter und damit die doppelte Grundfläche vorgesehen. An der Nutzfläche von 23.700 Quadratmetern ändert sich nichts.
Die SPD lehnt das Projekt in seiner jetzigen Form aus mehreren Gründen ab. Sie fürchtet einen Verkehrskollaps auf der Möllner Landstraße und aus Richtung Reinbek sowie die Beschädigung des Landschaftsbildes. Ein Dorn im Auge ist den Sozialdemokraten vor allem, dass auf einem 3,5 Hektar großem Gebiet, das als Ausgleichsfläche deklariert ist, 170 Stell- und 80 Reserveplätze, ein Regenrückhaltebecken und ein Bereich für Campingwagen vorgesehen sind. Das Greenkeeping-Gebäude mit den Maschinen für die Golfplatzpflege soll ebenfalls dorthin verlegt werden. „Das ist ein gewaltiger Eingriff in die Natur. Wir müssen mit den grünen Flächen sorgsam umgehen“, sagte SPD-Politiker Peter Michael Geierhaas.
Hitzige Diskussion um Kreditwürdigkeit und Seriosität des Geschäftspartners
Glindes Bürgermeister Rainhard Zug, ein Befürworter des Projekts: „Die Ausgleichsfläche ist nur da, weil man ursprünglich einmal eine Straße bauen wollte, die jetzt nicht mehr realisierbar ist.“ Das erhöhte Verkehrsaufkommen sieht er nicht als Problem. „Unsere Straßen sind dafür ausgelegt.“ Lessau, der sich im Ausschuss vielen Fragen stellen musste, ist kompromissbereit und würde den Parkplatzbereich auch verkleinern. Er sagt: „Die Ausgleichsflächen sind gewährleistet.“ Schon jetzt seien 330.000 Quadratmeter der 100 Hektar großen Golfanlage als solche gekennzeichnet.
Hitziger wurde die Atmosphäre, als SPD-Politiker Wolfgang Pohlmann die Seriosität und Kreditwürdigkeit von Lessaus Geschäftspartner Siegfried Reddel anzweifelte. Der Projektplaner will die Wellnessoase betreiben und gilt als Experte auf dem Gebiet. So baute er das „Mediterana“ in Bergisch Gladbach mit auf. In der Branche gilt das Haus als eines der besten in Europa. „Wir haben noch viele Fragen an Herrn Reddel, ihn seit Mai aber nicht mehr gesehen“, so Pohlmann.
Bürgermeister Zug hält das Projekt für gut fürs Glinde-Image
Bürgermeister Zug hatte sich schon frühzeitig über den Mann, der mehrere Investoren an der Hand hat, informiert, unter anderem mit dem Bürgermeister von Bergisch Gladbach gesprochen. Reddel sei nie negativ in Erscheinung getreten, sagt der Glinder Verwaltungschef. Unklar ist noch, wie sich Lessau an dem Projekt beteiligt. Zuerst muss er den Investoren das Baurecht ermöglichen, dann entscheiden, ob er die Fläche verkauft oder sich damit in eine Projektgesellschaft einbringt.
Die Grünen hatten Lessau vor vier Jahren die Unterstützung für einen Hotelbau verweigert. Diesmal votierte Martin Rusche für das Vorhaben: „Wenn es keinen B-Plan geben würde, hätte ich jetzt auch nicht zugestimmt. Im Vergleich zu dem, was die Politik 2011 beschlossen hat, gibt es keine tiefgreifende Veränderung .“
Architektonisch ist der Komplex mit bis zu vier Geschossen in einem mediterranen und arabisch-indischen Stil gehalten. Hotel und Wellnessanlage sind direkt miteinander verbunden. Reddel rechnet mit 250.000 Besuchern im zweiten Betriebsjahr. Bis zu 250 Arbeitsplätze sollen dort entstehen, die Stadt erwartet Gewerbesteuereinnahmen zwischen 100.000 und 200.000 Euro pro Jahr. Rainhard Zug: „Das Projekt ist gut für unser Image und bringt Kaufkraft in die Stadt.“
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