Glinde. Die SPD lehnt Parkplätze auf Ausgleichsfläche ab - und auch die Grünen stehen nicht bedingungslos zum 40-Millionen-Euro-Projekt.
Die Realisierung des geplanten Hotels mit Wellnessanlage der Premium-Klasse am Golf Gut in Glinde ist plötzlich mehr als fraglich. Galt die Zustimmung der Politik im Mai dieses Jahres für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von mindestens 40 Millionen Euro noch als sicher (wir berichteten), so mehren sich jetzt kritische Stimmen. Vor allem aus der SPD. Stein des Anstoßes ist der sogenannte neue Querriegel an der Straße In der Trift. Hier sind auf einer 3,5 Hektar großen Fläche 170 Stell- und 80 Reserveplätze, ein Regenrückhaltebecken und ein Bereich für Campingwagen vorgesehen. Auch soll das Greenkeeping-Gebäude mit den Maschinen für die Golfplatzpflege dorthin verlegt werden. „Unsere Fraktion lehnt das ab“, sagt Sozialdemokrat Peter Michael Geierhaas. „So wird das Landschaftsbild zerstört.“ Das Projekt nehme inzwischen einen weitaus größeren Umfang an als ursprünglich signalisiert.
SPD-Politiker plädiert für mehr Parkplätze in der Tiefgarage
Golf-Gut-Besitzer Jens Lessau hatte den Entscheidungsträgern entsprechende detaillierte Pläne vor Kurzem vorgestellt. Er muss die Politik überzeugen, den Bebauungsplan zu ändern. Erst dann kommt Projektentwickler Siegfried Reddel aus dem Landkreis Lüneburg zum Zug, der sich um die Finanzierung kümmert und mehrere Investoren an der Hand hat. Seit November 2011 darf Lessau auf dem Areal zwar ein Hotel erstellen, allerdings benötigt das Wellness-Resort wegen der aufgelockerten Bauweise ein größeres Gebiet: Für den Komplex mit seinen rund 130 Zimmern und Suiten sind jetzt 10.000 Quadratmeter und damit die doppelte Grundfläche vorgesehen. An der Nutzfläche von 23.700 Quadratmetern ändert sich nichts.
„Die Größe des Hotels prangere ich nicht an. Aber die Planung mit dem Querriegel hat uns vom Hocker gehauen“, klagt Geierhaas. „Der komplette Bereich ist als Ausgleichsfläche vorgesehen, jetzt bleiben davon noch 0,7 Hektar übrig. Wir sind davon ausgegangen, dass dieser Teil unangetastet bleibt.“ Er fühle sich von Lessau „ein bisschen hinters Licht geführt“.
Sein Parteikollege Manfred Wagner zweifelt auch den prognostizierten Verkehrsstrom von 3030 Fahrzeugen pro Tag durch die Sönke-Nissen-Allee an. Er sagt: „Die Belastung wird kleingerechnet. Wir werden enorme Verkehrsprobleme bekommen. Das Ganze ist für Glinde eine Nummer zu groß.“
Um die SPD doch noch auf ihre Seite zu bekommen, schlägt Geierhaas Lessau und Reddel vor, sich vom Querriegel zu verabschieden und zum Beispiel die Kapazität der Tiefgarage zu erhöhen. Dort sind bisher 127 der 780 Resort-Parkplätze geplant.
Bei der CDU herrscht Klarheit in Sachen Golf-Hotel
Noch im Dezember vergangenen Jahres hatten die Stadtvertreter bei vier Enthaltungen und vier Gegenstimmen den Aufstellungsbeschluss abgesegnet, damit das Projekt Fahrt aufnehmen kann. Jetzt gestaltet sich die Situation anders. „Zehn von elf Stadtvertretern aus meiner Partei würden dem Plan, wie er uns jetzt vorgelegt wurde, nicht zustimmen“, sagt Geierhaas. Mit einem Genossen sei man noch in Gesprächen.
Klarheit herrscht bei der CDU. Stefan Nowatzki, Vorsitzender des Bauausschusses: „Wir sind alle für das Golf-Hotel. Es ist eine Bereicherung für Glinde.“ Da CDU und SPD jeweils über elf Sitze in der Stadtvertretung verfügen, kommt es auf die fünf Gremiumsmitglieder aus den Reihen der Grünen an. Deren Ortsvorsitzender Jan Schwartz: „Eine bedingungslose Unterstützung für den Bau wird es von uns nicht geben. Wir haben Befürworter, Gegner und Unentschlossene.“
Lessau kann den Sinneswandel der Sozialdemokraten nicht verstehen. Er sagt: „Es hat sich ja nichts Grundlegendes verändert.“ Der Querriegel sei am idealen Standort geplant. „Wir können die Parkplätze ja nicht direkt vor die Freifläche des Wellness-Bereiches verlegen, das wirkt störend auf die Besucher.“ Er lege Wert auf ein stimmiges Konzept. „Dieses Projekt kann mit vielen Kompromissen nicht erfolgreich sein.“ Der Golf-Gut-Besitzer bezeichnet die Situation als ernst. „Ich sehe die Gefahr, dass die Sache kippt.“
Wellness-Resort bringt Glinde bis zu 250 neue Arbeitsplätze
Der Zeitplan ist eng. Spätestens im Dezember wollen die Macher den B-Plan geändert haben, damit der Bau im Frühjahr kommenden Jahres beginnen kann. Im Herbst 2017, rechtzeitig zum Beginn der Wellness-Saison, will Reddel den im mediterranen und arabisch-indischen Stil gehaltenen Komplex eröffnen. Bis zu 250 Arbeitsplätze sollen laut dem Projektplaner entstehen, Reddel rechnet im zweiten Betriebsjahr mit 250.000 Besuchern. „Die Wirtschaftlichkeit ist nur gegeben, wenn wir das Projekt auch so wie vorgestellt umsetzen.“ Glindes Politiker werden sich im September auf einer Sitzung des Bauausschusses wieder mit dem Thema beschäftigen.