Ahrensburg. 21 Millionen Euro stehen für Konzept bereit. Wie soll Ahrensburg im Jahr 2030 aussehen? Politik und Bürger einbezogen werden.

Eine wahrhaft schöne Stadt: der Rathausplatz ist autofrei und mit einer Markthalle bebaut, der Bahnhofsbereich ein attraktiver Eingang in die City mit Neubauten und Gewerbe im Umfeld, die Hamburger Straße eine belebte Flaniermeile, der Alte Markt plus Schlosspark eine ansprechende Umgebung mit florierender Gastronomie und der Schlossbereich mit dem Gutshof-Ensemble das kulturelle Herz des Ganzen. Die Ahrensburger Innenstadt mit ihren vielen Einzelhandelsgeschäften und Kino ist auch am Abend belebt. Man sieht viele Radfahrer und im schnellen Takt fahrende Elektrobusse, während Autos am Rande der City auf begrünten Stellplatzanlagen zu finden sind.

Ja, Sie haben richtig gelesen. Von Ahrensburg ist die Rede. Allerdings von der Wunschstadt der Zukunft, so wie sie im Juli einige Kenner der Stadt beschrieben haben, als sie während eines Fachgesprächs mit Planungsexperten gefragt wurden, wie Ahrensburg im Jahr 2030 aussehen sollte.

Es geht nicht um Luftschlösser, sondern um den Masterplan

Die Träumereien von Ahrensburgern waren eher eine bunte, die Fantasie anregende Randnotiz bei der Auftaktveranstaltung für das neue Innenstadtkonzept, das etwa 100 Zuhörern, überwiegend interessierte Bürger, aber auch Vertreter aus Verwaltung und Politik, im Marstall vorgestellt wurde. Denn es geht nicht um Luftschlösser, sondern um einen realistischen Plan, wie die Innenstadt vom Bahnhof bis zum Schloss so gestaltet werden kann, dass sie als attraktives, übersichtliches Ensemble erscheint. Hintergrund ist das Städtebauförderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“, in das Ahrensburg Ende 2014 aufgenommen wurde. Dadurch steht der Stadt in den kommenden 15 Jahren ein Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro zur Verfügung, die zu jeweils einem Drittel vom Bund, vom Land und von der Stadt aufgebracht werden.

Das Programm wird jedoch nicht nach der Devise „Hier habt ihr das Geld, nun macht mal so, wie ihr denkt“ verwendet, sondern es ist ein Verfahren einzuhalten. Die Stadt muss ihre anderen Geldgeber zunächst mit gut begründeter Planung überzeugen. Außerdem sollte es breiten politischen Konsens über das Konzept geben, damit nicht veränderte Mehrheiten im Stadtparlament eine lang angelegte Planung kurzfristig kippen. Und last, not least sollte die Bürgerbeteiligung ernst genommen werden, damit die Bewohner sich auch mit der Veränderung ihrer Stadt identifizieren können.

Deshalb werden in Ahrensburg bereits im frühen Stadium des Planungsprozesses größtmögliche Offenheit und Transparenz signalisiert. Im Marstall skizzierte Ahrensburgs Stadtplanerin Andrea Becker zunächst die historischen Leitlinien der Planung, die den Charakter der Stadt mit der barocken Sichtachse vom Schloss zur Innenstadt und dem Dreizack der vom Rondeel abzweigenden Straßen betonen sollten, aber auch zeitgeschichtlich bedeutsame Architektur wie das Rathaus wieder besser präsentieren müssten.

Eine Fotoschau offenbarte dringenden Handlungsbedarf an vielen Ecken

Anschließend kamen die Planer des neuen Ahrensburg auf die Marstall-Bühne. Frank Schlegelmilch vom federführenden Büro BPW – Baumgart + Partner aus Bremen erzählte zunächst, dass das Konzept in engem Austausch mit Kollegen erarbeitet werde, die Gutachten über den Verkehr, den Einzelhandel sowie Landschafts- und Raumplanung erstellen. Wie groß der Handlungsbedarf in Ahrensburg ist, veranschaulichte Claudia Dappen von BPW mit einem reich bebilderten Vortrag: Für ihre „teilräumliche Analyse“ hatte sie Ahrensburg ausgiebig erkundet und all das, was in der Innenstadt „nicht so gut funktioniert“, in Fotos dokumentiert. Eine eindrucksvolle Schau, denn die Schwächen der Innenstadt wurden offensichtlich. Aber Claudia Dappen sprach auch von den Chancen, die sich durch Veränderung und Aufwertung dieser Orte böten.

Im Anschluss waren die Bürger gefragt. Die Planer hatten eine großdimensionierte Innenstadtkarte vorbereitet, auf der Ahrensburgs neuralgische Punkte markiert waren. Jeder Gast durfte fünf rote Punkte auf die Orte setzen, wo er besonderen Handlungsbedarf sieht. Eindeutiger Spitzenreiter, sichtbar am besonders dichten Punkte-Cluster: der Rathausplatz, dicht gefolgt vom Alten Markt, dem Stormarnplatz und dem Bahnhof.

In den weiteren Planungsprozess werden Politik und Bürger einbezogen. Letztere mit einer Bürgerwerkstatt am 21. November und einem noch nicht terminierten Jugend-Workshop. Dann darf auch wieder geträumt werden.

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