Ahrensburg. Im Kirchsaal Hagen beantworteten die drei Kandidaten Fragen der Anwohner. Dabei gehen sie ziemlich pfleglich miteinander um.

Wer einen Kampf sehen wollte, einen echten Wahlkampf mit gemeinen Seitenhieben und frontalen Verbalattacken, der dürfte nach der zweiten Podiumsdiskussion der Ahrensburger Bürgermeisterkandidaten im Kirchsaal Hagen enttäuscht nach Hause gegangen sein. Nett waren sie zueinander – fast die ganze Zeit: Amtsinhaber Michael Sarach – mit SPD-Parteibuch – und seine Herausforderer, die Stadtverordneten Christian Conring (CDU) sowie Jörg Hansen (Grüne). Angriffslustiger waren dagegen viele der rund 150 Anwohner.

Die Südtangente

Die hohe Verkehrsbelastung, vor allem auf der Straße Brauner Hirsch, war das dringlichste und emotionalste Thema des Abends. 7500 Fahrzeuge seien täglich auf dieser Strecke unterwegs, Lärm- und Luftbelastung kaum noch zu ertragen. Deshalb der dringende Wunsch nach Verkehrsberuhigung oder noch besser dem Bau einer Südumfahrung. Ein Thema, bei dem Christian Conring im Ahrensburger Süden punkten konnte. Er sagte: „Eine Südtangente ist notwendig.“ Michael Sarach und Jörg Hansen wiesen auf Probleme bei der Umsetzung hin. Hansen: „Die Trasse würde ein Naturschutzgebiet queren.“ Sarach sagte, dass eine Südumgehung ohne Unterstützung Hamburgs schwer zu realisieren sein werde – und dass der benachbarte Bezirk Wandsbek sich bereits klar dagegen ausgesprochen habe.

Versorgungslücke Einzelhandel

Die schlechte Versorgung mit Lebensmittelgeschäften wurde beklagt und gefragt, was dagegen unternommen werden könnte? Die drei Kandidaten waren sich darin einig, dass dies ein Missstand sei, an dem eine Verwaltung – außer bei der unbürokratischen Genehmigung für Verkaufsfahrzeuge – kaum etwas werde ändern können. Sarach: „Das ist ein schwieriges Thema, daran müssen wir arbeiten.“ Weder Politik noch Verwaltung könnten aber Standortentscheidungen des Einzelhandels beeinflussen. Conring: „Wir könnten aber mit Investoren reden. Das sollten wir auch tun.“ Hansen: „Bis dahin könnte auf Supermärkte, die auch in Ahrensburg einen Lieferservice anbieten, zurückgegriffen werden.“

Versorgungslücke Bus

Kritisiert wurden auch die maroden Fahrradwege und das Busnetz, das unzureichend sei. Dazu Jörg Hansen: „Wir als Grüne finden das natürlich besonders bedauerlich, aber ein Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, das über die Grundversorgung hinausgeht, ist leider sehr teuer.“ Conring und Sarach schlossen sich dem an. Einigkeit auch bei der Sanierung von Straßen und Radwegen: Beides werde sehr teuer.

Gewerbesteuer und Grundstücksverkauf

Kritisiert wurde Amtsinhaber Michael Sarach für die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen. Mitbewerber Conring merkte an, dass die Einnahmen seit fünf Jahren rückläufig seien. Und eine Frau im Publikum wunderte sich darüber, dass nicht die Stadt, sondern die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) das Gewerbegebiet Beimoor-Süd II vermarkte. Die Stadt verzichte damit auf Profite aus dem Verkauf der 23 Hektar großen Fläche. Sarach dazu: „Die WAS arbeitet gemeinnützig, von Mindereinnahmen könne kaum die Sprache sein.“ Anderslautende Berichte der Zeitung seien falsch. Eine Zuhörerin wies explizit darauf hin, dass diese Aussage falsch sei: Die WAS sei nämlich eine privatwirtschaftlich organisierte GmbH, Gesellschafter seien unter anderem der Kreis Stormarn und die Sparkasse Holstein. Darauf ging keiner der Kandidaten ein.

Fazit

Die Kandidaten machten einen guten Eindruck. Sie waren fast bei allen Themen kompetent. Statt Wahlkampfversprechen gab es sachliche Einschätzungen – auch wenn die nicht immer populär waren. Ausnahmen: Sarach wurde beim Thema WAS-Verkauf in die Mangel genommen. Conring erwies sich als nicht ganz sattelfest bei der Einschätzung von Sanktionen gegen Hausbesitzer, die ihren Pflichten beim Beschnitt von Pflanzen, die auf öffentliche Wege ragen, nicht nachkommen. Und Hansen geriet etwas ins Schwimmen bei der Diskussion der Verkehrsfrequenz am Braunen Hirsch.

Anwohner Peter Brückmann bat ums letzte Wort: „Das war doch schön, dass die Kandidaten extra zu uns gekommen sind. Wir sollten nicht nur meckern, sondern auch Danke sagen.“

Der nächste Termin:

Am Donnerstag, 17. September, findet die offizielle Podiumdiskussion der Stadt mit den Kandidaten zur Bürgermeisterwahl statt. Los geht es um 19 Uhr im Alfred-Rust-Saal (Wulfsdorfer Weg 71)