Ahrensburg. Das Abendblatt fragt nach den Plänen der Ahrensburger Kandidaten. Heute im Fokus: Herausforderer Christian Conring (CDU).

32.708 Einwohner, eine Fläche von 35,5 Quadratkilometern, 130 Kilometer Straßennetz, das und noch viel gibt es für den Bürgermeister der Stadt Ahrensburg zu verwalten. Drei Männer wollen die Aufgabe ab dem 1. April 2016 fortführen beziehungsweise übernehmen: Amtsinhaber Michael Sarach, der ein SPD-Parteibuch hat, sowie seine Herausforderer, die Stadtverordneten Christian Conring (CDU) und Jörg Hansen (Grüne). Vor der Wahl am 27. September hat das Abendblatt die Kandidaten zur Radtour durch die Stadt gebeten. Im zweiten Teil unserer Mini-Serie zeigt Christian Conring, was er anstoßen möchte.

1. Wachstum der Gewerbeflächen

Dass Christian Conring gleich zu Beginn unserer Radtour erstmal Strecke machen will, darf durchaus programmatisch verstanden werden. Ziel der ersten Etappe ist die Peripherie, doch die liegt direkt im Zentrum seiner Vorstellungen für Ahrensburg und hat deshalb für ihn erste Priorität, wenn es um die Zukunft der Stadt geht, nämlich um die Standortpolitik. Wir halten am Haus der Wirtschaft am Beimoorweg und schauen in Richtung der großen nördlichen Gewerbegebiete der Stadt.

Gewerbegebiet Beimoorweg
Gewerbegebiet Beimoorweg © HA | Lutz Wendler

„Es ist sehr wichtig, dass Ahrensburg hier weiter wächst, denn die Stadt lebt von der Gewerbesteuer“, sagt Conring. Der Vorsitzende des Finanzausschusses erinnert daran, dass von den ungefähr 60 Millionen Euro, die Ahrensburg jährlich einnimmt, 20 bis 25 Millionen Euro durch Gewerbesteuern zusammenkommen. „Es gab hier in der Vergangenheit zu viel Stillstand, insbesondere bei der Vermarktung des Gebiets Beimoor-Süd 2“, kritisiert der Kandidat der CDU. So gesehen sei es ein großer Fortschritt, dass die Stadt dieses Gebiet an die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn verkauft habe, damit die als Profis die Vermarktung im Interesse Ahrensburgs übernehmen würden.

„Wir müssen auch künftig höhere Gewerbesteuereinnahmen generieren. Problem ist, dass Ahrensburg zurzeit keine Flächen anbieten kann, wenn größere Betriebe anfragen“, sagt Conring. Es gehe also künftig darum, rasch neue Gewerbeflächen auszuweisen und vorhandene besser zu nutzen. Oder über die eigenen Grenzen hinaus zu denken.

2. Wohnraum durch Nachverdichtung

Die Kastanienallee ist nur eine von mehreren Stationen, die Conring ansteuert, um sein zweites großes und besonders dringliches Thema anschaulich zu machen. „Der Bedarf an Wohnraum in der Stadt ist sehr groß, und er wird in den kommenden Jahren noch wachsen“, sagt Christian Conring und zitiert eine Prognose, der zufolge die Stadt bis 2030 zusätzliche 1800 Wohneinheiten benötige. Erschwerend komme hinzu, dass die starke Nachfrage für hohe Marktpreise und soziale Ungleichgewichte sorge. Conring: „Es gibt eine große Gruppe von Menschen, die nicht im Hochpreisniveau sucht. ,Junge Familien, Arbeitnehmer mit normalem Einkommen, Rentner, Studenten.“ Wie wichtig bezahlbarer Wohnraum sei, höre er auch aus den Betrieben. „Es gibt leider zu wenig im niedrigpreisigen Segment. Da wurde jahrelang geschlafen. Das wollen wir vorantreiben.“

Kastanienallee
Kastanienallee © HA | Lutz Wendler

Die soziale und altersmäßige Mischung ist zweifellos auch ein Standortfaktor. Für Verwaltung und Politik in Ahrensburg stellt sich also eine Doppelaufgabe: zusätzlichen Wohnraum schaffen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass genügend bezahlbarer angeboten werde. Die Lösung sieht Conring in konsequenter Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich. Er ist davon überzeugt, dass es keine neuen Wohngebiete auf der „grünen Wiese“ braucht, um den Bedarf zu decken.

Die Kastanienallee ist für ihn in verschiedener Hinsicht ein ideales Beispiel für die Lösung des Problems. Im Dezember 2014 wurde nach einem CDU-Antrag von den Stadtverordneten ein Aufstellungsbeschluss für die Bebauung beschlossen. Die Stadt, der das bislang brachliegende Grundstück gehört, kann Einfluss darauf nehmen, dass dort bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Andere Grundstücke, wo Conring dafür Chancen sieht, sind die Areale von VW und Opel an der Hamburger Straße, Flächen am Specht- und Starweg, das Reeshoopviertel. „Wichtig ist, dass geeignete Flächen möglichst rasch in B-Pläne überführt werden.“

3. Innenstadtgestaltung

Als Beispiel für Stagnation hat Christian Conring paradoxerweise den Ort in der Stadt gewählt, an dem am meisten Bewegung, sprich Verkehr, registriert wird. Die sogenannte AOK-Kreuzung, die für Autofahrer aus Hamburg so etwas wie das Entree in die Stadt sein sollte, aber einen denkbar schlechten ersten Eindruck macht. „Eigentlich sollte das hier so etwas wie unsere Visitenkarte sein“, sagt Conring.

Hamburger Straße in der Innenstadt
Hamburger Straße in der Innenstadt © HA | Lutz Wendler

Beim Blick in die Hamburger Straße, deren Sanierung dringend ansteht, skizziert der Kandidat einige seiner Vorstellungen zur Innenstadtgestaltung. „Es ist wichtig, nicht über die Köpfe der Anlieger hinweg zu entscheiden. Die Händler müssen einbezogen werden. Sanierungs- und Umbauarbeiten dürfen nicht dazu führen, dass Geschäfte nicht mehr erreichbar sind und es Umsatzeinbußen gibt. Der Verkehr muss weiter fließen, und es muss ausreichend Parkplätze geben. Es wäre fatal, wenn wir als Folge einer solchen Maßnahme weitere Leerstände in der Innenstadt hätten. Überdies sollten wir endlich das leidige Thema Parkleitsystem angehen – im Interesse der gesamten Innenstadt.“

4. Parkplatz Alte Reitbahn

Parkplatz Alte Reitbahn
Parkplatz Alte Reitbahn © HA | Lutz Wendler

Conring beklagt, dass in Ahrensburg zum Teil noch immer die Themen diskutiert würden, über die schon vor zehn Jahren beraten worden sei. Typisches Beispiel dafür sei die Bebauung der Alten Reitbahn. „Wir hatten am 18. Juni 2014 einen Aufstellungsbeschluss für das Kino-Projekt, doch danach ist nichts passiert. Stattdessen wurden Parallelverhandlungen mit einem Mitbewerber geführt. So etwas dient nicht der politischen Willensbildung. Mehr als ein Jahr ist vergangen, und wir sind keinen Meter weiter.“ Conring verspricht mehr Transparenz und raschere Umsetzung von Beschlüssen.

5. Nordtangente

Kremerberg/Nordtangente
Kremerberg/Nordtangente © HA | Lutz Wendler

An der letzten Station schließt sich der Kreis. Der Kremerberg könnte nach CDU-Vorstellungen Endpunkt der viel und seit mehr als einem Jahrzehnt diskutierten Nordtangente sein. Für Conring eine Verkehrsverbindung, die nicht nur die Innenstadt entlasten, sondern auch dem Gewerbe einen Schub bringen würde. Nicht zuletzt, weil die Verbindung, die über Delingsdorfer Gebiet führt, die Nachbargemeinde als Partner in Sachen Gewerbe einbinden könnte. Das wäre dann wirklich grenzerweiternd.