Ahrensburg. Das Hamburger Abendblatt fragt nach den Plänen der Ahrensburger Kandidaten. Heute: Herausforderer Jörg Hansen (Grüne).

32.708 Einwohner, eine Fläche von 35,5 Quadratkilometern, 130 Kilometer Straßennetz, das und noch viel mehr gibt es für den Bürgermeister der Stadt Ahrensburg zu verwalten. Drei Männer treten an, um die Aufgabe vom 1. April 2016 an fortzuführen beziehungsweise zu übernehmen: Amtsinhaber Michael Sarach, der ein SPD-Parteibuch hat, sowie seine Herausforderer Christian Conring (CDU) und Jörg Hansen (Grüne). Vor der Wahl am 27. September hat das Abendblatt die Kandidaten zur Radtour durch gebeten und gefragt: Was sind ihre Pläne für die Stadt? Im dritten Teil unserer Serie zeigt Jörg Hansen, was er anstoßen möchte.

1. Politische Kultur im Rathaus

Als Ausgangspunkt für die Tour hat Jörg Hansen den Ort gewählt, an dem er ankommen will: das Ahrensburger Rathaus. Bevor wir starten, skizziert Hansen, was er als Chef der Verwaltung anders machen würde. „Es gäbe drei Hauptaufgaben: Erstens den Umgang zwischen Rathaus und Politik verbessern. Zweitens das Arbeitsklima innerhalb des Rathauses verbessern, denn Krankenstand und Betriebsklima zeigen, dass es damit nicht zum Besten steht. Drittens das Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgern verbessern, es braucht stärkere Serviceorientierung. Es darf nicht mehr so sein, dass Bürger tagelang keine Antwort auf Anfragen bekommen.“

Das Ahrensburger Rathaus
Das Ahrensburger Rathaus © Birgit Schücking

Sich selbst würde Jörg Hansen klare Grenzen setzen: „Ein Bürgermeister soll Beschlüsse der Politik umsetzen und nicht selbst Politik machen. Das wurde nicht immer sauber getrennt. Wir müssen zur Einhaltung der Regeln zurückkommen.“

2. AOK-Kreuzung und Shared Space

Erste Station ist die AOK-Kreuzung, für Hansen das „unvollendete Tor zur Innenstadt“. Ahrensburgs mit täglich 33.000 Fahrzeugen meistfrequentierter Verkehrsknoten zeige die Herausforderungen für Innenstadtgestaltung deutlich. „Lange galt ein Kreisel als die beste Lösung für optimalen Verkehrsfluss. Das wäre für Autofahrer top gewesen, aber für Fußgänger und Radfahrer ein Flop, weil nicht sicher. Mit einer neuen Ampel könnten wir den Verkehr ähnlich gut wie mit einem Kreisel bewältigen und hätten einen Mehrwert für alle Verkehrsteilnehmer.“

AOK-Kreuzung, Hamburger Straße
AOK-Kreuzung, Hamburger Straße © HA | Lutz Wendler

Weit oben auf Hansens Agenda steht die Neugestaltung des innerstädtischen Teils der Hamburger Straße. Er möchte Akzente setzen. „Die Idee vom Shared Space setzt auf Eigenverantwortung im Verkehr. Alle Teilnehmer sind auf einer Fläche gleichberechtigt, sie haben Augenkontakt und müssen Rücksicht nehmen. Das erscheint mir passend für die Hamburger Straße. Seien wir mutig bei der Neugestaltung – mutlos war unsere Stadtplanung lange genug.“ Hansen betont, dass bei solch einem Konzept nicht zuletzt die Anlieger mitgenommen werden müssten. „Ohne Akzeptanz geht’s nicht.“

3. Lindenhof und andere Projekte

Der Lindenhof-Parkplatz beim Bahnhof zeigt Hansen, wie komplex innerstädtische Bebauung ist. Einige Vorstellungen der Grünen wie etwa voller Ersatz für verlorene Parkplätze oder preisgünstige Wohnungen werden bei diesem Neubauprojekt nicht umgesetzt. „Wir mussten einige Kröten schlucken“, sagt Hansen und verweist auf übergeordnete Interessen der Stadt. Außerdem habe der Investor Ausgleich für den verlorenen Parkraum zahlen müssen, der anderswo, etwa bei einer Erweiterung des Alten Lokschuppens, investiert werden könnte.

Parkplatz Lindenhof
Parkplatz Lindenhof © HA | Lutz Wendler

Immerhin werde es für die Lindenhof-Bebauung eine hochwertige Architektur und einen gesunden Mix von Wohnen, Gewerbe und Geschäften geben. Man könne daraus für andere Projekte lernen, besser nicht unter Druck zu entscheiden – etwa an der Alten Reitbahn. „Wir sollten das nächste Großprojekt erst starten, wenn beim Lindenhof das Ziel in Sicht ist, also in drei Jahren.“

4. Gewerbegebietserweiterung

Auch bei der Gewerbegebietsentwicklung zeigt sich Hansen pragmatisch. Die Grünen lehnten zwar eine Erweiterung in Richtung Hammoor generell ab, sondern plädierten für bessere Ausnutzung vorhandener Gewerbeflächen. Aber in Einzelfällen ließen sie sich von guten Argumenten überzeugen, so bei der geplanten Erweiterung der Basler AG, die ihr Firmengelände am Ende der Strusbek auf eine angrenzende Grünfläche mit Regenrückhaltebecken erweitern möchte. „Das ist vorbildlich gelaufen, alle Fraktionen sind frühzeitig in die Planung einbezogen worden“, sagt Hansen.

Basler AG im Gewerbegebiet
Basler AG im Gewerbegebiet © HA | Lutz Wendler

„Uns sind Arbeitsplätze sehr wichtig. Basler ist ein guter Arbeitgeber, der sichere, saubere und nachhaltige Arbeitsplätze schafft.“ Gleichwohl gelte es, bei der Bebauung des grünen Areals den Eingriff in die Natur möglichst schonend zu gestalten.

5. Fehlentwicklung am Erlenhof-Süd

Das Neubaugebiet Erlenhof-Süd nennt Hansen ein Beispiel für verfehlte Entwicklungspolitik. „Die SPD plante ursprünglich einen neuen Stadtteil für junge Familien mit nicht so viel Geld. Doch sie brauchte Unterstützung der CDU, die dort andere Ziele hatte. Das führte dazu, dass die Bebauung auf 360 Wohneinheiten begrenzt wurde und Grundstückspreise stiegen.

Neubaugebiet Erlenhof-Süd
Neubaugebiet Erlenhof-Süd © HA | Lutz Wendler

Der Traum vom preiswerten Wohnraum ist geplatzt, das ist jetzt eine Siedlung für wohlhabende Menschen. Wir haben verhältnismäßig viel Fläche für viel zu wenig Wohnraum verbraucht. So etwas sollten wir beim dringlichen Thema Wohnungsbau unbedingt vermeiden.“

„20 Fragen, 60 Antworten“: Die Regionalausgabe Stormarn stellt den drei Bürgermeister-Kandidaten ab morgen bis zur Wahl täglich eine Frage.