Reinbek. 2015 muss Reinbek 65 Flüchtlinge mehr aufnehmen als ursprünglich geplant. Daher kommen jetzt wieder Menschen im Rathaus unter.

Im Reinbeker Rathaus leben bald wieder Flüchtlinge. Bereits im März wurde ein Teil der Stadtverwaltung für eine albanische Familie zur provisorischen Wohnung umfunktioniert (wir berichteten). Jetzt sind in dem ehemaligen Sitzungsraum erneut vier Betten, einige Schränke und ein Tisch aufgebaut. Im September zieht hier eine vierköpfige Familie aus Syrien ein – aus dem gleichen Grund wie vor fünf Monaten : „Wir haben keine Möglichkeit, die Familie auf andere Weise unterzubringen“, sagt der Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten, Torsten Christ.

Die Stadt muss Unterkünfte für 65 weitere Menschen zur Verfügung stellen

Dass Schleswig-Holstein 2015 mehr Flüchtlinge aufnehmen müsse als erwartet, wirke sich auch auf Reinbek aus, sagt Christ. „Bisher sind wir davon ausgegangen, in diesem Jahr 253 Menschen unterbringen zu müssen. Nach Zahlen, die wir am 19. August erhalten haben, rechnen wir jetzt aber mit weitaus mehr.“ Genau gesagt muss die Stadt Unterkünfte für 65 weitere Menschen zur Verfügung stellen.

Um der Lage Herr zu werden, baut die Stadt jeweils sechs Mobilheime am Freizeitbad und südlich der Feldstraße mit Platz für insgesamt 50 Personen. Mitte Oktober und Anfang November sollen sie bezugsfertig sein – durch sie wird aber nur die bisherige Prognose erfüllt. Die 65 weiteren Flüchtlinge sind hier noch gar nicht eingeplant. „Sie können wir nur anderweitig unterbringen“, sagt Christ. Dem Schul- und Sozialausschuss soll daher am 1. September ein neuer Standort vorgeschlagen werden. „Wir wollen Container auf dem städtischen Betriebshof aufstellen“, sagt Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer. Würde auf der Sitzung des Ausschusses zusätzlicher Bedarf festgestellt und damit der Auftrag ausgelöst werden, kämen die Container am Ende des Jahres. Sie sollen Platz für 45 bis 50 weitere Flüchtlinge bieten.

Die Stadtverwaltung lasse sich nicht aus der Ruhe bringen

Bis es soweit ist, kommen die Menschen in angemieteten Wohnungen oder eben im Rathaus unter. „Dabei handelt es sich allerdings wieder nur um eine temporäre Lösung“, sagt Christ. Durch den neuen Flüchtlingsstrom lasse sich die Stadtverwaltung nicht aus der Ruhe bringen. „Wir überlegen, wo wir ansetzen müssen, damit uns diese Entwicklung keinerlei Sorgen mehr bereitet“, sagt Warmer. Es gelte, eine Ausnahmesituation zu einer Normalsituation werden zu lassen.

Dabei helfe das Verhalten der Flüchtlinge, die bisher in Reinbek untergekommen sind. Christ: „Sie bringen sich ein, wollen deutsch lernen und helfen Neuankömmlingen bei den ersten Schritten. Das einzige was mir Sorgen bereitet ist, dass wir die Menschen nicht so gut unterbringen können, wie ich das gerne hätte.“ Sowohl Warmer als auch Christ würden den Heimatvertriebenen in Zukunft gerne mehr Intimsphäre gewährleisten. „Zehn Quadratmeter für Einzelpersonen und zwölf für Ehepaare wären wünschenswert“, sagt Christ. Das sei oft aber einfach nicht möglich.