Bad Oldesloe. Der Krankenhaus-Konzern Asklepios will Krankenpflegeschule und Schwesternwohnheim kostenlos an die Stadt Bad Oldesloe vermieten.
Mathias Eberenz, Pressesprecher der Asklepios-Kliniken, spricht von einer „Win-win-Situation“ in Bad Oldesloe. Das Projekt, von dem alle Beteiligten profitieren sollen, ist die Belegung zweier leer stehender Gebäude auf dem Oldesloer Klinikgelände durch Flüchtlinge. Bis zu 100 Menschen, die als Asylbewerber rasch von der Stadt untergebracht werden müssen, könnten nach einer schnellen Renovierung und Umbauten in den beiden Häusern unterkommen. Bis 2012/13 wurden die Gebäude für die Unterbringung und Schulung von Schwestern und Auszubildenden der Klinik genutzt. Seit Asklepios die Ausbildung in Hamburg zentralisiert hat, stehen sie leer und waren zuletzt – in Teilen – nur Lagerraum.
Asklepios will die Gebäude mietfrei zur Verfügung stellen
In der Kreisstadt scheint sich jetzt eine schnelle, unbürokratische Lösung anzubahnen. „In der vergangenen Woche fragte die Stadt bei uns an, ob wir helfen könnten, indem wir die beiden Häuser als Unterkunft für Flüchtlinge vermieten würden“, sagt Philip Wettengel, Geschäftsführer der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe. „Unser Konzern stimmte dem Vorschlag sehr kurzfristig zu, und wir konnten der Stadt unsere Hilfe zusagen“, fährt Wettengel fort und fügt hinzu, dass bei Asklepios zusätzlich entschieden worden sei, die Gebäude kostenfrei an die Stadt zu vermieten.
Daraufhin habe die Stadt sich durch eine erste Begehung ein Bild vom Zustand der Gebäude gemacht. „Die Fachleute sind zu dem Schluss gekommen, dass es machbar sei, und das auch schnell genug“, sagt Wettengel. Wie teuer die Sanierung wird, lässt sich ohne seriöse Kostenschätzungen nicht beziffern. „Sicher sagen kann ich nur, dass es in beiden Häusern 50 Räume in Größen von elf bis 25 Quadratmeter gibt, die zu Zeiten des Wohnheims als Ein- und Zweibettzimmer genutzt wurden“, sagt Wettengel. Die gesamte verfügbare Wohnfläche schätzt Asklepios auf 1100 Quadratmeter. Hinzu kämen noch Bereiche, die sich für Funktionsräume nutzen ließen.
Für die Stadt Bad Oldesloe ist die schnelle Einigung ein unverhoffter Glücksfall. Bürgermeister Tassilo von Bary berichtet, dass er in der vergangenen Woche so erschrocken über die anstehenden Zuweisungen von Flüchtlingen und die Prognose bis Jahresende gewesen sei, dass er spontan den Geschäftsführer der Asklepios-Klinik angerufen und ihm seine Idee für eine schnelle Übergangslösung vorgetragen habe. „Schon am folgenden Tag kam das Go von Asklepios“, sagt von Bary.
Die Begehung habe ergeben, dass die Räume recht schnell ertüchtigt werden könnten. Fußböden und Elektroanlagen müssten erneuert, Sanitärbereiche umgerüstet, ein zweiter Rettungsweg gebaut und alle Zimmer möbliert werden. „Das Ganze würde abschnittweise gemacht, damit wir möglichst rasch belegen können.“ Insgesamt schätzt der Bürgermeister die Sanierungskosten „sehr, sehr grob“ auf 300.000 Euro.
Der Handlungsdruck für Bad Oldesloe ist groß. Zurzeit muss die Stadt etwa 120 Menschen unterbringen, und in jeder Woche kommen acht bis 14 weitere hinzu. Bis Jahresende wurden 244 prognostiziert, doch von Bary rechnet eher mit 300. „Wir kommen mit Wohnungen nicht weiter, und bauliche Maßnahmen lassen sich nicht kurzfristig genug umsetzen. Zurzeit müssen wir in Einzelfällen sogar Hotelzimmer anmieten, doch das wird zu teuer“, sagt der Bürgermeister. Insofern sei das Asklepios-Angebot wie ein Geschenk – „zumal es sogar kostenlos wäre“.
Um die Häuser hatte es Anfang des Jahres Querelen gegeben
Die Stadt und Asklepios haben sich bereits über mögliche Vertragsmodalitäten verständigt. Möglich, so Wettengel, sei ein Mietvertrag mit einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren. Der Haken an der Sache ist, dass der Vertrag erst geschlossen werden kann, wenn der Kreis zugestimmt hat. Als Asklepios das ehemalige Kreiskrankenhaus im Jahr 2001 für 20,5 Millionen Mark erwarb, was nur 40 Prozent des damaligen Marktwerts entsprochen haben soll, wurde im Kaufvertrag eine sogenannte Zweckbindung vermerkt, die auch ins Grundbuch eingetragen wurde. Die Gebäude sollten ausschließlich entsprechend ihrer aktuellen Nutzung verwendet werden. Über die Nutzung als Lager beziehungsweise den Leerstand der beiden Häuser hatte es zu Beginn des Jahres Querelen gegeben, weil der Kreis darüber nachdachte, ob er laut Vertrag eine Rückübertragung ohne Erstattung des Kaufpreises verlangen dürfe.
Diese Ansprüche lasse der Kreis zurzeit von einem Fachanwalt prüfen, sagt der stellvertretende Landrat Joachim Wagner (CDU). Unabhängig davon gibt es jedoch Signale, dass der Kreis einer vorübergehenden Belegung der beiden umstrittenen Häuser nicht im Wege stehen werde. Geht alles seinen normalen Weg, wird der Kreistag am 25. September über die Sache entscheiden. Doch so viel Zeit möchte Bürgermeister Tassilo von Bary nicht verlieren. Deshalb hofft er noch darauf, dass sein Anliegen zu einer Eilentscheidung des Landrats führt. Klaus Plöger ist zurzeit im Urlaub, wird aber am Montag zurück im Amt erwartet.
Sollte Landrat Plöger zustimmen, könnte der Vertrag zwischen Bad Oldesloe und Asklepios geschlossen werden und die Stadt umgehend ein verkürztes Verfahren für die Sanierung einleiten. Von Bary: „Mein Bauamtsleiter hat angekündigt, dass die komplette Sanierung in diesem Jahr geschafft werden könnte.“