Grossensee. Der Ast einer Eiche am Großensee bricht plötzlich ab und stürzt auf einen neun Jahre alten Jungen. Er wird schwer verletzt.

Ein dicker, rund 20 Meter langer Ast liegt samt Blätterwerk auf einer Wiese am Großenseer Campingplatz. Zwischen den ausladenden Zweigen ist noch das Handtuch eines kleinen Jungen zu sehen – stummer Zeuge eines schweren Unglücks, das sich am Sonntagabend ereignete: Von einer uralten Eiche war ein schwerer Ast abgebrochen. Er traf einen Neunjährigen, der dort mit seiner Familie Urlaub machte.

Junge wurde in Hamburger Krankenhaus eingeliefert

Der Neunjährige, der aus den Niederlanden stammt, wurde mit schweren Verletzungen in ein Hamburger Krankenhaus eingeliefert. „Er hat beide Beine gebrochen. Und es besteht der Verdacht auf innere Verletzungen“, sagt die Sprecherin der Polizei, Sonja Kurz. „Lebensgefahr kann leider nicht ausgeschlossen werden.“

Es war kurz vor 22 Uhr, als ein krachendes Geräusch für zahlreiche Anlieger zu hören war. „Ich habe das sogar im Haus vernommen“, sagt Anwohnerin Deborah Vagts. Die Großenseeerin lebt rund 400 Meter vom Unfallort entfernt. „Ich war gerade in der Küche am Geschirrspülen. Es war ein extrem lautes, reißendes Geräusch, als würdeein sehr großer Baum gefällt“, sagt Vagts. Auch Anwohner Wolfgang Schmidt war Zeuge des Geschehens. Er lebt in einem Haus gegenüber der Wiese. „Ich war in dem Moment gerade draußen. Es krachte, und dann habe ich den Jungen ganz fürchterlich schreien hören“, berichtet der 71-Jährige.

Ob der Ast durch den Sturm beschädigt wurde, ist noch unklar

Vor dem Unglück hatte der Junge mit seinen beiden Schwestern auf der Wiese Fußball gespielt, sagt die Polizei. Warum der Ast in einer Höhe von etwa 3,60 Meter von dem Baum abbrach, ist bisher unklar. „Möglicherweise war der Baum durch den Sturm am Vortag angeknackst“, sagt Frank Claren, Gemeindewehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Großensee. Jetzt untersucht die Staatsanwaltschaft den Fall und hat ein Gutachten in Auftrag gegeben.

„Vergangene Woche habe ich den Campingplatz-Betreiber gefragt, ob die Nutzung der Wiese genehmigt ist“, Karsten Lindemann-Eggers, Bürgermeister von Großensee
„Vergangene Woche habe ich den Campingplatz-Betreiber gefragt, ob die Nutzung der Wiese genehmigt ist“, Karsten Lindemann-Eggers, Bürgermeister von Großensee © Julia Sextl

Die Wiese, die zwischen Campingplatz und Trittauer Straße liegt, gehört laut Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers dem Betreiber des angrenzenden Campingplatzes. Ein idyllischer Platz mit altem Baumbestand, neuerdings auch mit einem Spielplatz, Bänken und zwei Fußballtoren. Kürzlich seien dort allerdings auch Zelte aufgestellt und Autos geparkt gewesen, sagt der Bürgermeister. „Vergangene Woche habe ich den Betreiber darauf angesprochen und gefragt, ob die Camping-Nutzung der Wiese überhaupt genehmigt sei. Er bejahte und berief sich auf eine Landesverordnung über Camping- und Wochenendplätze.“

Bürgermeister Lindemann-Eggers habe daraufhin das Ordnungsamt in Trittau gebeten, den Fall zu prüfen. Laut zuständigem Fachbereichsleiter Bodo Lork ist der Vorgang noch in Bearbeitung. Lork: „Der Betreiber ist aber grundsätzlich dafür verantwortlich, dass ein sicherer Aufenthalt auf der Wiese gewährleistet ist.“

Anwohner wies mehrfach auf herabfallende Zweige hin

Der Campingplatz-Betreiber wollte sich am Montag trotz mehrfacher Anfrage des Hamburger Abendblatts nicht zu dem Vorfall äußern. Urlaubern gegenüber kommunizierte ein Mitarbeiter des Campingplatzes offenbar, die Bäume auf dem Platz seien nach dem Sturm am Sonnabend alle überprüft worden. Das sagte Urlauberin Heike Lambertz aus Köln gegenüber dem Abendblatt. „Unser Wohnwagen ist nämlich quasi umzingelt von Bäumen. Wegen des Sturms hatte ich in der Nacht vorher kein Auge zugetan.“

© HA | Julia Sextl

Offenbar ist es nicht das erste Mal, dass von alten Bäumen auf der Wiese am Rande der Trittauer Straße Zweige und Äste abbrachen. „Ich habe den Betreiber schon mehrfach darauf hingewiesen“, sagt Anwohner Wolfgang Schmidt. „Die Äste hängen ja auch weit über die Straße. Sie könnten auch ein vorbeifahrendes Auto treffen.“