Todendorf. Die Kita der Gemeinde Todendorf freut sich über Gartenmobiliar aus berühmtem Holz. Bewerben können sich Kitas mit Nachhaltigkeitskonzept.

Als gemütliche Sitzgelegenheit sind Bänke an Spielplätzen vor allem für Eltern, Großeltern oder Erzieher interessant, die Kindern beim Toben zuschauen. In der Kita der Gemeinde Todendorf wartet seit Montagnachmittag ein ganz besonderes Sitzmöbel auf die Kinder. Denn die neue Bank hat eine spannende Geschichte: In der vergangenen Weihnachtszeit war das Möbelstück noch ein Baum. Und zwar nicht irgendeiner, sondern der wichtigste Weihnachtsbaum Hamburgs, wie der ehemalige Erste Bürgermeister Ole von Beust (CDU) die Alstertanne einmal genannt hat.

Seit inzwischen 25 Jahren erleuchtet eine Tanne auf dem Ponton mitten in der Alster die Weihnachtszeit in der Hansestadt. Organisiert wird das Spektakel von der Stiftung Binnenalster. Die Stiftung betreibt auch die Alsterfontäne. Um Dekoration allein geht es bei der Aktion nicht. „Es geht uns auch um Nachhaltigkeit, Umweltschutz und den guten Zweck“, sagt Manhard Gerber, Vorstand der Stiftung Binnenalster. Deshalb wird das Holz der Tanne in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald nach der Weihnachtszeit zu Sitzbänken verarbeitet, um die sich dann Kindergärten bewerben können.

Kita-Leiterin hat die Alstertanne mit eigenen Augen gesehen

Margitta Stapelfeldt kann sich an den Anblick der glitzernden Alstertanne vor einem halben Jahr noch gut erinnern. „In der Weihnachtszeit war ich auch ab und zu in Hamburg und habe sie gesehen. Das war ein Riesenbaum“, sagt die Leiterin der Kita in Todendorf. Auf die Idee, sich um die Tanne zu bewerben, seien Eltern gekommen. „Die kannten die Aktion aus Hamburg.“

„Die Kinder befassen sich heute schon in der Kita mit dem Thema Nachhaltigkeit“, Margitta Stapelfeldt, Kita-Leiterin
„Die Kinder befassen sich heute schon in der Kita mit dem Thema Nachhaltigkeit“, Margitta Stapelfeldt, Kita-Leiterin © Birgit Schücking | Birgit Schücking

Dass der Baum nun als Bank in Todendorf weiter besteht, freut Margitta Stapelfeldt. Denn nicht jede Kita kann sich mit einer Bank aus dem Holz der Alstertanne schmücken. „Kitas, die sich bewerben, müssen ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept nachweisen. Unser Projekt – wir gestalten mit den Kindern eine Naturausgleichsfläche der Gemeinde – wurde bereits von der Unesco ausgezeichnet und ist auf Dauer angelegt“, sagt die Kita-Leiterin.

Von Beginn an war es der Stiftung Binnenalster wichtig, das Holz der Alstertanne sinnvoll zu verwerten. „Denn für Brennholz ist es viel zu schade“, sagt Stiftungsvorstand Manhard Gerber. Zudem könne man nicht früh genug anfangen, Kinder für Natur- und Umweltthemen zu interessieren.

Nach den Ferien sollen sich die Kinder intensiv mit der Bank auseinandersetzen

„Es geht darum, deutlich zu machen, dass Holz ein wertvoller Rohstoff ist“, sagt Jan Muntendorf, der sich als Ingenieur auf Fortwirtschaft spezialisiert hat und für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald arbeitet. Das sieht auch Margitta Stapelfeldt so. „Die Kinder befassen sich heute schon in der Kita mit dem Thema Nachhaltigkeit. Vielleicht hilft es später bei der Lösung von Problemen, die wir heute noch nicht einmal kennen.“

Nach den Sommerferien werden sich die 60 Mädchen und Jungen im Alter bis sechs Jahre, 15 Hortkinder und die Erzieher noch einmal ganz ausführlich mit der Bank auseinandersetzen, verspricht die Kita-Leiterin. Dann solle Fragen wie der nach der Geschichte des Baumes und der Verarbeitung von Holz nachgegangen werden. Bei der Suche nach dem richtigen Platz für die Bank sollen die Kinder mitentscheiden dürfen. Margitta Stapelfeldt hat jedoch schon ein Fleckchen im Auge. „Gut passen würde sie an unseren Spielplatz.“ Ganz schön stolz ist Todendorfs Bürgermeister Hans-Joachim Dwenger (Wählergemeinschaft AFWT) auf das Holz. „Die Alstertanne kennt ja jeder. Das ist etwas ganz Besonderes für unsere Gemeinde.“

Der Baum kam aus einem Garten in Bardowick bei Lüneburg

Der in Hamburg prominent platzierte Weihnachtsbaum hat so viele Fans, dass jedes Jahr mehrere Bäume in der engeren Auswahl sind. Immerhin 36 Bewerbungen gab es im vergangenen Jahr. Das Rennen gemacht hat eine Koreatanne, die 50 Jahre Zeit hatte, im Garten von Hans-Jörg Müller im niedersächsischen Bardowick zu einem prächtigen Exemplar heranzuwachsen.

© Birgit Schücking | Birgit Schücking

„Dann wurde sie langsam zu groß“, sagt Jutta Falley, die Schwester von Hans-Jörg Müller. „Bei Sturm schwankte sie schon richtig, und die Nachbarn bekamen Angst, dass sie umkippt.“ Mit gut 20 Metern war der Baum nicht nur zu groß für den Garten, sondern auch für die Lüneburger Innenstadt. Das dortige Rathaus lehnte die Tanne mehrmals als Weihnachtsbaum für den Marktplatz ab.

Dorothea Schostack von der Stiftung Binnenalster hat der Baum aus Bardowick überzeugt. Denn nicht jeder ist geeignet. „Es muss eine freistehend gewachsene Tanne sein, schön rund mit einer Höhe von 20 bis 25 Metern“, sagt Manhard Gerber. Um sie abzutransportieren und aufzustellen, muss schweres Gerät zum Einsatz kommen. Von einem Tieflader angeliefert, wird die Tanne mit einem Kran auf den Ponton gehievt. Die Kosten für Transport, das Aufstellen und die Beleuchtung für den mehr als 20 Meter hohen Baum übernehmen Sponsoren.

Traditionell drückt Tagesschau-Sprecher Jan Hofer auf den Schalter, der den mit 1300 Glühlampen geschmückten Baum erstrahlen lässt.