Neuer Plan für Ahrensburg: Edeka Woldmann zieht auf die Alte Reitbahn, die freiwerdende Fläche am Bahnhof wird mit einem Kino bebaut.

Verwaltungsdeutsch ist nicht gerade die Sprache, in der überraschende Botschaften auf Anhieb als solche erkennbar würden, auch wenn sie Anlass für Enthusiasmus böten. In der Ankündigung des Tagesordnungspunktes 10 der Sitzung des Ahrensburger Bau- und Planungsausschusses am 15. Juli, der letzten vor der Sommerpause, heißt es nüchtern: „Absichtserklärung zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans auf dem Grundstück ,Alte Reitbahn’ und Änderung des Bebauungsplans 81a hinsichtlich der Möglichkeit einer Kinonutzung.“

Hinter dem spröden Text verbirgt sich eine Beschlussvorlage, die es in sich hat, weil sie eine elegante Lösung für festgefahrene Projekte sein könnte: Es hat sich nämlich ein Investor gefunden, der das Kino errichten würde, das sich viele Ahrensburger schon lange wünschen. Und darüber hinaus hat er ein tragfähiges Konzept vorgelegt für die Bebauung der Alten Reitbahn, die seit Jahren ein unansehnlicher Parkplatz ist. Das Überraschende daran ist, dass das Kino anderswo als bisher diskutiert entstehen würde, der neue Standort aber plausibler erscheint als die beiden bisher diskutierten.

Der Edeka-Markt an der Bahnhofstraße ist sanierungsbedürftig

Der Edeka-Markt Woldmann an der Bahnhofstraße in Ahrensburg
Der Edeka-Markt Woldmann an der Bahnhofstraße in Ahrensburg © HA | Harald Klix

Ausgangspunkt der Überlegungen ist der Edeka-Markt Woldmann an der Bahnhofstraße. Das Gebäude ist ebenso wie die Außenanlagen veraltet und sanierungsbedürftig, der Zuschnitt des Ganzen nicht mehr zeitgemäß. Es müsste in zwei, drei Jahren abgerissen und neu gebaut werden. Der Eigentümer der Immobilie und der Betreiber des Supermarktes seien jedoch, so heißt es in der Vorlage, an einem entwicklungsfähigen und zentrumsnahen Standort für den Neubau interessiert. Was den Grundstückseigentümer offenbar auf die Idee brachte, über die Alte Reitbahn als neuen Standort nachzudenken. Woraus sich dann wohl fast zwangsläufig eine Lösungsidee für die verfahrene Situation dort entwickelte.

Im Juni 2014 hatte sich der Bau- und Planungsausschuss für die Idee der Projektentwickler von P & B Bau Consulting ausgesprochen, an der Alten Reitbahn ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, in dem unter anderem ein Kino und eine zweigeschossige Tiefgarage mit etwa 230 Plätzen gebaut sollten. Es kam jedoch nicht zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, weil P & B anscheinend erst spät eine Planungsstudie vorlegte, die überdies vom Bauamt als nicht umsetzbar angesehen wurde – also möglicherweise eher ein Luftschloss wäre als ein neues Kino für Ahrensburg.

In dieser Phase des Stillstands signalisierte der Eigentümer des Edeka-Grundstücks dem Rathaus, dass er ein Konzept für die Alte Reitbahn habe und auch den Kinowunsch erfüllen könne. Demnach würde er gerne so bauen, dass dort Platz für einen modernen Edeka-Markt und andere Einzelhändler, aber auch für Wohnungen plus etwa 150 Stellplätze – die Kapazität des jetzigen Parkplatzes – wäre.

Der Plan wurde den Politikern im April nicht öffentlich vorgestellt

Als Clou des Ganzen präsentierte er seinen Plan eines Kinos am freiwerdenden Standort des Edeka-Marktes an der Bahnhofstraße, zwischen dem Parkhaus Alter Lokschuppen und dem HolzLand H. Wulf. Ein Konzept, das nicht nur der Verwaltung gefiel, sondern auch dem Bau- und Planungsausschuss, wo es im April im nicht öffentlichen Teil vorgestellt wurde.

Diskret führte das Ahrensburger Bauamt Gespräche mit dem potenziellen Investor und der Hamburger Firma K-Motion, die in Norddeutschland 14 Kinos betreibt, drei davon in Schleswig-Holstein: in Itzehoe, Norderstedt und Schleswig. K-Motion hatte schon länger sein Interesse bekundet, sich auch in Ahrensburg anzusiedeln.

Die Gespräche entwickelten sich so gut, dass das Projekt als Planungsalternative A im Rathaus eindeutig favorisiert wurde, während die drei möglichen Konkurrenten B (Mehrgenerationenwohnen mit Parkplätzen auf dem Stormarnplatz), C (das Kino- und Wohnungsbauprojekt von P & B) sowie D (Kino am Rohrbogenwerk) als nicht realistisch (C und D) oder am Standort nicht gewollt (B) abgelehnt wurden.

Das Gebäude soll im oberen Teil an den Alten Lokschuppen angrenzen

So könnte das Kino angelegt werden
So könnte das Kino angelegt werden © Rathaus Ahrensburg | Rathaus Ahrensburg

In der Sitzungsvorlage, die Stadtplanerin Katharina Freimuth für den Ausschuss vorbereitet hat, hat das Kino auf der etwa 4400 Quadratmeter großen Fläche bereits klare Konturen. Das Gebäude soll in verschiedene Höhen gegliedert sein und terrassenartig nach Westen in Richtung des Holzhandels abfallen. Der mit 16 Metern höchste Punkt des Gebäudes wäre ein Dach, das an den Alten Lokschuppen grenzt. Fünf Kinosäle wären auf zwei Ebenen verteilt. „Insgesamt könnte es etwa 950 Plätze geben. Der Kinobetreiber sieht viel Zuschauerpotenzial in der 32.000-Einwohner-Stadt Ahrensburg und in Nachbargemeinden wie Ammersbek und Großhansdorf“, sagt Katharina Freimuth. Parkplätze könnten um das Gebäude herum angelegt werden.

Weniger konkret sind die Pläne für die 6000 Quadratmeter große Alte Reitbahn. Klar ist nur, dass es ein gemischtes Nutzungskonzept von Einzelhandel, Wohnen und Parken geben sollte. Wichtig sei, so sagt Katharina Freimuth, dass dieser wertvolle Standort zwischen Innenstadt, Bahnhof und westlicher Stadt mit hoher Sensibilität entwickelt werden müsse. „Eine massive Bebauung wäre aus städtebaulicher Sicht nicht verträglich.“

Faktisch sind die Planungen noch nicht weiter als bei dem verworfenen Konzept bei P & B. Das soll sich nach Auffassung des Bauamts rasch ändern. Den Mitgliedern des Bauausschusses wird vorgeschlagen zu beschließen, dass die Planung fortgesetzt werde. Nächste Schritte wären, dass der B-Plan an der Bahnhofstraße im Sinne der Kinonutzung zu ändern sei und dass auf einen vorhabenbezogenen B-Plan an der Alten Reitbahn hingearbeitet werde.

Läuft alles rund, könnte die Alte Reitbahn in zwei bis drei Jahren bebaut sein

Andrea Becker, Ahrensburgs leitende Stadtplanerin, hat hohe Erwartungen an das Doppelprojekt, das den Durchbruch in einem zähen Planungsprozess bringen könnte: „Das könnte so etwas wie die Wünsch-dir-was-Tüte sein. Da ist alles drin, ohne dass ein Standort überfrachtet wird“, sagt sie.

Dennoch gibt es noch viele offene Fragen, etwa den Preis für das wertvolle Grundstück und den städtischen Einfluss auf Planung und Realisierung. Sollten konkrete Planungen der Entwickler in Einklang mit dem städtebaulichen Konzept gebracht werden, die Finanzierung geklärt, Bau- und Finanzausschuss und Stadtverordnetenversammlung einverstanden sein, dann könnte nach Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans und der Änderung des B-Plans an der Bahnhofstraße (für das Kino) die Realisierung beginnen. Wenn alles rund laufen sollte, würde die Alte Reitbahn in zwei bis drei Jahren bebaut sein und das Kino etwa ein Jahr später eröffnen.