Ahrensburg. Erst bot ein Projektentwickler für das Grundstück, dann zog sein Konkurrent nach. Ein seltsamer Vorgang ohne Erfolgsaussicht.
Das Grundstück Alte Reibahn in Ahrensburg ist so begehrt, dass mögliche Projektentwickler ungewöhnliche Maßnahmen ergreifen, um den Zuschlag zu bekommen. Die beiden Bewerber haben im April quasi ein unorthodoxes öffentliches Bieterverfahren eröffnet. Nachdem die P & O Unternehmensgruppe ihr Angebot für den Kauf des Grundstücks über zwei Millionen Euro per Mail an Verwaltung und Stadtverordnete geschickt hatte (wir berichteten), zog P & B Bau Consulting mit einem Angebot in gleicher Höhe nach. Das haben die Projektentwickler um Susanne Philipp, CDU-Mitglied und ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin, jetzt öffentlich gemacht. „Wir betrachten unser Angebot als Handlungsgrundlage“, sagt Susanne Philipp.
Offenbar will P & B neuen Schwung in ein Verfahren bringen, das seit fast einem Jahr stillsteht. Im Juni 2014 hatte das Ahrensburger Unternehmen mit seiner ambitionierten Idee von der Bebauung der exponierten Fläche nahe dem Rathaus, die derzeit als Parkplatz genutzt wird, die Ausschussmitglieder überzeugt. Nicht weniger als ein Kino, Wohnbebauung, Flächen für Gastronomie, einen Supermarkt und einen Elektronikmarkt plus zahlreiche Parkplätze in einer zweigeschossigen Tiefgarage versprachen die Entwickler. Daraufhin beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erarbeiten. Dieser Plan steht noch immer aus.
Bürgermeister und Bauamtsleiter vermissen konkrete Pläne der Entwickler
Ulrich Kewersun, Leiter des Bauamts, widerspricht der laut gewordenen Kritik, die Verwaltung trage die Schuld an der Verschleppung des Verfahrens – die Gründe dafür sieht er beim Antragsteller: „Das Grobkonzept für eine Bebauung der Alten Reitbahn, das zu einem Absichtsbeschluss geführt hat, ist in den Folgemonaten nicht konkretisiert worden. Wir können nicht einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf der Basis von Vorplanungen erstellen, die konkret nicht mehr sagen, als dass das Projekt irgendwie realisiert wird. Außerdem erscheint die Baumasse nach dem ersten Konzept maximiert, wenn nicht gar überzogen.“
Auch Bürgermeister Michael Sarach vermisst noch elementare Voraussetzungen für das weitere Verfahren: „Wir können nur genehmigen, was geplant ist. Es muss klar sein, wie alles laufen soll und wer das finanziert und baut, bevor wir für viel Geld einen vorhabenbezogenen B-Plan entwickeln“, sagt er. Das sieht Bauamtsleiter Kewersun genauso: „Es bringt nichts, wenn über die Öffentlichkeit verschiedene preisliche Angebote für das Grundstück gemacht werden. Zunächst muss das Entwicklungsziel für dieses wichtige Grundstück realistisch festgelegt werden.“
Wahrscheinlich werden die Weichen dafür, wie es an der Alten Reitbahn weitergeht, in zwei Ausschüssen gestellt. Der Bau- und Planungsausschuss wird sich wohl in seiner Sitzung am 6. Mai im nicht öffentlichen Teil mit dem Thema beschäftigen. Der Finanzausschuss wird sich laut seinem Vorsitzenden Christian Conring, CDU, nicht am 4. Mai, sondern erst am 8. Juni mit den zwei Kaufangeboten befassen.
Der Bauausschussvorsitzende hält das Gebot für nicht akzeptabel
Hartmut Möller, SPD, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses, findet, dass die „grundsätzliche Problematik der Umsetzung“ bei dem bislang favorisierten Großprojekt von P & B Bau Consulting noch nicht befriedigend geklärt sei. „Auch dem aktuellen Kaufangebot liegen nur Zeichnungen bei, die keine Entwurfsqualität haben“, sagt Möller. Auch den von beiden Investoren vorgeschlagenen Kaufpreis betrachtet er als nicht akzeptabel: „Ich hörte, dass der Wert des Grundstücks schon zu D-Mark-Zeiten auf umgerechnet zweieinhalb Millionen Euro geschätzt worden sei.“ Susanne Philipp hält dagegen, dass sie sich bei ihrem Angebot auf die Einschätzung eines externen Gutachters beziehe, der das Grundstück im Herbst 2014 bewertet habe.
Hartmut Möller ist unzufrieden mit dem bisherigen Verfahren, das sich recht unübersichtlich entwickelt hat. „Es ist besser, wenn es eine Ausschreibung gibt und die Stadt vorher sagt, was sie will“, sagt der Bauausschussvorsitzende. Bürgermeister Sarach befürchtet, dass es an der Alten Reitbahn wie am Lindenhof laufen könnte: „Die Stadt hat nicht definiert, was wir an dem Standort wollen. Und dann wird öffentlicher Druck aufgebaut, um ein bestimmtes Projekt durchzusetzen.“