Ahrensburg. In einem internen Schreiben bietet die P&O Unternehmensgruppe der Stadt zwei Millionen Euro für das 6000 Quadratmeter große Grundstück an.

Zwei Millionen Euro, sofort bezahlt, bei unverzüglichem Abschluss eines Kaufvertrages für das Grundstück Alte Reitbahn. Das bietet die Hamburger Unternehmensgruppe P&O den Ahrensburger Stadtverordneten in einem internen Schreiben an, das dem Abendblatt vorliegt. Wie dringlich den Investoren ihr Anliegen offenbar ist, lässt sich erahnen: Die Worte „unverzüglich“ und „sofortig“ sind unterstrichen. Das Angebot inklusive Projektbeschreibung und Skizzen hat P&O an die Stadtverordneten per E-Mail gesendet.

Das städtische Grundstück an der Stormarnstraße wird derzeit als Parkplatz genutzt. Es hat eine Fläche von 6000 Quadratmetern und ist eines der letzten profitversprechenden Grundstücke in der Innenstadt. Vor etwas mehr als einem Jahr traten zwei Kaufinteressenten unabhängig voneinander an die Stadt heran. Die P&O-Unternehmensgruppe sowie der Projektentwickler P&B Bau Consulting, wohinter sich die Ahrensburger Politikerin Susanne Philipp verbirgt. Philipp trat nach Kritik aus Reihen der Stadtverordneten von ihren Ämtern, sie war Stadtverordnete, stellvertretende Bürgermeisterin und Mitglied des Bauausschusses, zurück und bewarb sich um die Anhandgabe des Grundstücks. Erfolglos.

Die Politiker stimmten für eine Bebauung mit Kino

Dabei hatte sich Philipp zuvor mit ihrem Konzept gegen den Konkurrenten durchgesetzt. Knapp votierten die Politiker für eine Bebauung, die Philipps Konzept am nächsten kam: Den Bau eines Gebäudes mit Wohnungen, Einzelhandelsflächen und einem Kino. Die P&O Unternehmensgruppe unterdessen plante eine reine Wohnbebauung auf dem Grundstück, was die Mehrheit der Politiker ablehnte.

Im Herbst wurde es wieder ruhig um die Alte Reitbahn – zumindest in der öffentlichen Debatte. Hinter verschlossenen Türen gingen die Verhandlungen offenbar weiter. In ihren Schreiben an die Politik begründet die P&O Unternehmensgruppe nämlich ihr Kaufinteresse unter anderem mit dem Satz: „Im Rahmen unseres Gesprächs mit dem Bürgermeister am 19. März 2015 hatte Herr Sarach uns nun gebeten, unser Kaufangebot um einen konkreten Kaufpreis zu erweitern.“ Der Bürgermeister, der derzeit im Urlaub ist, war für das Abendblatt in der Sache nicht zu erreichen. Seine Stellvertreterin Carola Behr (CDU) wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern.

Thomas Bellizzi, Fraktionschef der FDP sagt dazu: „Mich verwundert die Aufforderung des Bürgermeisters doch sehr, schließlich setzt er sich damit über den Beschluss der Politiker hinweg.“ CDU-Fraktionschef Tobias Koch sieht das ähnlich, er sagt: Für die Nutzung, die dem Investor vorschwebt, steht das Grundstück nicht zur Verfügung. Wir haben schließlich einen Beschluss, und der sieht vor, dass ein Gebäude mit Wohnungen, Einzelhandel und einen Kino gebaut wird.“ Mittlerweile zeigt sich P&O zwar offen beim Thema Einzelhandel und Kino, so recht abnehmen wollen die Politiker dem Investor die Kehrtwende allerdings nicht. Verwundert über die Herangehensweise sei er vor allem, sagt Peter Egan, Stadtverordneter der WAB: „Es ist merkwürdig, dass der Investor an die Politik herantritt, obwohl die Verhandlungspartner doch im Rathaus sitzen.“

Auf dem jetzigen Edeka-Gelände könnte ein neues Parkhaus gebaut werden

Zudem bietet die P&O Unternehmensgruppe in ihrem Schreiben der Politik an: „Ergänzend weisen wir darauf hin, dass wir auch für die Realisierung eines Parkhauses an anderer Stelle zur Verfügung stehen.“ Kein ungeschickter Kniff. Nach Abendblatt-Informationen soll es bei der Niederlassung des Edeka Woldmann an der Bahnhofstraße Interesse geben, an die Alte Reitbahn zu ziehen. Es soll Pläne im Rathaus geben, das Grundstück aufzukaufen und dort ein Parkhaus zu bauen. Es soll als Erweiterung für das bestehende, den Alten Lokschuppen, dienen.

Doch auch die SPD und die Grünen, die sich seit Beginn der Debatte prinzipiell gegen ein Kino und für reine Wohnbebauung ausgesprochen haben, können dem Angebot von P&O wenig abgewinnen. Hartmut Möller, Chef der SPD-Fraktion: „Wir ziehen eine Bebauung mit bezahlbaren Wohnraum vor.“ Zudem sei er für ein transparentes Verfahren, wenn es um den Verkauf des Grundstücks geht. Jörg Hansen, Stadtverordneter der Grünen, sagt: „Zum einem ist der Preis nicht sonderlich lukrativ, zum anderen steht der Investor eher für hochpreisigen Wohnungsbau, auch wir ziehen aber die Schaffung günstigen Wohnraums vor. Da gibt es mehr Bedarf.“