In Ahrensburg werden im Jahr etwa 2,3 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt – für die kreisweit geringsten Gebühren.

Wir haben den Tiefpunkt von Ahrensburg erreicht und stehen zugleich an einem Ort, der Spitze ist, was die Leistungsfähigkeit einer städtischen Einrichtung betrifft. Die Rede ist von der Stadtentwässerung und ihrer Kläranlage, die an der Grenze zum Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt gebaut wurde – „sinnvollerweise am tiefsten Punkt von Ahrensburg“, sagt Henning Wachholz, seit 2009 Chef der Stadtbetriebe und damit für den Bereich verantwortlich, der regelmäßig von Politikern aller Fraktionen für Effizienz, Transparenz und Kosten gelobt wird.

Ahrensburg leistet sich eine eigene Kläranlage und nutzt die Selbstständigkeit so gut, dass sie sich für die Bürger rechnet. Die Schmutzwassergebühr der Stadt beträgt 1,60 Euro pro Kubikmeter. Das ist der niedrigste Satz im Kreis (siehe unten). Die Arbeit von Henning Wachholz und seinem, wie der Bio-Ingenieur sagt, „kleinen, aber feinen Team“ von 19 Mitarbeitern ist noch höher zu schätzen, wenn man die Entwicklung der Gebühren betrachtet. Im Jahr 2001 wurden in Ahrensburg für den Kubikmeter Schmutzwasser 2,29 Euro berechnet, seit 2014 steht der Preis bei 1,60 Euro – eine Gebührensenkung über die Jahre von mehr als 30 Prozent, in Zeiten, in denen Preise üblicherweise stetig steigen.

Abwassergebühren sind lokal unterschiedlich

Wer ein Grundstück besitzt, das an die öffentliche Abwasserbeseitigung angeschlossen ist, muss Abwassergebühren zahlen. Die Höhe ist lokal unterschiedlich, da die Abgabe auf der Grundlage kommunaler Satzungen erhoben werden...

In Hamburg liegt die Schmutzwassergebühr bei 2,09 Euro pro Kubikmeter. Außerdem gibt es eine Niederschlagswassergebühr von 73 Cent je Quadratmeter Fläche.

In Bad Oldesloe beträgt der Gebührensatz für Schmutzwasser 2,18 Euro pro Kubikmeter. Für Niederschlagswasser zahlen Oldesloer 45 Cent pro Quadratmeter.

In Reinfeld fällt die Schmutzwassergebühr deutlich höher aus als in der Nachbarstadt: 3,39 Euro beträgt sie pro Kubikmeter – das ist der höchste Wert in Stormarn. Die Niederschlagswassergebühr liegt bei 9,79 Euro je 25 Quadratmeter befestigter Grundstücksfläche.

In Reinbek liegen die Schmutzwassergebühren bei 1,75 Euro pro Kubikmeter. Für Regenwasser zahlen Einwohner 55 Cent pro Quadratmeter.

In Ahrensburg ist die Schmutzwassergebühr am günstigsten. 1,60 Euro zahlen die Bürger pro Kubikmeter. Die Höhe der Niederschlagsgebühr liegt bei zehn Euro je 25 Quadratmeter befestigter Grundstücksfläche.

In Glinde müssen 2,11 Euro Schmutzwassergebühr pro Kubikmeter gezahlt werden. Die Höhe der Niederschlagswassergebühr liegt bei 39 Cent pro Quadratmeter. Damit ist Glinde die Stadt Stormarns, in der die Regenwassergebühr am günstigsten ausfällt.

In Bargteheide liegt die Gebühr für Schmutzwasser bei 2,30 Euro pro Kubikmeter. Die Einwohner Bargteheides haben Glück: Eine Niederschlagswassergebühr gibt es in der Stadt bisher noch nicht. (hppk)

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Möglich wird dies durch eine Anlage, die zwischen 1988 und 1994 nahezu neu gebaut wurde und seither so gut gewartet wird, dass auch bereits abgeschriebene Bestandteile wie die Tropfkörper noch zuverlässig arbeiten. Zudem wurde immer dann modernisiert, wenn eine Investition auf Dauer wirtschaftlichen Nutzen versprach. An der Anlage, die überdies häufigem Schwachstellen-Controlling unterzogen wird, lässt sich im kleinen Maßstab gut beschreiben, wie die Reinigung unseres Abwassers funktioniert.

210 Kilometer Kanäle für Regen und Schmutzwasser liegen unter der Stadt

Ungefähr 2,3 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser werden jährlich in der Ahrensburger Kläranlage gereinigt. Ein Großteil dieses Wassers nimmt vorher einen Weg, den es ohne Hilfe nicht bewältigen könnte. Das Ahrensburger Höhenprofil vergleicht Henning Wachholz mit einem umgedrehten Teller. Er beschreibt die Mitte Ahrensburgs als uhrglasförmig gewölbte Endmoräne, die ringsum von teils moorigen und weitgehend naturbelassenen Niederungen umschlossen wird.

Insgesamt 210 Kilometer Kanäle sind in zwei getrennten, etwa gleichlangen Röhrensystemen unter der Stadt verlegt: eines für das Niederschlagswasser, das in 29 Regenrückhalte- und Klärbecken von Sedimenten befreit in den natürlichen Wasserkreislauf zurückfließt. Das andere System transportiert das Abwasser der Stadt. Es überwindet mit Hilfe von Pumpen – die Stadt nutzt 15 Pumpwerke und
15 Kilometer Schmutzwasserdruckrohrleitungen – auch ansteigendes Gelände, um schließlich in der Kläranlage im Norden anzukommen, wo es tagsüber im Ausgleichsbecken gesammelt wird, bevor die Reinigung beginnt.

Zahlen rund um Zu- und Abwasser

51 sogenannte Abwasserbehandlungsanlagen, besser bekannt als Klärwerke, gibt es laut unterer Wasserbehörde im Kreis Stormarn. Im Jahr 2010 waren es laut Statistikamt Nord 47, wovon 23 mit biologischer Behandlung und zusätzlichen Verfahrensstufen arbeiteten.

37 Kanalnetzbetreiber gibt es laut Statistikamt Nord im Kreis Stormarn. Sie verwalten insgesamt 1762 Kilometer Rohre. Darunter sind 44 Kilometer Mischwasserkanäle, 924 Kilometer Schmutzwasserkanäle und 794 Kilometer Regenwasserkanäle.

3110 Tonnen Klärschlamm fielen im Kreis Stormarn im Jahr 2011 an. 1463 Tonnen nutzte die Landwirtschaft, der Klärschlamm wurde von den Bauern als Dünger auf den Feldern verteilt. Die restlichen 1647 Tonnen wurden verbrannt.

Die Häuser und Wohnungen von rund 225.000 Einwohnern in Stormarn waren 2010 an eine öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Rund 4300 Menschen lebten ohne Anschluss und versorgten sich selbst.

Rund 8,9 Millionen Kubikmeter Wasser betrug die Jahresabwassermenge in Stormarn im Jahr 2010. Sie setzte sich zusammen aus 7,5 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser, 950.000 Kubikmeter Fremdwasser und 440.000 Kubikmeter Niederschlagswasser. Als Fremdwasser wird zum Beispiel Grundwasser bezeichnet, das durch Undichtigkeiten in die Kanalisation eindringt.

141 Liter Wasser wurden 2010 in Stormarn pro Tag und je Einwohner abgegeben. 248.000 Kubikmeter Wasser wurden an gewerbliche Abnehmer abgegeben, knapp 11,3 Millionen Kubikmeter an Haushalte. Insgesamt lag die Wasserabgabe bei 11,5 Millionen Kubikmeter Wasser.

22 Menschen arbeiten in der Kreisverwaltung beim Fachdienst 43 „Wasserwirtschaft – Untere Wasserbehörde“. Sieben von ihnen kümmern sich um den Aufgabenbereich „Abwasserbeseitigung“.

Rund 1500 Kleinkläranlagen gibt es laut der unteren Wasserbehörde des Kreises, sie reinigen das Wasser von drei Prozent aller Haushalte.

26, 5 Millionen Kubikmeter Wasser gewann der Kreis Stormarn im Jahr 2010 insgesamt. (hppk)

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Wie beliebig angeordnet erscheinen die vielen Gebäude auf dem Areal der Stadtentwässerung: Klötze, Türme, Hallen und Becken, die allesamt durch ein Gewirr von Rohren und einen markanten, blau verkleideten Hochkanal miteinander verbunden sind. Der begehbare Kanal ist für Olaf Grönwald, den Leiter der Kläranlage, eine ihrer großen Qualitäten: „Wegen des hohen Grundwassers wurden die Leitungen in der Höhe verlegt. Das war zwar teuer, aber wir profitieren heute von dieser Investition, weil wir an alles gut herankommen, was uns die Wartung und Erweiterung der Anlage erleichtert.“

Das Gebäude am Anfang der Kette sieht nicht nur hermetisch aus, es ist wie alle anderen der Anlage so abgeschlossen, dass weder Geräusche noch Gerüche nach außen dringen – mit Rücksicht auf gar nicht so weit entfernte Anwohner im idyllischen Grün. Olaf Grönwald warnt vor dem Eintreten: „Es müffelt hier ein bisschen.“ Tatsächlich ist der Geruch in der Vorreinigungshalle dank Unterdruck und Luftzufuhr weniger schlimm als befürchtet. Die erste Reinigungsstufe ist eine mechanische, zwei Rechen fischen Fremdkörper aus dem Abwasser, in den belüfteten Sandfängen werden grober Sand und Fett getrennt.

Selbst produziertes Methangas liefert Energie und Wärme für die Anlage

Es folgen zwei weitere Reinigungsstufen, die biologische und die chemische, in mehreren Schritten: in Belebungsbecken, in denen nacheinander durch Belüftung und Sauerstoffentzug Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphatverbindungen abgebaut werden. Im Zwischenklärbecken wird der Belebtschlamm vom Abwasser getrennt, das in den sogenannten Tropfkörper gepumpt wird, wo Ammoniumstickstoff zu Nitratstickstoff umgewandelt wird. Danach erfolgt eine Denitrifikation im Schlammbettreaktor und schließlich die Filtration, bei der durch Beigabe von Eisen(III)chloridsulfat die Phospate getrennt werden können.

Das geklärte Wasser läuft in den Bornteich unterhalb der Tropfkörper. Entwässerte Schlämme werden mit zugeführten Fetten bei 38 Grad Celsius im Faulbehälter gesammelt, wo sie energiereiches Methangas produzieren, das die Motoren im Blockheizkraftwerk antreibt, das wiederum die gesamte Anlage mit Energie und Wärme versorgt, was einen fast autarken Betrieb ermöglicht. Der Klärschlamm wird nach Hamburg zur Monoverbrennung transportiert. 2014 waren das 2901 Tonnen, die Zahl der Container betrug 264.

Ein komplexes System, an dessen Optimierung ständig gearbeitet wird. Henning Wachholz denkt bereits über eine solare Trocknung in einer Gewächshaus-ähnlichen Anlage nach, die den Klärschlamm noch wirksamer entwässern könnte. „Bislang ist aber noch kein wirtschaftlicher Vorteil erkennbar“, sagt er. Vorstellbar erscheint ihm auch eine vierte Reinigungsstufe, die vom Gesetz vorgeschrieben werden könnte: eine Filtration durch Aktivkohle, die Mikroverunreinigungen durch Medikamentenrückstände beseitigen soll, was die Abwassergebühr spürbar teurer machen würde.

Am Ende unseres Rundgangs stehen wir am Überlauf vom Bornteich in die Aue, gegenüber vom Neubaugebiet Erlenhof. Wer sich fragt, wie die Aue den Zufluss des frisch geklärten Wassers verträgt, den kann Olaf Grönwald: beruhigen: „Von hier kommt fast besseres Wasser als vom Oberlauf der Aue.“