Hammoor. Gegen den Feuerwehrmann wurde Haftbefehl erlassen. Nicht alle Taten in Stormarn sind aufgeklärt. Gibt es noch mehr Feuerteufel?

Die Brandserie in Hammoor ist aufgeklärt. Der festgenommene 24 Jahre alte Feuerwehrmann hat gestanden, das historische Reetdachhaus in seiner Heimatgemeinde am Sonntagmorgen angezündet sowie sechs weitere Brände gelegt zu haben. Gegen den Hammoorer wurde Haftbefehl erlassen. Er sitzt in Lübeck-Lauerhof, der Justizvollzugsanstalt der Hansestadt. Trotz dieses Ermittlungserfolges ist sich die Polizei sicher: In Stormarn sind weitere Brandstifter bisher unerkannt.

Günter Möller, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagt: „Wir können nicht ausschließen, dass der 24-Jährige für weitere Taten infrage kommt, aber das halte ich für unwahrscheinlich.“ Auch gehen die Ermittler davon aus, dass der Feuerwehrmann allein agiert hat. Angaben zu einem Motiv soll der Verhaftete gemacht haben. Möller: „Zu Details werden wir uns nicht äußern.“

Bürger aus Hammoor und Umgebung sind erleichtert

Nach Abendblatt-Informationen sollen möglicherweise Feindseligkeiten eines der Motive des jungen Mannes gewesen sein. Von den sieben Taten war fünf Mal der Hammoorer Landwirt Hans-Joachim Gerken betroffen, er sagt: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander.“ Doch der Landwirt sei froh, dass die Brandserie endlich aufgeklärt ist. „Aber an Aufatmen ist nicht zu denken.“ Er fürchte, dass Nachahmer weiterhin ihr Unwesen treiben könnten.

Erleichtert sind zumindest Bürger aus Hammoor und Umgebung. „Mir geht es viel besser, jetzt wo ich weiß, dass der Täter gefasst ist.“, sagt Karsten Janicki aus Tremsbüttel und schaut sich das niedergebrannte Reetdachhaus genauer an. „Wer weiß, was als nächstes in Brand gesteckt worden wäre. Erst waren es die Strohballen, dann ein leerstehendes Haus, vielleicht hätte das dem Täter bald nicht mehr gereicht?“, sagt er. Den jungen Feuerwehrmann kenne er nicht persönlich, habe aber gehört, er sei ein freundlicher Kerl. Dass der Brandstifter in der Feuerwehr ist, habe er vermutet: „Ich habe schon oft gehört, dass Feuerwehrmänner Brände legen“, sagt Janicki.

Während sich bei den Bürgern Erleichterung breit macht, beginnt für die Feuerwehr die Aufarbeitung des Geschehenen. Helmut Drenkhahn, Bürgermeister und selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hammoor, sagt: „Wir sind natürlich alle betrübt darüber, dass es jemand aus unseren Reihen war. Aber auch erleichtert, weil das nun aufgeklärt ist.“ Das Vertrauensverhältnis unter den Kameraden sei nach wie vor stark. „Wir blicken jetzt nach vorn und hoffen, dass die Bürger verstehen, dass auch wir Opfer dieses Brandstifters geworden sind.“

In Ahrensfelde haben schon neun Kameraden das Handtuch geworfen

Der Zusammenhalt in der Gruppe scheint in Hammoor, anders als in Ahrensfelde, gut zu sein. Die Ahrensfelder Ortswehr kämpft indes mit Auflösungserscheinungen. Kreisbrandmeister Gerd Riemann berichtet, dass bereits neun Mitglieder die Wehr verlassen hätten. Anfeindungen von Außen und ein gestörtes Vertrauensverhältnis – das sei zu viel für die Feuerwehrleute gewesen. „Wir müssen auch weiter fürchten, dass noch mehr Feuerwehrmänner unter den Tätern sein könnten bei so vielen unaufgeklärten Fällen. Rund 100 Brandstiftungen in Ahrensburg und Umgebung sind laut Polizei noch nicht aufgeklärt. Dazu gehört eine Serie von Papiercontainer- und Autobränden.

Dass der 24-Jährige aus Hammoor derjenige ist, der für die Brände auf Gerkens Feldern verantwortlich ist, wundert den Landwirt nicht. Gerken: „Ich hatte ihn bereits im Verdacht, bin schon im November mit meinen Erkenntnissen zur Polizei gegangen. Aber es ist nichts passiert.“ Laut Gerken gibt es auch eine Verbindung zu einem der Täter aus Ahrensfelde. „Sie haben beide im selben landwirtschaftlichen Betrieb in Hammoor gearbeitet.“

Der 24-Jährige soll geistig benachteiligt sein

Nach Abendblatt-Informationen soll der 24-Jährige zudem geistig benachteiligt sein. Das sei erstmal grundsätzlich kein Hindernis bei der Aufnahme in die Feuerwehr“, sagt Volker Arp, Landesgeschäftsführer des schleswig-holsteinischen Feuerwehrverbands. Spezielle Richtlinien, wer Feuerwehrmann werden kann, gebe es nicht. „Wer Feuerwehrmann bei einer Freiwilligen Wehr werden möchte, muss körperlich und geistig fit sein. Es gibt ein Gespräch, in dem über die persönliche Situation und die Erwartungen gesprochen wird.“ Auch Menschen mit Defiziten könnten zur Feuerwehr, solange sie die Einsätze meistern und engagiert seien. Arp: „Um zu verhindern, dass Feuerwehrmänner zu Brandstiftern werden, hilft nur Prävention, was wir im Verband durch Brandschutzerziehung und Lehrgänge betreiben.“

Kontrolle sei kontraproduktiv, glaubt der Verbandschef: „Wenn wir anfangen, die Anwärter zu kontrollieren, bauen wir nur Hürden auf und kriminalisieren auch die Kameraden.“ Dass Feuerwehrmänner zu Brandstiftern werden, könne nie ganz ausgeschlossen werden.

Von den knapp 200 Brandstiftungen in den vergangenen zweieinhalb Jahren ist ein Schaden von mehr als 3,5 Millionen entstanden. Laut Polizei gehen 290.000 Euro auf das Konto des Hammoorers. Er hatte im Januar 2013 Strohballen auf einem Feld am Tremsbütteler Weg angezündet, im Juni 2014 brannten dort wieder Strohballen. Im Juli hat der 24-Jährige einen Pferdeunterstand an der Hauptstraße angezündet. Im November desselben Jahres brannten wieder Strohballen an der Straße Lohweg. Zuletzt brannte es im Mai auf einem Feld an der Radelandstwiete und in einem Unterstand an der Hauptstraße.