Hammoor. Nach dem Brand eines Reetdachhauses in Hammoor wird ein 24-Jähriger festgenommen. In U-Haft gesteht er weitere Taten.

Der 24-Jährige, der nach der Brandstiftung an einem historischen Reetdachhaus am Sonntag in Hammoor festgenommen worden ist, hat sechs weitere Taten gestanden. Das bestätigte Polizeisprecher Holger Meier am Dienstagmorgen. „Damit sind alle Brandstiftungen der letzten zwei Jahre in Hammoor aufgeklärt“, sagt Meier. Gegen den 24-Jährigen wurde noch am Montagabend Haftbefehl erlassen.

Der Täter, laut Polizei ein Mitglied der Hammoorer Feuerwehr, hatte seit Januar 2013 immer wieder gezündelt: vier Mal brannten Strohballen sowie ein Pferdeunterstand und Holzunterstand mit Stroh. Es ist ein Schaden von rund 290.000 Euro entstanden.

Laut Hammoors Bürgermeister Helmut Drenkhahn von der Allgemeinen Wählergemeinschaft Hammoor (AWH) sollten 20 Kameraden der Feuerwehr noch nach ihrem Einsatz am Sonntagvormittag von der Polizei vernommen werden. „Die Polizei hat allerdings nur einen von ihnen in dem Bus der Kripo vor dem Hammoorer Gerätehaus befragt“, berichtet Drenkhahn. Der Bus sei anschließend weggefahren – vermutlich mit dem Verdächtigen darin. Laut Bürgermeister hat es mehrere Verdachtsmomente gegen den 24-Jährigen gegeben. „Er hat zwei Brände selbst alarmiert. Außerdem hat er in einem landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet und gewusst, wie Strohballen gelagert werden.“

Am Sonntagmorgen war, wie berichtet, ein mehr als 300 Jahre altes Reetdachhaus in der kleinen Gemeinde in Flammen aufgegangen. Der entstandene Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf rund 185.000 Euro. Nach Polzeiangaben hatte eine Zeugin „in unmittelbar zeitlicher und räumlicher Nähe zum Brandobjekt eine männliche Person gesehen“. Aufgrund ihrer Beobachtungen habe die Polizei den 24-Jährigen festgenommen. Nach Abendblatt-Informationen sind Reste eines Brandbeschleunigers an seiner Hose gefunden worden. Der junge Mann wurde am Montag auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Lübeck dem Haftrichter vorgeführt.

Zuletzt brannte Ende Mai Stroh in einer abgerissenen Scheune. Anfang Mai hatten Unbekannte erneut eine Strohmiete auf dem Feld des Landwirts Hans-Joachim Gerken angezündet. Es war bereits das fünfte Mal, dass Stroh auf seinen Feldern angezündet wurde. Dem Hamburger Abendblatt sagt Gerken auf Anfrage, dass nun das eingetreten sei, was er seit längerer Zeit vermutet habe. „Ich hatte schon länger einen Verdacht, der nun bestätigt wurde.“ Konkretisieren will der Landwirt seine Aussage jedoch nicht. Dem Abendblatt sagte der Landwirt noch im Mai dieses Jahres, er glaube, dass die Täter Ortskenntnisse hätten. Die Strohballen seien im letzten Winkel versteckt gewesen, sodass sie niemand zufällig hätte finden können.

Den im Dezember gefassten Brandstiftern konnte keine der Brandstiftungen auf den Feldern des Hammoorer Landwirts zugeordnet werden.

Dass die Lage innerhalb der Feuerwehr angespannt gewesen sei, berichtet zudem Horst Lassen (CDU), Erster stellvertretender Bürgermeister von Hammoor. „Es gab Verdächtigungen unter den Feuerwehrleuten.“ Das Verhältnis sei zunehmend angespannt gewesen.

Kreisbrandmeister Gerd Riemann wollte sich zunächst nicht zu dem konkreten Vorfall äußern. Er sagte dem Abendblatt gegenüber: „Ich habe aber immer damit gerechnet, dass noch weitere Festnahmen kommen würden, und dass darunter auch weitere Feuerwehrleute sein könnten.“ Es seien bisher immerhin noch an die 100 Fälle unaufgeklärt geblieben.

Abgesehen von den Strohballenbränden auf den Feldern von Landwirt Gerken gibt es rund 100 weitere ungeklärte Fälle – die meisten im Großraum Ahrensburg. Darunter sind nicht nur angezündete Strohballen, sondern auch Papiercontainer, Gartenlauben und Autos. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um mehrere Täter oder Tätergruppen handele.

In diesem Jahr hat es mit dem jüngsten Feuer bereits fünf Großbrände in Hammoor gegeben. Dreimal brannten Strohballen, und einmal stand ein Carport in Flammen, das Feuer griff auf das Wohnhaus einer jungen Familie über.

Weitere Einzelheiten zu dem aktuellen Fall und zu der Festnahme möchte die Polizei am heutigen Dienstag bekannt geben.