Bad Oldesloe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in vier Fällen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung gegen Mitarbeiter.

Nach nur einem Jahr unter der Leitung von Frank Wojciechowski ist die Integrierte Rettungsleitstelle Süd (IRLS) schon wieder auf der Suche nach einem neuen Chef. Der 49-Jährige, der mit seinem Team am 112-Notruf alle Einsätze der Rettungsdienste und Feuerwehren in den drei Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein koordinierte, hat offenbar selbst um seine Versetzung gebeten. „Er möchte wieder als Feuerwehrmann arbeiten“, sagt Anja Kühl, zuständige Fachdienstleiterin in der Kreisverwaltung.

Vor seinem Wechsel nach Bad Oldesloe am 1. April 2014 war Wojciechowski Ausbilder in der Landesfeuerwehrschule in Harrislee. Und bevor er 2007 nach Schleswig-Holstein kam, arbeitete er als Feuerwehrmann in Gütersloh. „Er hat selbst festgestellt, dass es mit der Aufgabe hier einfach nicht passt“, sagt Anja Kühl.

Seit Anfang April ist der Beamte krankgeschrieben und nicht im Dienst

Schließlich habe Wojciechowski darum gebeten, ihm bei der Suche nach einer anderen Stelle in seinem angestammten Bereich zu helfen. Ende März, bei der Jahreshauptversammlung der Stormarner Feuerwehren in Hamberge, teilte Landrat Klaus Plöger dem Jobinhaber dann mit, dass seine Stelle neu ausgeschrieben werde.

Frank Wojciechowski war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Vater dreier Kinder wohnt mit seiner Lebensgefährtin in dem 200-Einwohner-Dorf Tinningstedt bei Niebüll. Seit Anfang April ist der Beamte krankgeschrieben. Um nach seinem Jobwechsel nicht jeden Tag die gut 180 Kilometer lange Strecke bis nach Bad Oldesloe hin- und herfahren zu müssen, hatte er sich eine kleine Wohnung in Bad Segeberg gemietet.

Unterdessen stellen sich in zehn Tagen schon vier potenzielle Nachfolger für den Chefposten in Bad Oldesloe vor. Eine Frau und drei Männer sind unter 26 Bewerbern in die engere Wahl gekommen. Sie stammen aus Hamburg, Ostholstein und Hessen. „Die Einführung des Digitalfunks wird die erste große Aufgabe sein“, sagt Anja Kühl. Das Projekt war mehrfach verschoben worden, ursprünglich hatte auch Frank Wojciechowski es voranbringen wollen.

Die Neubesetzung der Stelle ist eine weitere Baustelle für Anja Kühl. Wortwörtlich. „Wir beginnen jetzt mit dem Ausbau der Leitstelle“, sagt die Fachdienstleiterin. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten im Juni abgeschlossen sein. Wie berichtet, werden zusätzlich zu den Räumen im zweiten Obergeschoss des Hauses B der Kreisverwaltung nun auch im dritten Obergeschoss Räume für die Rettungsleitstelle gebaut. 200.000 Euro kostet die Maßnahme. Vor zweieinhalb Jahren war die Leitstelle erst für eine Million Euro umgebaut worden – als die Leitstelle mit Ostholstein fusionierte. Doch auch der Ausbau wird nur eine Interimslösung sein. Plöger: „Es ist deutlich, dass wir in der Zukunft ein neues Gebäude brauchen.“ Möglicher Standort: in der neuen Rettungswache, die an der Straße Rögen in Bad Oldesloe gebaut werden soll.

Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Lübeck dauern an

Unterdessen ist bei der Staatsanwaltschaft Lübeck eine vierte Strafanzeige gegen die Oldesloer Leitstelle eingegangen. Sprecher Günter Möller: „Die Ermittlungen in allen vier Fällen dauern noch an.“ Die jüngste Anzeige stammt von dem Ahrensburger Hilmar Thanisch. Der 79-Jährige sagt: „Die körperlichen Schäden, die der Disponent mit seiner Fehleinschätzung bei meiner Frau verschuldet hat, kann ich so nicht hinnehmen.“

Thanisch hatte im August die 112 gewählt, nachdem seine Ehefrau Taubheitsgefühle im Gesicht und später starke intervallartige Schmerzen bekommen hatte. 35 Minuten und einen zweiten Anruf später kam der Rettungswagen. Der Disponent hatte einen gewöhnlichen Krankenhaustransport geschickt. Thanisch war unterdessen davon ausgegangen, er hätte einen Notruf abgesetzt. In dem Fall müssen die Retter gemäß der Hilfsfrist innerhalb von zwölf Minuten ankommen.

Ferner ermittelt die Staatsanwaltschaft in zwei weiteren Verfahren (Ahrensburg und östliche Herzogtum Lauenburg) wegen gefährlicher Körperverletzung, im Fall einer Ahrensburgerin wegen fahrlässiger Tötung.