Ahrensburg. Mitgliederzahl sinkt weiter: Laut Ahrensburger Kirchenblatt muss in den nächsten zehn Jahren jedes dritte Gebäude aufgegeben werden.
Immer stärker sinkende Mitgliederzahlen, deshalb immer weniger Steuereinnahmen: Der Kirchenkreis Hamburg-Ost muss seinen Sparkurs verschärfen. „Der Kirchenkreis arbeitet an einer Konzeption für den gesamten Kirchenkreis, 35 Prozent der Standorte müssen in den nächsten zehn Jahren geschlossen werden“: Das schreibt Ursula Wegmann, Vorsitzende des Beauftragtengremiums, das die Kirchengemeinde Ahrensburg leitet, im neuesten Kirchenblatt unter der Überschrift „Quo vadis, Kirchengemeinde?“. Nicht alle Standorte könnten erhalten werden, weil das Geld für Sanierungen fehle.
„Der Prozess läuft schon seit Jahren“, sagt Remmer Koch, ebenfalls im Beauftragtengremium und Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost, zu dem 116 Gemeinden mit 160 Kirchen, rund 460.000 Mitgliedern, 270 Pastoren und gut 3600 Mitarbeitern gehören. 134 Kindergärten sowie weitere 15 Einrichtungen und Tagungshäuser betreibt der Kirchenkreis. „Gerade im städtischen Bereich bewirtschaften wir zu viele Gebäude“, sagt Remmer Koch. Das Gebiet des Kirchenkreises umfasst den Osten Hamburgs, reicht bis Harburg und Bergedorf. Hinzu kommt die westliche Hälfte von Stormarn von Ahrensburg über Bargteheide, Siek und Trittau bis nach Glinde und Reinbek.
Bis zur Synode 2016 soll das Rahmenkonzept stehen
„Auch wenn es sehr plakativ klingt: Wir wollen bei sinkenden Einnahmen lieber in Menschen als in Steine investieren“, sagt Remmer Koch. Wo genau Häuser oder auch Kirchen geschlossen werden, sei noch nicht entschieden. „Das wird in Treffen mit Vertretern der Gemeinden und weiteren Workshops erörtert“, sagt Koch. Bis zur Synode im kommenden Jahr soll ein Rahmenkonzept zur Abstimmung vorliegen.
Das Personal soll laut Koch von Kürzungen weitgehend ausgenommen werden. „In dem Bereich haben wir die Zahlen über die Jahre laufend angepasst.“ So richten sich beispielsweise die Pastorenstellen nach der Zahl der Mitglieder. Im Gegensatz dazu habe es bei Gebäuden wie Gemeindezentren nahezu keinerlei Veränderungen gegeben. Die seien in den wirtschaftlich starken Jahrzehnten mit hohen Mitgliederzahlen und entsprechend vollen Kassen „nach dem Prinzip der Dezentralisierung“ vielerorts neu gebaut worden – jetzt aber zu kostspielig.
Die Ahrensburger Gemeinde steht beispielhaft für die Entwicklung: 1976 waren noch knapp 20.500 der damals 26.700 Einwohner in der evangelisch-lutherischen Kirche – ein Anteil von
77 Prozent. Bis zum Vorjahr stieg die Einwohnerzahl der Stadt auf rund 33.700, während die Zahl der Kirchenmitglieder auf lediglich 12.300 sank (36 Prozent). In den vergangenen fünf Jahren ist der Rückgang stetig gewachsen, von minus 189 Mitgliedern 2010 über minus 337 in 2012 bis auf minus 373 im Vorjahr.
In Hamburger Gemeinden sind weniger als 20 Prozent der Menschen in der Kirche
Ähnlich schwierig ist die Lage in weiteren Stormarner Gemeinden. In Barsbüttel sind 30 Prozent von 8500 Bürgern in der evangelischen Kirche, in Glinde ebenfalls 30 Prozent der 20.900 Einwohner. Etwas höher ist der Zulauf im Raum Bargteheide mit 41 Prozent von 27.500 Menschen, in Großhansdorf (40 Prozent), Trittau (42) Lütjensee und Siek (jeweils 43). In Hamburger Gemeinden sind es teilweise weniger als 20 Prozent.
Die Ahrensburger Kirchenvertreterin Ursula Wegmann verspricht in ihrem Ausblick, alles dafür zu tun, die Gemeinde finanziell wieder auf sicheren Füße zu stellen. Das geht offenbar nicht ohne Einschnitte: „In erster Linie geht es uns um ein lebendiges Gemeindeleben in der gesamten Gemeinde, dazu gehören aber auch Abschied von Vertrautem und Konzentration auf Wesentliches.“
Hier gelangen Sie direkt zum Kommentar von Abendblatt-Mitarbeiterin Mira Frenzel.