Ahrensburg. Die Polizei hat ehrenamtliche Sicherheitsberater geschult. Die Rentner sollen Altergenossen über die fiesesten Betrügermaschen aufklären.

Der Enkeltrick, Schockanrufe, Internetbetrügereien oder die Vorgehensweise von Einbrechern: Die drei freundlichen Herren aus Bad Oldesloe mit den ergrauten Haaren – es sind Holger Dünnes, 72, Ulrich Langenberg und Hans-Ulrich Raab, beide 67 – kennen sich mit Straftaten aus. Die pensionierten Ingenieure sind die ersten ehrenamtlichen Sicherheitsberater für Senioren (SfS) in Stormarn. Ausgebildet von der Polizeidirektion Ratzeburg, wollen sie ihr Wissen nun mit den Senioren im Kreis teilen. Das Ziel ist, sie durch Aufklärung vor Kriminellen schützen.

Einige Kriminelle haben es gezielt auf Senioren abgesehen

Polizeihauptkommissar Gerd Dietel ist Sachgebietsleiter für Prävention bei der Polizeidirektion Ratzeburg, er sagt: „Die Seniorenberater sin

d eine wertvolle Ergänzung unserer Arbeit zur Prävention.“ Bereits seit einem Jahr gibt es Sicherheitsberater, ein Projekt des Innenministeriums in Kiel. In den meisten Kreisen und den kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein gibt es die Berater bereits – und nun auch in Stormarn. Dietel: „Es ist sehr schön, dass es auch hier endlich geklappt hat.“

Drei Tage wurden Dünnes, Langenberg und Raab bei der Polizei ausgebildet. Die Themen ihres Seminars: beispielsweise Einbruchsschutz, Abzocke, Internetkriminalität, Verhalten als Zeugen einer Straftat und Gewalt in der Pflege. Die drei Sicherheitsberater werden auch in Zukunft eng mit Gerd Dietel zusammenarbeiten. Der Polizeihauptkommissar wird das Trio etwa mit Informationen über die neuen Maschen der Straftäter versorgen.

Zwar machen die über 60-Jährigen in Stormarn lediglich 7,2 Prozent aller Opfer von Straftaten (13.419 Delikte sind 2014 insgesamt gezählt worden) aus, und daher könne „eine besondere Gefährdung der Senioren nicht festgestellt werden“, wie in der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik vermerkt ist. Aber: Bei bestimmten Straftaten ist die Generation 60 plus besonders gefährdet.

In Bargteheide wurde kürzlich ein Trickbetrüger festgenommen

Einzelne Kriminelle sowie organisierte Banden haben es gar gezielt auf Senioren abgesehen. Es sind zumeist Trickbetrüger. Ihre beliebtesten Maschen: der Enkeltrick, der Betrug- und der Schockanruf. So rufen die Täter etwa bei älteren Menschen an. „Oma, rate mal wer ich bin?“ Das ist dann gern die Einstiegsfrage. Nennt die Gesprächspartnerin dann einen Namen, fängt der Betrüger im Namen des vermeintlichen Enkels an, eine Geschichte zu erzählen an deren Ende er oder sie aus irgendeinem Grund Geld benötigt. Die meist höhere Summe könne der Enkel aber nicht selbst abholen. Stattdessen werde ein Freund geschickt, der mit dem Opfer zur Bank geht.

Mit der Gutmütigkeit und der Sorge um die Verwandten wird auch beim Schockanruf gespielt. Dabei wird – ebenfalls am Telefon – den Opfern vorgegaukelt, ein Angehöriger befinde sich in einer dramatischen Situation und brauche Geld, um sich aus ihr zu befreien. Wie beim Enkeltrick kommt ein Unbekannter, um das Geld abzuholen.

Beim Betrugsanruf gibt sich der Anrufer beispielsweise als Bankangestellter aus – so zuletzt im Januar in Bad Oldesloe geschehen. Der vermeintliche Banker will aus einem fadenscheinigen Grund von dem Opfer empfindliche Daten wie den Kontostand, die Kontodaten, die Kreditkartennummer erfragen.

Aber auch vor Taschendieben, die es gezielt auf Senioren abgesehen haben, warnt die Polizei. Ein beliebter Trick, bei dem laut dem Polizeihauptmeister Tino Sdunek ein Dieb kürzlich in Bargteheide erwischt wurde, ist der Wechseltrick. So hatte der Mann ältere Kunden auf dem Parkplatz eines Supermarktes gebeten, ihm einen Euro für den Einkaufswagen zu wechseln, sie dabei abgelenkt und versucht Geld aus dem gezückten Portemonnaie zu fingern. Er wurde festgenommen.

Hans-Ulrich Raab sagt: „Für uns war in der Schulung auch viel Neues dabei.“ Er glaubt, dass er und seine Partner ausgezeichnete Vermittler dieses Wissens sein werden: „Wir kennen die Fragen und Bedürfnisse unserer Altersgenossen vielleicht etwas besser als jüngere Polizisten“, sagt er.

Eine Sache sei aber für sie schwer anzusprechen: Senioren, von denen einige aufgrund ihres Alters oder Erkrankungen nicht mehr in der Lage sind, sicher ein Auto zu führen.

Ein Vortrag der Sicherheitsberater kann telefonisch gebucht werden. Holger Dünnes ist unter der Telefonnummer 04531/5595, Ulrich Langenberg unter der 04531/169 57 58 und Hans-Ulrich Raab unter der 04531/880 13 99 zu erreichen.