Glinde. Vor 20 Jahren startete in Glinde eine Arbeitsgemeinschaft. Die Ehrenamtlichen bearbeiten die unterschiedlichsten Felder

Sie sind kostenlose Ideengeber für Verwaltung und Politik, aber auch Koordinatoren und Organisatoren, die Events mit mehreren Tausend Besuchern ins Leben gerufen haben. Rund 70 Glinder stecken regelmäßig ihre Köpfe zusammen, um das Image der 18.500-Einwohner-Kommune im Süden Stormarns zu verbessern. Sie engagieren sich für den Verein Stadtmarketing, dessen Aktivitäten vor 20 Jahren im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft begannen. Seitdem haben die Ehrenamtlichen eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Bürgermeister Rainhard Zug: „Sie haben viel geleistet und bewegt.“ Über ihre Motivation sagt der stellvertretende Vorsitzende Hans-Peter Busch: „Wir sind eine Gemeinschaft, die aus Liebe zu Glinde handelt.“

Der 67-Jährige war von 1984 bis 2002 Verwaltungschef der Stadt. Von ihm stammt die Idee, eine Gruppe von Bürgern zusammenzutrommeln, die ihre Fähigkeiten und Erfahrungen in die örtliche Gemeinschaft einbringen mit dem Ziel, Glinde besser zu vermarkten. Den Vorteil dieses Modells beschreibt Busch so: „Wir nutzen die Ressourcen sowie das Know-how der hier lebenden Menschen und nehmen auch noch die Bürger mit.“ Der Verein sei breit aufgestellt und bearbeite alle Felder des kommunalen Geschehens.

Ein Beispiel ist die Bebauung des alten Bundeswehrdepots

Busch war es, der erste Visionen für die Nutzung des ehemaligen Bundeswehrdepots in Zentrumsnähe vorstellte. Aus diesen Empfehlungen entwickelte sich ab 2006 die Planung für das Areal. Heute leben im Neubaugebiet An der Alten Wache rund 2200 Menschen. Zudem kreierte der Verein Flyer mit Touristikinformationen, Kultur- und Freizeitführer, gab einen Veranstaltungskalender für Glinde heraus und erarbeitete die erste Stadtfibel als Branchenbuch. Aus den Erlösen finanzierten Busch und seine Mitstreiter unter anderem Bänke an der Wanderwegen.

„All unsere Aktivitäten dienen dem Ziel, Glinde attraktiver und lebenswerter zu machen“, sagt der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Breiholz. Der 71-Jährige war früher PR-Chef bei BP. Er ist seit Oktober vergangenen Jahres im Amt, kam über einen Besuch bei den Glinder Jazztagen zu dem Verein, der dieses Event vom 4. bis 6. September bereits zum fünften Mal organisiert.

Genauso beliebt ist der Glinder Fischzug mit zahlreichen kostenlosen Kinderspielen: Am 20. Juni dreht sích auf dem Gelände am Mühlenteich wieder alles um Fisch und Maritimes. Nicht zu vergessen der Glinder Bauernmarkt am 25. Mai, organisiert in Kooperation mit dem Heimat- und Bürgerverein. Er machte Glinde weit über die Grenzen der Stadt bekannt, ist auch bei Hamburgern und Menschen aus dem Umland beliebt. Laut Busch ist der Bauernmarkt die größte Veranstaltung in der Kommune. „Da kommen rund 3000 Besucher, bei gutem Wetter vielleicht 4000.“

23.000 Euro Jahresetat, viele Ehrenamtliche spenden auch Geld

In der Verwaltung gibt es bis heute keinen Experten, der sich speziell um das Stadtmarketing kümmert. „Wir widmen uns diesem Thema zu wenig, ich wünsche mir auch in unserem Haus mehr Professionalisierung“, sagt Bürgermeister Zug, der am Sonntag zu den rund 90 Gästen zählte, die im Bürgerhaus das 20-jährige Bestehen feierten.

Heinz Preiß, Geschäftsführer von AutoNova, unterstützt den Verein finanziell
Heinz Preiß, Geschäftsführer von AutoNova, unterstützt den Verein finanziell © René Soukup

Auch Heinz Preiß, Geschäftsführer von AutoNova, war der Einladung gefolgt. Das Unternehmen unterstützt den Verein Stadtmarketing seit 15 Jahren. Er sagt: „Diese Institution macht Glinde bekannt und ist ganz wichtig.“ Es sei nicht selbstverständlich, dass sich Menschen in diesem Maße engagierten. „Für mich ist es eine Verpflichtung, die Aktivitäten zu unterstützen. Zeit kann ich für die Projekte leider nicht einbringen, dafür aber Geld spenden“, so Preiß.

Etwas mehr als ein halbes Dutzend Unternehmen fördern großzügig die Aktivitäten des Stadtmarketings, darunter auch ein Geldinstitut. 15.000 Euro kommen laut Busch so pro Jahr zusammen. „Unser Etat beträgt 23.000 Euro. Viele Ehrenamtliche bringen auch noch Geld mit.“

Der Verein ist in vier Arbeitsgruppen unterteilt: Stadtgestaltung, Wirtschaft und Soziales, Kultur, Freizeit und Sport sowie der Bereich PR mit dem Internetauftritt. Sie treffen sich alle vier bis sechs Wochen. Neben den 50 Mitgliedern arbeiten auch rund 20 Bürger mit, die nicht im Verein organisiert sind. „Leider haben auch wir Nachwuchsprobleme“, sagt Busch.

Joachim Lehmann (l.) vom TSV Glinde und Bürgervorsteher Rolf Budde
Joachim Lehmann (l.) vom TSV Glinde und Bürgervorsteher Rolf Budde © René Soukup

Auf der Feier hat der Verein übrigens spontan seine Unterstützung für den Sponsorenlauf des TSV Glinde am 3. Oktober zugesagt. Auch die Tafel, Feuerwehr und die Grundschule Tannenweg sind mit im Boot. Schirmherr ist Bürgervorsteher Rolf Budde (CDU). TSV-Boss Joachim Lehmann: „2014 hat das Stadtmarketing die Plakate für den Lauf entworfen, das war sehr hilfreich.“